Diese Woche fand wieder das jährliche Eigenkapitalforum der Deutsche Börse statt. Da es letztes Jahr online so gut geklappt hat, habe ich mich dieses Jahr entschieden komplett nur online teilzunehmen und auf die Fahrt zum Frankfurter Flughafen zu verzichten. Ich bin mit meinem Artikel etwas später dran als normal, da es dieses Jahr leider einige technische Probleme gab. Mit der Möglichkeit die Präsentationen auch noch nachträglich zu sehen, konnte ich bis heute einige noch sehen, während ich andere verpasst habe. Zu letzteren zählte auch die Wüstenroth & Würtembergische, deren Präsentation ich gerne gesehen hätte, weil ich auf diese Position in meinem Portfolio bei der EKF 2022 gekommen bin und die Zahlen zuletzt doch sehr schlecht waren.
Dieses Jahr waren auch einige große Konzerne wie DHL und Deutsche Telekom vertreten, aber ich habe mich auf kleinere Unternehmen konzentriert, die zu meinem circle of competence gehören oder für die ich mich einfach interessiere. Ungewöhnlich war für mich, dass ich dieses Jahr in unmittelbaren Zusammenhang mit den Präsentation Aktien von zwei Unternehmen für mich gekauft habe. Über die beiden schreibe ich natürlich etwas und danach auch noch über ein paar andere Unternehmen, die ich interessant fand. Andere Präsentationen wie z.B. PNE, ABO Energy und Indus habe ich zwar angeschaut, habe aber aus meiner Sicht nichts wesentliches zu kommentieren.
EKF Käufe
Deutsche Rohstoff
Ich beginne mit Deutsche Rohstoff, weil ich mich nach der Präsentation, die auch die Zahlen für die ersten 9 Monate des Jahres enthielt, entschieden habe, noch mal einige Aktien für 34,21 Euro pro Aktie nachzukaufen. Nach meinem ersten Kauf für 38 Euro im Juni war der Kurs auch schon mal auf über 40 Euro gestiegen. Jetzt konnte ich doch noch mal mit einem Abschlag nachkaufen, obwohl sich meiner Meinung nach an den Erfolgsaussichten des Unternehmens nichts spezifisches verschlechtert hat. Stattdessen sind die Kursschwankungen wohl eher ein Ausdruck der schwankenden Ölmärkte und der vermuteten Zukunftsaussichten für Öl (Konjunkturschwäche in China, Spannungen im mittleren Osten, Trump).
Bezüglich Öl kann man sich mittel- und langfristig sicherlich Sorgen machen bzw. aus Klimasicht hoffen, dass die Nachfrage nachlassen wird. Andererseits ist die Deutsche Rohstoff aber mit einem KGV von 3,6 so niedrig bewertet, dass schon ein relativ kurzer Zeitraum das Investment durch erwirtschaftete Gewinne rechtfertigen kann. Aktuell ist die Dividendenrendite attraktiv aber viel niedriger als sie sein könnte. Stattdessen wird viel in Wachstum aus eigener Kraft investiert. Das erscheint mir auch sinnvoll, aber wenn sich die Verhältnisse ändern, kann das Unternehmen auch sehr schnell auf die Rückführung von Kapital umstellen.
Als ich erstmals von der Deutsche Rohstoff hörte, war sie mir für ein Rohstoff Unternehmen viel zu klein. Mit einer Börsenbewertung von rund 170 Mio. Euro ist sie heute für einen Ölkonzern immer noch klein, aber das Unternehmen hat gezeigt, dass es trotzdem erfolgreich sein und wachsen kann.
In der Präsentation wurde berichtet, dass vergleichbare US Wettbewerber mit einem KGV von 5 bis 6 bewertet werden (Exxon und Chevron sogar mit 15). Das zeigt ein ordentliches Kurspotential auf und macht die Deutsche Rohstoff vielleicht sogar als Übernahmeziel attraktiv.
tonies
Ein weiteres Unternehmen dessen Aktien ich nach der Präsentation gekauft habe, ist tonies.
Wer in Deutschland kleine Kinder hat oder mit ihnen zu tun hat, kennt wahrscheinlich die interaktive Audiobox von tonies. Wie ich in der Präsentation gelernt habe, hat mittlerweile jedes zweite Kind in Deutschland eine solche Box.
Ich habe zwar keine Kinder finde das Produkt aber trotzdem schon lange begeisternd. Da haben mal zwei Väter in klassischer deutscher Erfinder und Ingenieurs Manier ein Problem auf überzeugende Art gelöst. Beim IPO 2021 habe ich trotzdem auf ein Investment verzichtet, weil ich grundsätzlich Schwierigkeiten habe viel Geld für eine hoffentlich goldene Zukunft zu bezahlen. Außerdem gehe ich meist davon aus, dass die Planungen sehr optimistisch sind, um die Kurse zum Wohle des Unternehmens und der Verkäufer zu maximieren. Ich selber habe meist nicht das know-how um mir eine unabhängige Meinung zu bilden.
Bei den tonies ist der Kurs in der Corona Zeit zunächst von knapp unter 10 Euro beim IPO kurzfristig auf fast 14 Euro gestiegen, dann aber auf weniger als 4 Euro abgesackt.
Ein Einstieg 2022 wäre aus heutiger Sicht natürlich günstig gewesen, aber zum damaligen Zeitpunkt habe ich mir immer noch nicht zugetraut einzuschätzen, ob das Unternehmen auch wirtschaftlich erfolgreich sein wird und nicht nur ein tolles Produkt hat.
Ohne das Eigenkapitalforum hätte ich tonies wahrscheinlich weiter aus der Ferne beobachtet, ohne mich näher mit den Zahlen zu beschäftigen. Die hervorragende Präsentation beim EKF hat mich jetzt aber überzeugt, dass die tonies Aktie auf dem derzeitigen Niveau für mich ein spekulativ, langfristiges Engagement Wert ist.
Ausschlaggebend war für mich neben der Qualität des Produkts, dass das Unternehmen dieses Jahr trotz des Kapitalbedarfs für die weitere Expansion voraussichtlich erstmals einen positiven Free Cash Flow erwirtschaften wird. Das Unternehmen wird also weniger Abhängig von externen Finanzierungsrunden. Gleichzeitig werden die mittelfristigen Finanzziele aus der IPO Prognose zwar noch nicht erreicht (scheinen tatsächlich sehr optimistisch gewesen zu sein), aber die Erreichung rückt sukzessive näher und sollte sich die bisher sehr positive Entwicklung in den USA fortsetzen, sind weitere Verbesserungen sicherlich zu erwarten.
Trotz allem ist ein KGV um die 100 eine Bewertung, die nur mit sehr viel profitablem Wachstum zu rechtfertigen ist. Rechnerisch nachvollziehen kann ich das nicht, deshalb betrachte ich mein kleines Engagement zu einem Kurs von 7,26 Euro als spekulativ und hoffe auf einen langfristigen Erfolg des Unternehmens, so dass dann aus der kleinen Position vielleicht mal ein große wird.
Immobilien
Für mich waren Immobilien, wie immer, ein Schwerpunkt des EKF. Gerne hätte ich auch eine Präsentation der Noratis gesehen, deren Präsenz in den letzten Jahren schließlich zu meinem Engagement geführt hat. Letztlich kann ich aber nachvollziehen, dass das Management in den aktuell sehr schwierigen Zeiten andere Prioritäten gesetzt hat.
DEFAMA
Die DEFAMA Deutsche Fachmarkt ist auch ein alter Bekannter des EKF. Überrascht hat mich, dass die DEFAMA sich anders als andere Immobiliengesellschaften weiter in einem sehr aktiven Akquisitionsmodus befindet. Im Jahr 2024 wurde eine Rekordzahl von 13 Zukäufen bei nur einem Verkauf erreicht. Insgesamt kommt man jetzt auf 77 Standorte und eine Börsenbewertung von rund 145 Mio. Euro.
Positiv am Management der DEFAMA fällt mir weiterhin auf, dass auch mal mit Kennzahlen pro Aktien argumentiert wird. Weniger gut gefallen hat mir der reine Fokus auf den Cash Flow während der NAV als unwichtig dargestellt wurde. Ich teile zwar die Ansicht, dass Cash Flow wichtig und objektiv messbar ist, während gutachterliche Werte letztlich nur Meinungen sind, auf die man Einfluss nehmen kann. Andererseits sehe ich aber gerade bei Fach- und Supermärkten je nach Standort durchaus auch hohe Risiken in der Zweitvermarktungsfähigkeit. Wenn langfristige Ankermietverträge mit Mietern wie Rewe auslaufen, kann es schwierig bis unmöglich werden ähnlich hohe Mieten bei ähnlich hoher Bonität des Mieters wieder zu bekommen. In der Präsentation wurde ein Standort erwähnt, an dem Rewe jetzt direkt daneben neu bauen lässt. Ob eine vergleichbare Anschlussvermietung gelingt, wird man abwarten müssen.
Auch die bauliche Qualität dieser Gebäude ist m.E. niedriger als in anderen Immobilienkategorien. Das sind alles Gründe, warum die DEFAMA überhaupt Objekte mit einer Anfangsmietrendite von 10% einkaufen kann. Kombiniert mit einer hohen Fremdkapitalquote von 80% beim Ankauf erreicht man hohe Eigenkapitalrenditen, wenn es klappt, hat aber in meinen Augen auch verhältnismäßig hohe Risiken.
Für mich persönlich reicht in diesem Segment erst mal weiterhin meine Position in Hamborner Reit. Dort ist das Portfolio größer und diversifizierter und gleichzeitig ist die Fremdkapitalquote geringer. Die erwartbare Rendite ist dann natürlich geringer, aber die Stabilität (hoffentlich) höher.
Vonovia
Den Vortrag von Vonovia habe ich mir nachträglich etwas im Schnelldurchgang angeschaut. Ich halte ja immer noch Aktien der Deutsche Wohnen,bisher eines der schlechteren Investments der letzten Jahre und wollte deshalb schauen, ob ich etwas neues über den geplanten Gewinnabführungsvertrag lernen kann. Das war aber nicht so, stattdessen hat der CFO versucht wieder bessere Stimmung zu machen und geht davon aus, dass die Zeit der Wertberichtigungen schon wieder vorbei ist. Davon bin ich noch nicht überzeugt und werde weiter abwarten.
erneuerbare Energie
SIF Holding
Auf SIF Holding war ich neugierig, weil ich sie überhaupt nicht kannte obwohl sie zum Bereich erneuerbare Energien gehören, den ich eigentlich ganz gut kenne. Ich habe dann gelernt, dass SIF ein Hersteller von monopile Fundamenten für Offshore Windenergieanlagen ist.
SIF ist also Zulieferer in einem engen aber stark wachsenden Segment. Ob die Aktie interessant ist, kann ich nicht beurteilen. comdirect weist für die Aktie kein KGV aus und selbst auf der Webseite des Unternehmens konnte ich keine Bericht mit einer einer klassischen GuV finden. Da gibt es nur adjusted EBITDA Angaben, die zwar für bestimmte Zwecke ihre Berechtigung haben, für mich alleine aber nicht ausreichen. Ich habe deshalb schnell aufgehört, hier weiter zu recherchieren, obwohl mich die Aussage, dass die Kunden die gerade laufende Verdoppelung der Produktionskapazitäten durch feste Aufträge quasi mitfinanzieren schon hellhörig gemacht hatte.
Photon Energy
Photon Energy war für mich eine typische EKF Präsentation. Irgendwie meinte ich mich an den Namen zu erinnern und gleichzeitig war ich aber nicht mehr sicher, was die genau machen.
Nach der Präsentation weiß ich wieder, warum ich das Unternehmen bisher nicht weiter verfolgt habe. Zwar wirkt der CEO durchaus kompetent, aber die Aktivität in mehr als 10 Ländern mit Schwerpunkt u.a. auf Ungarn und Rumänien sowie in vielen Bereich von Projektentwicklung über Betrieb eines eigenen Portfolios bis hin zu Dienstleistungen im Netzmanagement gehen für mir für ein Unternehmen dieser Größe (Börsenwert 62 Mio.) deutlich zu weit. Mangels Gewinnen in diesem und im letzten Jahr kann ich noch nicht mal eine Gewinnbewertung als erste Einschätzung vornehmen.
Spannend ist die Photon Energy aber irgendwie schon. Mal schauen, ob ich sie in Zukunft weiterhin beim EKF verfolgen kann und sie für mich vielleicht einen ähnlichen Weg gehen kann wie die Deutsche Rohstoff.