Eigenkapitalforum 2024

Diese Woche fand wieder das jährliche Eigenkapitalforum der Deutsche Börse statt. Da es letztes Jahr online so gut geklappt hat, habe ich mich dieses Jahr entschieden komplett nur online teilzunehmen und auf die Fahrt zum Frankfurter Flughafen zu verzichten. Ich bin mit meinem Artikel etwas später dran als normal, da es dieses Jahr leider einige technische Probleme gab. Mit der Möglichkeit die Präsentationen auch noch nachträglich zu sehen, konnte ich bis heute einige noch sehen, während ich andere verpasst habe. Zu letzteren zählte auch die Wüstenroth & Würtembergische, deren Präsentation ich gerne gesehen hätte, weil ich auf diese Position in meinem Portfolio bei der EKF 2022 gekommen bin und die Zahlen zuletzt doch sehr schlecht waren.

Dieses Jahr waren auch einige große Konzerne wie DHL und Deutsche Telekom vertreten, aber ich habe mich auf kleinere Unternehmen konzentriert, die zu meinem circle of competence gehören oder für die ich mich einfach interessiere. Ungewöhnlich war für mich, dass ich dieses Jahr in unmittelbaren Zusammenhang mit den Präsentation Aktien von zwei Unternehmen für mich gekauft habe. Über die beiden schreibe ich natürlich etwas und danach auch noch über ein paar andere Unternehmen, die ich interessant fand. Andere Präsentationen wie z.B. PNE, ABO Energy und Indus habe ich zwar angeschaut, habe aber aus meiner Sicht nichts wesentliches zu kommentieren.

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ENAV – Nachkauf

aktueller Kurs: 3,88 Euro

Ich habe vor etwas über einem Jahr eine Einstiegsposition in ENAV, der italienischen Flugsicherung gekauft. Eigentlich war zu der Zeit die Idee mehr über das Unternehmen zu lernen und nach einem Kursrücksetzer mehr zu kaufen.

So einen Rücksetzer auf weniger als 3 Euro gab es für kurze Zeit im Oktober 2023 aber da habe ich die Gelegenheit zu einem Nachkauf verpasst. Wahrscheinlich habe ich auf das Quartalsreporting gewartet und bis das raus war, hatte sich der Kurs schon wieder erholt. Längere Zeit hätte ich mit etwa 10% Abschlag nachkaufen können, aber das war nicht genug, um mich über den Preis zu motivieren. Stattdessen habe ich heute zum gleichen Kurs wie 2023 nachgekauft. Der Anlass dafür war aber nicht der Preis sondern die Tatsache, dass ich wenigstens einen Teil meiner Rückflüsse aus dem Aercap Verkauf letzte Woche sofort wieder anlegen wollte und zwar mit einem reduzierten Risikoprofil.

Der absolute Preis von Enav war also nicht der Auslöser für meinem Nachkauf, aber relativ gesehen, ist die Aktie jetzt trotzdem etwas günstiger. 2023 habe ich mit einem erwarteten KGV 21,3 und einer Dividendenrendite von 5% gekauft. Durch gestiegene Gewinne hat sich das KGV inzwischen auf 16,8 reduziert und die Dividendenrendite ist auf 6,2% gestiegen. Die leidige Doppelbesteuerung der Dividende ist immer noch ein Thema, aber auch mit der 11%-Punkte zu hohen Besteuerung ist dieses Niveau für mich attraktiv.

FAZIT

Enav ist in meinen Augen ein positiv langweiliges Investment. Die Chance auf einen etwas günstigeren Einstieg habe ich zwar verpasst, aber auch auf dem aktuellen Niveau halte ich die Aktie in diesem Sinne für attraktiv. Durch den Nachkauf ist die Position bei mir jetzt im unteren normalen Bereich und nicht mehr bewusst klein. Weitere Nachkäufe in der Zukunft kann ich mir auch vorstellen. Mal sehen, ob ich vielleicht doch noch mal mit einem größeren Abschlag kaufen kann, aber eigentlich wünsche ich mir, dass es so positiv langweilig weitergeht, wie die letzten 1,5 Jahre.

Aercap – Gewinnmitnahme nach 10 Jahren

aktueller Kurs: 95 USD

Das Flugzeugleasing Unternehmen Aercap ist eine meiner liebsten, längsten und bisher mit Abstand die größte Position in meinem Portfolio. Aus 3 Gründen, die ich gleich schildern werde, habe ich mich heute entschieden, dass erste mal seit 10 Jahren Gewinne mitzunehmen und damit meinen ursprünglichen Einstand aus dem Risiko zu nehmen.

1) Dividendenbesteuerung

Historisch hat Aercap nie Dividenden gezahlt. Die vorhandene Liquidität wurde entweder für die beeindruckende Expansion oder für Aktienrückkäufe unterhalb des Buchwerts verwendet. Wie der Kurs zeigt, war das eine sehr erfolgreiche Herangehensweise (in dem Corona Tal habe ich zum Glück auch noch mal gekauft):

Erst dieses Jahr hat Aercap begonnen eine Dividende zu zahlen. Noch ist sie mit einer Dividendenrendite von rund 1% sehr gering. Mir erscheint das sowohl vom Grundsatz als auch von der Höhe mal wieder eine sehr gute Entscheidung durch das Management zu sein. Das Unternehmen öffnet sich dadurch für Aktionäre die auf laufende Dividenden Wert legen und die niedrige Höhe erlaubt den Einstieg in eine lange Reihe von jährlich steigenden Dividenden, was dann in ein paar Jahren als Argument für die Attraktivität der Aktie herangezogen werden kann.

Für deutsche Privatanleger hat das Ganze leider mal wieder einen Haken. Da sich aufgrund der Konzernstruktur Irland und die Niederlande nicht einig sind, wer zum Abzug von Quellensteuern berechtigt ist, tun sie es einfach beide. Dadurch wird die Dividende mit 40% Quellensteuer belastet und für den deutschen Fiskus werden davon nur 15% angerechnet. Deutsche Steuer zahlt man also auch noch, so dass sich eine Gesamtsteuer von rund 60% ergibt. Darauf angesprochen, teilte mir ein Investor Relations Manager von Aercap mit, dass meine Bank nur fristgerecht melden müsste, dass ich in Deutschland sitze. Das sehen meine beiden Banken, die ich dazu befragt habe anders. Vorab scheint es gar keine Möglichkeit zu geben die 3-fach Besteuerung zu vermeiden und eine nachträgliche Erstattung ist entweder auch nicht möglich oder prohibitiv teuer.

Noch sind die Dividenden so gering, dass sich der Schaden in Grenzen hält, aber meine Sympathie für die Aktie ist dadurch definitiv gesunken. Spontan hatte ich deshalb sogar im September schon mal überlegt einen großen Teil der Aktien zu verkaufen. Da die Dividende noch so niedrig ist, habe ich mich dann aber doch entschieden erst mal abzuwarten.

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Teekay Corp – Gewinnmitnahme

aktueller Kurs: 8,42 USD

Folgendes habe ich vor fast genau einem Jahr geschrieben und mich dann entschieden meine Euronav Aktien wegen einer geänderten Quellensteuer nicht mit Gewinn zu verkaufen sondern in Frontline zu tauschen.

„Früher habe ich, wenn ein Investment gut lief, schnell versucht Gewinne mitzunehmen. Mit meinen aktuellen Tanker Investments habe ich es geschafft dieser Versuchung zu widerstehen. Stattdessen habe ich mir vorgenommen erst dann zu verkaufen, wenn entweder Tanker als Investments auf den Titelseiten der einschlägigen Presse auftauchen oder wenn so viele Tanker bestellt wurden, dass absehbar ist, dass der Zyklus sich wieder drehen wird.

Bisher gibt es zwar gelegentlich einen kleinen Artikel zu Tankern aber keinen Hype und auch die Bestellungen haben zwar zugenommen (überwiegend Auslieferungen 2025+), aber trotzdem befindet sich das Orderbuch noch auf einem historisch niedrigen Niveau und steht in keinem Verhältnis zu der Anzahl der Schiffe die Aufgrund ihres Alters in den nächsten Jahren zur Verschrottung anstehen.“

Einerseits könnte ich diese zwei Absätze auch heute noch so stehen lassen und andererseits habe ich im letzten Jahr noch öfter Artikel über Schiffsaktien in der Presse und auf Plattformen wie seeking alpha gelesen. Auch die Bestellungen von neuen Tankern gingen weiter, insbesondere im Bereich Aframax / LR2.

Da meine genannten Kriterien keine so exakte Grenze darstellen, wie ein zuvor errechnetes Kursziel ist es schwierig zu entscheiden, wann es Zeit ist zu verkaufen. Wie bei meinen letzten Verkäufen habe ich mich deshalb davon leiten lassen, dass es sich gerade für mich wichtiger anfühlt den richtigen Ausstieg nicht potentiell komplett zu verpassen als die Chance auf weitere Gewinne zu wahren.

Auch wenn ich mit dem ersten Verkauf kein optimales Timing erwischt habe, hat es sich aber trotzdem gelohnt noch ein Jahr zu warten.

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OMV Nachranganleihe 2025

ISIN XS1294343337

aktuelle Rendite 4,3%

Wenn ich letzte Woche geahnt hätte, als wie berechtigt sich meine Sorgen schon über das Wochenende herausstellen, hätte ich natürlich wesentlich mehr verkauft. So muss ich mich damit trösten, wenigstens etwas realisiert zu haben.

Da ich nicht so schnell mit solchen Bewegungen gerechnet habe, hatte ich auch schon eine Order zum „parken“ eingestellt, die heute morgen ausgeführt worden ist. Auf meiner Suche nach einer Anleihe bin ich wieder auf die OMV Hybridanleihe gestoßen, die ich 2016 schon mal vorgestellt habe. Damals hatte ich mich für die kürzere entschieden, die inzwischen längst getilgt worden ist.

Auch bei der, die ich jetzt gekauft habe, gehe ich davon aus, dass OMV sie im Dezember 2025 kündigen wird, da selbst die aktuelle Nominalverzinsung von 6,25% doch sehr hoch ist für ein Unternehmen, das vor kurzem noch netto Cash auf der Bilanz hatte. Sollte die Kündigung nicht erfolgen, wird die Verzinsung mit höherer Marge auf dem dann gültigen Niveau neu festgelegt. Damit könnte ich auch gut leben, rechne aber nicht damit.

Stattdessen, wird es wohl etwas mehr als 4% für etwas mehr als ein Jahr geben.

Was den aktuellen Crash angeht, werde ich den Umstand nutzen, dass wir die nächsten Tage unterwegs sind, um abzuwarten. Vielleicht beruhigt sich die Lage schnell wieder und vielleicht geht es auch soweit runter, dass ich nächste Woche wieder von sicheren Anleihen in chancenreiche Aktien umschichte.

weitere kleine Gewinnmitnahmen

Microsoft 420,59 USD

Vopak 41,66 EUR

Banken ETF 13,96 EUR

Ich versuche meine Anlageentscheidungen vor mir selbst zu begründen. Das ist ein wichtiger Grund warum ich diese blog schreibe. Manchmal habe ich aber auch das ganz drängende Bauchgefühl unbedingt kaufen zu müssen und dann suche ich eher nach Gründen, warum zumindest eine kleine Position gerechtfertigt ist. Umgekehrt geht es mir manchmal ähnlich. Die historische Evidenz legt nahe dauerhaft investiert zu bleiben und ich persönlich bin die letzten Jahre auch sehr gut damit gefahren meine Investitionsquote immer weiter zu steigern. Trotzdem konnte ich heute nicht anders als wenigstens kleinere Positionen zu verkaufen.

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Deutsche Rohstoff

ISIN: DE000A0XYG76

aktueller Kurs: 38

Ich hatte im April im Zusammenhang mit meinen Gewinnmitnahmen schon erwähnt, dass ich im Hinterkopf hatte, aus dem Erlös von ConocoPhillips vielleicht die Deutsche Rohstoff zu kaufen.

Vom Namen kenne ich die Deutsche Rohstoff schon länger, geschrieben habe ich über sie das erste Mal nach dem Eigenkapitalforum 2022. Interessant fand ich damals das niedrige KGV von 2,6. Da liegt das erwartete KGV laut comdirect immer noch. Also alles richtig gemacht, das ich nicht gekauft habe?

Nicht ganz, wie der Chart für den betreffenden Zeitraum zeigt:

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Länderanleihe – nächster Versuch Hessen

ISIN DE000A1RQC69

aktuelle Rendite: 3,1%

Vor knapp zwei Wochen hatte ich über meinen Versuch berichtet eine variable Anleihe von Rheinland Pfalz zu kaufen. Wie sich in meinem P.S. schon angedeutet hat, ist es leider bei dem Versuch geblieben. Erst war meine Order am falschen Handelsplatz und als ich soweit war die Order zu löschen und eine neue an einem anderen Handelsplatz zu platzieren, gab es nirgendwo mehr Umsätze. Ich habe es dann bis heute trotzdem noch versucht, aber da passiert seit Tagen nichts und bei der kurzen Laufzeit vielleicht auch gar nichts mehr.

Da ich demnächst noch mehr Rückflüsse habe, habe ich mich heute nach einer einfachen Alternative umgeschaut, um zunächst mal diesen Betrag zu parken. Entschieden habe ich mich für eine Anleihe des Landes Hessen mit einer Laufzeit bis 2027.

Der Coupon beträgt nur 0,625% aber über den Kurs von 93% kommt man dann trotzdem auf etwas über 3% Rendite.

Das ist natürlich unspektakulär, aber besser als nichts und vor Allem besser als meine aktuellen Tages- und Festgeldalternativen.

Torm – Oaktree verkauft Anteile – sollte ich auch?

aktueller Kurs: USD 37,04

Oaktree hat vorgestern angekündigt einen Teil seiner Torm Aktien zu verkaufen. Bisher hielt Oaktree 54% an Torm und jetzt sollen davon bis zu 8,4% verkauft werden.

In der Vergangenheit habe ich grundsätzlich dazu tendiert Gewinne zu früh mitzunehmen. Für den aktuellen Tanker Zyklus habe ich mir vorgenommen, nicht zu verkaufen, nur weil die Kurse so schön gestiegen sind. Stattdessen hatte ich 3 potentielle Auslöser für einen Verkauf im Kopf:

1) Tanker tauchen in der allgemeinen Wirtschaftspresse als Investmentidee auf (für mich ein Kontraindikator)

2) Professionelle Investoren beginnen zu verkaufen.

3) Der Zyklus schlägt in absehbarer Zeit wieder in Richtung Überangebot um.

Ich habe mich schon ein paar Mal gefragt, ob ich nicht doch mal Gewinne mitnehmen sollte. Ich gehe meine Kriterien hier jetzt noch mal durch:

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Anleihe: Rheinland Pfalz 2026 variabel

WKN: RLP149

Ich habe vor etwas über zwei Jahren auf mein Bauchgefühl gehört, dass es mit Banken und Versicherungen eigentlich aufwärts gehen müsste. Das war auch recht erfolgreich, denn mein Banken ETF steht aktuell mit mehr als 50% im Plus. Das liegt auch daran, dass die Banken die gestiegenen Zinsen nur in sehr begrenztem Umfang an ihre anlegenden Kunden weitergeben.

Die comdirect zahlt z.B. aktuell an ihre Bestandskunden nur 0,75% auf Tagesgeld, während der 3-Monats Euribor bei rund 3,8% liegt.

Was gut ist für mich als Aktionär von Banken und Versicherungen, ist schlecht für mich als Zinsanleger. Man kann natürlich immer wieder neue Konten eröffnen und so versuchen die besseren Neukunden Konditionen zu bekommen. In der Presse habe ich aber von einer aus meiner Sicht mindestens genauso guten und einfacheren Alternative gelesen. Eine variabel verzinste Anleihe des Landes Rheinland Pfalz, die eine minimal höhere Verzinsung bietet als der 3-Monats Euribor.

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