Strix Group – Wasser(kocher)

ISIN: IM00BF0FMG91

aktueller Kurs: 48,45 Gbp

Ich nutze auf der Suche nach neuen Investmentideen unterschiedliche Quellen. Unter anderem schaue ich einmal in der Woche beim Value Investors Club vorbei. Es ist zwar relativ selten, dass ich dort etwas für mich passendes finde, aber manchmal sind wirklich tolle Ideen dabei. Mit der Strix Group habe ich diese Woche mal wieder ein interessantes Unternehmen entdeckt.

Neugierig gemacht hat mich in Stichworten folgende Konstellation:

– Burggraben durch sehr großen Marktanteil und Patente

– Bewertung mit einem KGV von 8

– Dividendenrendite von 4%

Strix Group Geschäftsbereiche

Die Strix Group ist für mich mal wieder ein Beispiel dafür wie vielfältig Geschäftsmodelle sind, mit denen Unternehmen ihr Geld verdienen können. Der größte Geschäftsbereich von Strix sind Sensoren für Wasserkocher, also die Sensoren die dafür sorgen, dass das Gerät sich nach dem Erreichen der Temperatur abschaltet.

Der Bereich „Kettle Controls“ erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2024 (die Zahlen für das ganze Jahr liegen noch nicht vor) einen Umsatz von 30,5 Mio. Pfund und das entspricht rund 46% des Gesamtumsatzes.

Regional teilt Strix den Bereich Kettle Controls noch mal in regulierte, wenig regulierte Märkte und China auf. Das reguliert bezieht sich dabei zum einem auf technische Sicherheit der Geräte als auch auf die Durchsetzung von Patentschutz. Die regulierten Märkte umfassen die „westlichen“ Staaten Europas, Nordamerikas inklusive Japan, Australien usw. Zu den weniger regulierten gehören dann die Länder des mittleren Ostens, Indien und ähnliche. Ich vermute, dass China separat geführt wird, weil es sehr groß und sehr umkämpft ist. Außerdem nimmt dort zwar die technische Regulierung zu, aber der Patentschutz könnte besser sein. Wie das Ausmaß der Regulierung und die Preisanforderungen der jeweiligen Regionen vermuten lassen, sind die Margen in den regulierten, westlichen Märkten deutlich höher als im Rest der Welt.

Im Jahr 2022 wurde als zweiter wichtiger Geschäftsbereich das australische Unternehmen Billi neu dazu gekauft. Bili bietet Wasserfilterlösungen und Boiler für die Abgabe von gekühltem, kochendem und sprudelndem Wasser direkt aus dem Hahn an. In Zusammenarbeit mit Strix erfolgt dort nur zuerst die Expansion in UK und demnächst auch in Europa. Im ersten Halbjahr 24 hat dieser Bereich 22 Mio. Pfund und damit einen Anteil von rund 33% erwirtschaftet.

Der dritte und letzte Geschäftsbereich nennt sich Consumer Goods. Strix liefert nicht nur Sensoren an Hersteller von Haushaltsgeräten, sondern stellt auch selber welche her und produziert solche auch für die Eigenmarken von großen Handelsketten. Der Umsatz in diesem Bereich belief sich auf 14,5 Mio. Pfund oder 21%.

Bewertung

Das erwartete 2025‘er KGV liegt laut comdirect bei 8,1 und wenn ich mir die Ergebnisse für das erste Halbjahr 2024 anschaue, braucht es dafür keine großen Ergebnissprünge.

Zuvor unterlag das Geschäft einigen von außen verursachten Schwankungen. Zunächst hat das Geschäft (und der Kurs) von der Corona Pandemie profitiert, um dann in 2022 unter dem Ukraine Krieg mit Inflation und Konsumentenverunsicherung zu leiden. Seit 2023 kommt die Gesellschaft wieder in ruhigere Fahrwasser.

Bilanzstruktur

Durch die Übernahme von Billi hat sich die Fremdkapitalquote stark erhöht und um diese wieder zu senken, hat das Unternehmen 2024 keine Dividende ausgeschüttet. Durch operativen Cash Flow und eine kleinere Kapitalerhöhung wurde die Verschuldung im Laufe 2024 bereits gesenkt und soll bis Ende 2025 wieder die Zielmarke von 1,5x (adj.) EBITDA erreichen.

Bezogen auf das EBITDA klingt die Verschuldung gar nicht so hoch, bezogen auf die Bilanz war es zum Ende 2023 eine Eigenkapitalquote von 22%. Neuere Zahlen habe ich leider nicht gefunden. 22% sind nicht viel, aber vielleicht noch ok. Ein Problem habe ich dann für mich bekommen, als ich mir die immateriellen Vermögenswerte angeschaut habe. Patente und aktivierte Forschungskosten machen für mich Sinn, bei einem Geschäftsmodell, das genau dadurch seinen Burggraben erzielt. Allerdings waren zum Ende 2023 zusätzlich auch noch 16,4 Mio. Pfund Kundenbeziehungen und 19,4 Mio. Goodwill aktiviert. Ich bin bei solchen Positionen immer skeptisch und fürchte Hilfsbuchungen, um eine Gegenposition für zu hohe Kaufpreise zu haben. Rechne ich vorsichtig beide Positionen aus der Bilanz heraus, reduziert sich das Eigenkapital auf rund 7 Mio. Pfund und eine EK Quote von 5% bei einer Börsenbewertung von 111 Mio. Pfund.

FAZIT

Strix ist vor etwa 5 Jahren zu einem Kurs an die Börse gegangen, der ungefähr 3x so hoch war wie der aktuelle.


Es gibt zwar keine Garantie, dass alte Kurse auch (schnell) wieder erreicht werden, aber sie zeigen irgendwie schon welches Potential die Börse schon einmal in diesem Unternehmen gesehen hat. Insbesondere das Kettle Control Geschäft ist mit seinem hohen Marktanteil und den Patenten in meinen Augen interessant. Die hohe Diskrepanz zwischen der Bewertung an der Börse und meiner vielleicht übervorsichtigen Art immaterielle Positionen zu korrigieren und auf die Bilanz statt nur auf den Cash Flow zu schauen, spricht dafür, dass wohl eher ich falsch liege. Trotzdem kann ich nicht aus meiner Haut und habe ich mich erst mal gegen ein Investment entschieden. Stattdessen werde ich mir die Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 anschauen, wenn sie am 30.04 vorgelegt wurden. Danach entscheide ich neu, ob die Aktie bei ins Depot oder zumindest auf die Watchlist kommt.

6 Gedanken zu „Strix Group – Wasser(kocher)

  1. searching four value

    Interesting.

    Ich sehe immer mehr von diesen Wasserhähnen. Für mich privat wäre das nichts aber bei Freunden (Hauskauf) und im Büro nach Renovierung sind solche Dinger jetzt drin.

    Sobald man eine Familie hat ist man (oder Frau) auch sehr gerne bereit etwas mehr zu zahlen für Haushalt Elektronik ilwenn dadurch die (Gefühlte) Sicherheit erhöht wird….

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    1. Value Mario Beitragsautor

      Ich halte das auch für einen Wachstumsmarkt. Allerdings schwierig zu beurteilen, wie die innerhalb der Branche aufgestellt sind, wenn man von der Branche keine Ahnung hat. Die Marktanteile und Patente bei den Wasserkochern hätten mich da leichter überzeugt…

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      1. Dirk R

        Hi,
        ich finde Strix auch recht überzeugend und wollte kaufen.
        Bei den deutschen Börsen gibt allerdings Spreads von > 7%.
        Habe daher erstmal gelassen.

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        1. Value Mario Beitragsautor

          Konntest oder wolltest du nicht in London kaufen?

          Alternativ würde ich mal eine Limit Order mit einem in London realistischen Kaufkurs reinstellen, ich hatte durchaus auch schon Fälle, wo meine Order dann doch ausgeführt wurde. Manchmal aber auch nicht. Wäre ein Versuch…

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  2. Anonym

    Danke, habe in London gekauft. Bei den unterschiedlichen Angaben in Pence und Pfund muss man (zumindest bei comdirect) echt aufpassen.

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