Erneuerbare Energien

Über Flugzeugleasing schreibe ich hier schon seit Jahren und ich habe auch mal einen allgemeinen Einsteiger Flugzeug Leasing Artikel verfasst.

Mein dritter Artikel überhaupt war über das Wohnungsunternehmen Gagfah und danach kamen viele weitere Artikel über Immobiliengesellschaften.

Selbst über Schiffe, mit denen ich professionell nur minimal Kontakt hatte, habe ich sogar schon allgemeine Einleitungen und viele weitere Artikel geschrieben. Nur über meinen dritten professionellen Background, die erneuerbaren Energien, schreibe ich hier ziemlich wenig, obwohl das sogar der Bereich ist, in dem ich derzeit tätig bin.

Ich habe mich diese Woche gefragt, warum das eigentlich so ist und hatte Lust auch für die erneuerbaren Energien einen kleinen allgemeinen Artikel zu schreiben. Ich habe dabei die Hoffnung im Anschluss mal denen oder anderen für mich interessanten Wert zu finden.

Investitionsmöglichkeiten in erneuerbare Energien an der Börse

Wenn man in erneuerbare Energien investieren will, fallen mir 3 Möglichkeiten ein:

1) Hersteller

Viele Anlagenhersteller sind an der Börse notiert. Ich denke da z.B. spontan an Vestas, Nordex und SMA Solar.

2) Projektentwickler

Projektentwickler gibt es an der Börse auch einige, so z.B. Energiekontor, PNE und Abo Wind, über die ich schon im Rahmen der EKF geschrieben habe.

3) Betreibergesellschaften

Wie der Name schon sagt, betreiben diese Gesellschaften ein Portfolio von erneuerbaren Energien und verkaufen den so erzeugten Strom. Zu den vorteilhaften Konditionen zu denen das passiert, kommt unten noch mehr. Von solchen Betreibergesellschaften gibt es an der Börse wenige oder zumindest sind mir wenige geläufig. In Deutschland wurde da früher viel über geschlossene Fonds für Privatanleger finanziert und heute dominieren Spezialfonds für Versicherungen und andere institutionelle Anleger.

Wenn ich an ein Investment in erneuerbare Energien denke, dann meine ich damit im Wesentlichen Betreibergesellschaften. Mit Herstellern und Projektentwicklern setzt man hauptsächlich auf die Entwicklung des zukünftigen Ausbaus und wenn die Staaten die Klimaziele ernst nehmen, sind hier die Aussichten hierfür auch gut, aber trotzdem unterliegen diese Märkte vielen Schwankungen und Einflüssen. Den Herstellern droht z.B. neue Konkurrenz in der Regel aus China und die Projektentwickler müssen sich auf immer wieder geänderte Rahmenbedingungen einstellen.

Laufende Projekte sind hingegen, wenn sie einmal im Betrieb sind, sehr gut über langfristige Zeiträume planbar. Im Gegenzug sind die Renditen im reinen Betrieb natürlich auch viel niedriger, aber damit könnte ich leben, weil ich für einen Großteil meines Portfolios nur eine stabile Rendite im mittleren einstelligen Bereich anstrebe. Für konzentrierte Deep Value Investments mit hohen Einsätzen fehlt mir in der Regel sowieso der Mut.

Vergütungssysteme

In der konventionellen Stromerzeugung werden die Kraftwerke klassischerweise von integrierten Versorgern betrieben, die den Strom produzieren und direkt an Endkunden verkaufen. Alternativ wird der Strom in der Regel an Strombörsen verkauft. Bei den erneuerbaren sieht das (noch) meistens anders aus. Da überwiegen verschiedene Vergütungsmodelle, die staatlich oder bundesstaatlich eingeführt wurden, um den Ausbau der erneuerbaren Energien zu fördern.

Neben Regelungen zur Vergütung ist es zur Förderung erneuerbarer Energien notwendig auch andere grundlegende Dinge zu regeln, wie z.B. die Verpflichtung der Netzbetreiber den Strom überhaupt abzunehmen.

Feste Einspeisevergütung

Eine feste, gesetzlich garantierte Einspeisevergütung für erneuerbare Energien gab es z.B. in Deutschland von 1991 bis 2016. In diesen 25 Jahren galt aber durchaus nicht in der ganzen Zeit der gleiche Tarif. Vielmehr funktionierte das System so, dass es auf das Jahr der Inbetriebnahme ankam.

Bei der festen Einspeisevergütung gilt dieser Tarif dann für eine vorher gesetzlich festgelegte Laufzeit, in Deutschland 20 Jahre. Manchmal sinkt der Tarif auch, wenn z.B. eine bestimmte Referenz-Strommenge produziert wurde oder er steigt, weil er laufend an die Inflation angepasst wird. Letzteres war in Deutschland nicht der Fall.

Die Einspeisetarife unterscheiden sich jeweils nach der genutzten Technologie, weil sie so festgelegt werden sollten, dass ein Betrieb mit einer angemessenen, aber nicht übermäßigen Rendite möglich ist.

Eine feste Einspeisevergütung ist aus Projektentwickler und Investoren Sicht eine gute Sache, weil sie viel Planungssicherheit bietet. Wenn auch noch die Höhe angemessen ist, führt das wiederum dazu, dass das Ziel den Ausbau erneuerbarer Energiequellen zu beschleunigen gut erreicht wird. Andererseits konnten insbesondere Wind und Solar Projekte von Jahr zu Jahr günstiger installiert werden. Der Grund dafür lag insbesondere in der Kostendegression der Produktion und der Weiterentwicklung der Anlagen. Die entsprechende Senkung der Tarife, hinkte zeitlich immer hinterher, so dass man volkswirtschaftlich argumentieren kann, dass hier regelmäßig – letztlich vom (kleinen) Stromkunden – zu viel gezahlt wurde und noch immer gezahlt wird, weil sich die meisten Projekte noch in der festen Vergütung befinden. Weiterhin kann man an den festen Einspeisetarifen kritisieren, dass der Staat sich über die Höhe der Tarife in die Auswahl der Technologien einmischt.

Ausschreibungsverfahren

Ausschreibungsverfahren versprechen die im letzten Absatz genannten Kritikpunkte zu beseitigen. Der Regulierer legt nur noch fest, dass eine bestimmte Menge zusätzlich aus erneuerbarem Strom über einen festgelegten Zeitraum produziert werden soll und schreibt diese Menge aus. Das niedrigste Angebot gewinnt und durch den Wettbewerb der Projekte miteinander soll sich ein gerade noch auskömmlicher Preis ergeben.

In seiner reinen Form, finden solche Ausschreibungen Technologie neutral statt, d.h. es kommt nur auf den Preis an. In Deutschland gibt es Ausschreibungen seit 2017. Diese sind allerdings in der Regel nicht Technologie neutral, sondern beziehen sich getrennt auf Photovoltaik, onshore Wind, offshore Wind und Biomasse.

Was erst mal gut klingt, ist natürlich auch nicht ohne Nachteile. Die geringere Planungssicherheit führt unweigerlich zu einem niedrigeren Ausbautempo. Außerdem gewinnen die Ausschreibungen immer wieder Projektentwickler, die optimistisch/aggressiv geboten haben und ihre Projekte am Ende mit den Zuschlagspreisen doch nicht realisieren können. Für Investoren sind Ausschreibungsverfahren per se nicht unbedingt schlechter, da sie in der Regel erst einsteigen, wenn ein Projekt bereits einen Tarif hat und mindestens baureif ist oder sogar schon läuft.

Zertifikate / Quoten

Noch marktwirtschaftlicher sind Systeme, in denen der Staat lediglich vorgibt, dass eine bestimmte Quote des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammen muss. Das kann dann z.B. so geregelt werden, dass für jede erneuerbare Kilowattstunde ein Zertifikat entsteht, dass an Versorger verkauft werden kann.

Der produzierte Strom muss dann außerhalb staatlicher Regelungen verkauft werden, was die Planungssicherheit natürlich im Vergleich zu Ausschreibungsverfahren noch mal reduziert. Das betrifft dann auch die Investoren, weil in der Regel nicht mehr für lange Zeiträume klar ist, mit welchen Erlösen pro kWh gerechnet werden kann.

keine Förderungen / langfristige private Abnahmeverträge

1999 arbeitete ich an meinem ersten Windenergieprojekt und damals lag noch in weiter Ferne, was heute teilweise schon Realität ist: die sogenannte Netzparität. Das bedeutet, dass Wind- und Solarparks an besonders günstigen Standorten so günstig Strom produzieren wie konventionelle Kraftwerke und zwar ganz ohne staatliche Förderung. Noch ist das die Ausnahme, aber der Trend ist klar. Auch wieder im Sinne der Planungssicherheit funktionieren solche Projekte heute hauptsächlich dann, wenn sich Stromabnehmer starker Bonität finden, die bereit sind langfristige Verträge zu unterzeichnen. So haben z.B. Google und Facebook, die beide mit ihren Rechenzentren gewaltige Strommengen verbrauchen, angekündigt, ihre Stromversorgung zu 100% auf erneuerbare Quellen umzustellen.

Rechtssicherheit

Erneuerbare Energien Projekte sind auf Jahrzehnte ausgelegt und deshalb ist es wichtig sich mit der Rechtssicherheit des Landes zu beschäftigen, in das man investiert. Es gab z.B. in Spanien mal eine Phase, wo die Vergütungssätze unanständig hohe Renditen zugelassen haben. Die Investoren haben allerdings davon nichts gehabt, denn die Projektentwickler haben entsprechend hohe Preise für die Projekte verlangt, so dass am Ende wieder realistische Rendite zu erwarten waren. Irgendwann hat aber auch der spanische Staat gemerkt, welch großzügigen Vergütungen zugesagt worden waren und hat dann einfach eine Spezialsteuer erfunden, um die Vergütungen praktisch wieder zu kürzen, obwohl eigentlich ein Rechtsanspruch bestand. Ich weiß gar nicht, ob es dabei am Ende geblieben ist oder nicht. Der konkrete Einzelfall ist aber auch gar nicht wichtig, ich will damit nur verdeutlichen, dann man sich mit einem Projekt ähnlich wie bei einer Immobilie an einen Standort bindet aber gleichzeitig viel mehr Regularien ausgesetzt ist.

Ein erstes Unternehmen, meiner möglichen Erneuerbare Energien Reihe hätte Brookfield Renewable Partners sein können. Darüber hatte ich mehrfach positives auf www.seekingalpha.com gelesen. Allerdings befindet sich fast ein Drittel von deren installierter Leistung in Südamerika und davon macht ein Wasserkraftwerk in Kolumbien mit 3.000 MW wiederum fast 2/3 Drittel aus. Das ist ein erhebliches Klumpenrisiko und ich kann Kolumbien überhaupt nicht einschätzen. Einfach ignorieren kann ich es aber auch, weil die Bewertung dann nicht passt.

erneuerbare Technologien

Wasserkraft

Die klassische Wasserkraft mit Staudämmen steht für mich irgendwo zwischen den konventionellen und den erneuerbaren Energien. Wasserkraft ist zwar erneuerbar, aber ansonsten hat die Wasserkraft zumindest in Deutschland viel konventionelles. Die Kraftwerke wurden schon vor Jahrzehnten gebaut, bevor jemand von Klimawandel gesprochen hat, sie werden von den großen Energieversorgern betrieben und passen auch gut in deren Kraftwerkspark von Großkraftwerken.

Für Investoren sind Wasserkraftwerke aus meiner Sicht durchaus attraktiv, denn sie haben eine sehr, sehr lange Lebensdauer mit nur relativ geringen laufenden Kosten, sobald sie mal in Betrieb genommen wurden. Allerdings sind die anfänglichen Investitionen riesig und in Mitteleuropa sind auch kaum noch neue Projekte denkbar, weil es dagegen zu viele Proteste von Anwohnern und Umweltschützern geben würde.

Neben der Wasserkraft aus großen Staudämmen, gibt es auch noch kleinere, z.B. Laufwasserkraftwerke, die die Energie aus der Strömung von Flüssen ziehen. Sowohl aus der Perspektive der Stromversorgung als auch als Investitionsobjekt spielen diese kleineren Kraftwerke allerdings eine noch kleinere Rolle als die großen Staudammprojekte.

Windenergie

Einen ersten Boom erlebte die Stromerzeugung aus Windenergie bereits in den 80‘er Jahren in Kalifornien, wahrscheinlich als zeitverzögerte Auswirkung auf den Ölpreis Schock Ende der 70‘er. Nach dem der Ölpreis in den 80‘er und 90‘er Jahren wieder deutlich gesunken war, ging ging das Interesse an der Windenergie erst mal wieder zurück. In Deutschland fing der Ausbau der Windenergie Mitte der 90‘er Jahre ernsthaft an und boomte in den frühen 2000‘er Jahren.

Im Zuge des Ausbaus wurde die installierte Leistung der Windparks immer größer. Nicht nur in Summe aller Windparks, sondern auch eines typischen neuen Windparks. Ende der 90‘er hatte ein typischer deutscher Windpark so zwischen 10 und 15 Anlagen mit jeweils um 1 MW Leistung. Ich bin an einem Windpark beteiligt, der Anfang der 2000‘er mit 17 Anlagen von 1,8 MW Nennleistung gebaut wurde. Das war damals nicht riesig, aber schon einer der größeren Parks. Heute werden Anlangen mit 4, 5 und teilweise schon 8 MW angekündigt und in Gegenden mit mehr freien Flächen, wie z.B. Texas gibt es Windparks mit hunderten Anlagen. So kommen Nennleistungen zusammen, die schon in die Größenordnung kleinerer konventioneller Kraftwerke gehen.

Neben Windparks an Land gibt es noch die Offshore Windparks im Meer. Auch diese sind sehr, sehr groß und zwar einfach, weil sich sonst die wesentlich größeren Investitionen für die Installation und den Netzanschluss nicht rechnen. Außerdem ist auf dem Meer eben auch Platz vorhanden.

Der Vorteil von Offshore Wind ist der stärkere und konstantere Wind und außerdem hat man keine Nachbarschaft, die sich über die „Verspargelung“ beklagen kann. Nachteilig ist offensichtlich die schlechtere Erreichbarkeit der Anlagen und die wesentlichen höheren Installationskosten. Letztere hängen allerdings auch davon ab, wo gebaut wird. Die deutschen Projekte in der Nordsee sind besonders aufwendig, weil sie in relativ großer Wassertiefe und relativ weit vom Land gebaut werden. Mittlerweile gibt es auf der ganzen Welt eine ganze Menge Offshore Windparks, wobei aber wenig gelesen habe, ob die Parks sich so rentieren, wie man sich das vorgestellt hat. Persönlich habe ich mit Offshore Wind keine Erfahrung.

In den Ländern, in denen der Boom vor ca. 20 Jahren begann, also z.B. Deutschland aber auch Dänemark, steht auch an Land demnächst eine interessante Entwicklung bevor. Dort müssen Windparkbetreiber es entweder schaffen, ihre alten Parks zu reinen Marktpreisen weiterzubetreiben oder die Flächen werden für neue Windparks genutzt. Das sogenannte Repowering.

Photovoltaik

Die Entwicklung der Photovoltaik im größeren Maßstab begann im Vergleich zur Windkraft ungefähr 10 Jahre später. Mitte der 2000‘er habe ich geholfen den damals größten Photovoltaikpark der Welt zu finanzieren. Die dafür notwendige Vergütung war um ein mehrfaches höher als für einen Windpark mit gleicher Stromproduktion. Allerdings war die Entwicklung der Photovoltaik danach deutlich dynamischer, so dass sich die beiden heute ein Kopf an Kopf rennen liefern und die Photovoltaik häufig schon die günstigste Art ist, erneuerbaren Strom zu produzieren. Bei idealen Bedingungen auch die günstigste Art überhaupt Strom zu produzieren.

Photovoltaik Anlagen mit Nennleistungen im Megawatt Bereich brauchen sehr viel Platz. Da sie aber niedriger bauen, sieht man sie nur, wenn man sich mehr oder weniger direkt daneben befindet. Windenergieanlagen verbrauchen viel weniger Fläche, bauen aber dafür natürlich sehr hoch und sind deshalb weithin zu sehen. Ersteres scheint allgemein mehr Akzeptanz zu finden. Ich persönlich finde beide gut, weil sie mir alle Mal lieber sind, als ein AKW in der Nachbarschaft.

Biomasse / Biogas

In Biomasse Kraftwerken, werden Holz, Agrarprodukte oder Agrarabfälle entweder direkt verfeuert oder in Biogasanlagen vergast und dann verfeuert, um Strom zu produzieren.

Der Vorteil der Biomasse im Vergleich zu Wind und Solar ist, dass sie planbar Strom produzieren und nicht nur nur wenn der Wind weht oder die Sonne scheint. Allerdings werden diese Kraftwerke häufig dafür kritisiert mit Lebensmittelproduktion in Konkurrenz zu stehen. Aus Investoren Sicht ist es außerdem schwierig, die Versorgung mit der notwendigen Menge Rohstoffen langfristig verlässlich zu sichern und das am besten auch noch zu langfristig festen Preisen. Neben technischen Fragen, sind alle Biomasse Kraftwerke, mit denen ich mich in meiner Karriere beschäftigt habe, daran gescheitert. Besser als für reine Finanzinvestoren eignen sie sich deshalb in meinen Augen für Betreiber, aus dem Umfeld der Rohstoffe. Ein Sägewerk kann natürlich super ein Holz- Kraftwerk betreiben, in dem es die eigenen Abfälle verwendet.

Geothermie

Bei der Geothermie wird die Erdwärme genutzt. Ich meine hier nicht die kleinen Lösungen für einzelne Häuser, wo Wärmepumpen zum Einsatz kommen, sondern große Kraftwerke für die heiße Quellen angebohrt und genutzt werden. Besonders erfolgreich und vergleichsweise günstig funktioniert das in Ländern mit vielen Vulkanen und heißen Quellen. Als erstes fällt mir hier Island ein, wo die Geothermie einen großen Teil der Strom und Wärme Versorgung übernimmt. In Deutschland gibt es auch einige Pilotprojekte, aber hier muss teilweise über 1.000 Meter tief gebohrt werden, was teurer ist und teilweise auch zu Schäden in der Umgebung geführt hat. Ich denke in Deutschland wird sich die Geothermie nicht im großen Maßstab durchsetzten, weil die höchsten Kosten für die Bohrung anfallen und zwar bevor man weiß, wie viel Wasser mit welcher Temperatur man im Anschluss nutzen kann. Ein Investment wird so schnell zum Vabanque Spiel. In z.B. Island, Italien oder Kalifornien kann das hingegen durchaus Sinn machen.

Speicherung

Ein wichtiges Thema, das noch relativ weit am Anfang steht, ist die Speicherung erneuerbarer Energie. Wie schon angesprochen, fallen Wind- und Solarstrom dann an, wenn es der Natur gefällt und nicht unbedingt dann, wenn der Strom gebraucht wird. Über größere Gebiete und mehrere Technologien gleicht sich da zwar einiges aus, aber immer größere Anteile erneuerbarer Energie werden wohl ohne Speicherlösungen nicht funktionieren. Es gibt da neben großen Batterien verschiedene andere technische Ansätze, wie z.B. auch die Erzeugung von Wasserstoff oder künstlichem Erdgas. Durchgesetzt hat sich noch kein Verfahren und ich bin da selber auch nur Laie. Trotzdem denke ich, dass sich hier langfristig ein Bereich mit stabilen, wenn auch eher niedrigen, vielleicht auch regulierten, Erträgen entwickeln wird.

Warum ist es so schwer EE Investments zu finden?

Ich habe im Laufe der Jahre immer mal wieder nach börsennotierten EE Investments gesucht und bin eigentlich immer an der Bewertung gescheitert. Aktuell ist z.B. die kanadische Boralex ein Wert mit dem meine angedachte EE Reihe hätte starten können. Deren Portfolio beinhaltet Wind, Wasser und Solar überwiegend in Kanada und Frankreich sowie ein bisschen in den USA. Die Dividendenrendite liegt bei 3,5%. Damit könnte ich im aktuellen Zinsumfeld irgendwie gerade noch leben, allerdings habe ich dann schnell festgestellt, dass selbst diese Dividende aus meiner Sicht nicht nachhaltig ist. Der Cash Flow reicht zwar aktuell locker, um die Dividende zu zahlen, aber das liegt an dem Geschäftsmodell mit hohen einmaligen Investitionen und verschwindend geringen laufenden Kosten. Die Abschreibungen sind zwar nicht Cash Flow wirksam, aber wenn man das Unternehmen als going concern bewerten will, trotzdem wichtig, denn diese Mittel müssen früher oder später wieder investiert werden. Bei einem KGV von 43 kann Boralex so gesehen eigentlich nur eine Dividende von knapp über 2% nachhaltig darstellen und dann das ist mir dann doch ein bisschen wenig.

Ich habe auch eine Theorie, warum sich am Markt diese Bewertungen ergeben. Wie beschrieben haben erneuerbare Energie sehr lange Laufzeiten. Man kann also problemlos über mehr als ein Jahrzehnt eine Dividende in Höhe von 75% oder 80% des Free Cash Flow darstellen und eine hohe Dividendenrendite erreichen. Die Deckung ist vorhanden und eine mehr oder weniger lange Historie auch. Wer das nur nach Schema F betrachtet, empfindet das dann als konservativ. Da ist es aber nicht. „Normale“ Unternehmen investieren mehr oder weniger in jedem Jahr, so dass Gewinn und Free Cash Flow zwar nicht gleich sind, aber letzterer doch laufend durch Erhaltungs- und Erweiterungsinvestitionen geschmälert wird. Erneuerbare Energie Projekt sind anders, man kann sie Jahrzehnte laufen lassen und wenn man irgendwann eine Ersatzinvestition tätigen muss, wird ein sehr hoher Betrag fällig. Statt dafür Rücklagen zu bilden, schütten die meisten Betreibergesellschaften große Teile des Free Cash Flow aus und für neue Projekte werden Kapitalerhöhungen durchgeführt.

Wer oberflächlich schaut, sieht so eine attraktive, vermeintlich gut gedeckte Dividendenrendite und gleichzeitig ein Unternehmen, das absolut gesehen teilweise stark wächst. Wachstum sollte m.E. eigentlich dafür stehen, die Dividenden auch noch in Zukunft erwirtschaften zu können. Das ist hier aber nicht logisch, sondern funktioniert nur so lange, bis die Projekte, die mit den „ersten“ Aktien gekauft wurden, ihr Ende erreicht haben. Da die Rückflüsse aus diesen Projekten überwiegend als Dividende ausgeschüttet wurden, verdient das Unternehmen mit dem Kapital der „alten“ Aktien eigentlich kein Geld mehr, aber sie sind trotzdem noch da und schmälern dann die Rückflüsse der „neueren“ Aktien. Ich habe bisher noch keine börsennotierte Betreibergesellschaft gesehen, die älter als 20 Jahre ist. Deshalb ist dieser Effekt noch nicht eingetreten, aber das ändert m.E. nichts an der Logik. Richtiger wäre es aus Teilen der Erträge Reinvestitions-Rücklagen zu bilden oder Aktien zurückzukaufen.

FAZIT

Meine Theorie über die allgemeine Wahrnehmung von EE Betreibergesellschaften macht mich nicht sonderlich optimistisch viele verschiedene Werte zu finden, die meinen Ansprüchen genügen. Ich habe mir aber trotzdem vorgenommen, mich auf die Suche zu machen. Ich habe auch schon eine erste Idee, die vielleicht was sein könnte.

Lasst euch überraschen oder kommentiert auch gerne selber mit Ideen aus dem Sektor.

9 Gedanken zu „Erneuerbare Energien

  1. Lasse

    Guten Abend,

    ich hätte zu dem Thema eine Frage:
    Gibt es auch Infrastruktur Betreiber, welche einen Bezug zu EE haben? Sprich, welche die nur, oder bevorzugt Strom aus EE in ihr Netz lassen und davon irgendwie profitieren?

    Das Geschäft der Infrastruktur Anbieter soll ja noch um einiges risikoärmer sein und bringt trotzdem ansehnliche Renditen (ein Artikel über Spark Infrastructure hat mich hierauf gebracht).

    Danke und beste Grüße

    Lasse

    Antworten
    1. Value Mario Beitragsautor

      Hallo Lasse,

      von einem exklusiven Stromnetz für erneuerbare Energien habe ich noch nie gehört. Dafür müsste es konkurrierende Netze geben und auch davon habe ich noch nie gehört. Ist ja in Deutschland schon ein Drama das ein Stromnetz auszubauen, geschweige denn noch irgendwo ein zweites aufzubauen.

      Ansonsten bin ich aber bei dir. So ein Stromnetz mit dem richtigen regulatorischen Umfeld kann interessant sein, wenn man auf der Suche nach stabilen Erträgen ist.

      Antworten
  2. Pingback: Innergex - internationales erneuerbare Energie Portfolio | Value Shares

  3. benny

    Bei den Anleihen hättest dir vor anderthalb Jahren Prokon anschauen können, da gab es 9-10% p.a. auf besicherte Windkraft-Anlagen in D.

    Bei den YieldCos ist m.E. Atlantica interessant. Die gingen aus der Pleite von Abengoa hervor. Vor einem Jahr wurde der letzte Anteil von Abengoa verkauft. Brookfield hatte auch Interesse. Die meisten Anlagen stehen in Europa (Spanien) und USA. Südamerika ist unter 10%.

    KGV ist bei den Unternehmen uninteressant. Sondern was sie an Cash generieren. Und der steigt je mehr die Anlagen abbezahlt sind.

    Antworten
    1. Value Mario Beitragsautor

      Nach dem mein Innergex Artikel jetzt fertig ist, werde ich mir Polaris Infrastracture und Atlantica demnächst mal anschauen.

      Bezüglich KGV und Cash Flow habe ich in dem Artikel versucht zu erklären, warum das KGV langfristig gedacht meiner Meinung nach nicht uninteressant ist. Ich würde zustimmen, dass das KGV ziemlich egal ist, falls die Anlangen weit über die Abschreibungsdauer hinaus betrieben werden könnten. Das ist bei Wasserkraftwerken vielleicht noch der Fall, aber bei Wind und Solar nur in begrenztem Umfang. Es bleibt aber jedem unbenommen, eine andere Meinung zu haben. Offensichtlich haben die auch viele, sonst wären die Kurse ja nicht so hoch…

      Antworten
      1. benny

        M.E. ist das Problem, dass man die einzelnen CF-Erwartungen der Investments nicht bekommt. Somit kann man nicht für sich selbst kalkulieren. Was gerade hintenraus dann schwierig wird. Denn man muss ja entweder die Gesellschaft liquidieren oder neuinvestieren. Und wie hoch die CF sein werden, wenn die einzelnen Investments schuldenfrei sind, kann keiner sagen.

        Bei Atlantica hat man halt den Vorteil, dass vor einem Jahr ein paar Interessenten für den 15%-Anteil gab und der zu 25 USD verkauft wurde. Da ist ein Jahr später 17 USD dann natürlich eine Ansage. Dazu hat man 45% Europa-Anteil und somit auch 45% Euro. Was den US-Anleger vllt. auch abschreckt. Mich würde eine Übernahme die nächsten Jahre nicht wundern. Eine andere YieldCo mit PV aus Spanien wurden 2017 ja auch übernommen.

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        1. Value Mario Beitragsautor

          Die Cash Flow Prognosen der einzelnen Projekte zu kennen, wäre natürlich optimal für eine Bewertung. Ich verstehe aber auch, dass das Management damit im Wettbewerb um neue Projekte ziemlich vertrauliche Daten preisgeben würde. Deshalb wird man die wohl nie bekommen.

          Auf Atlantica werde ich in den kommenden Tagen mal einen Blick werfen. Heute morgen habe ich mir mal ganz grob Polaris Infrastructure angeschaut. Die Bewertung ist tatsächlich niedrig, aber mit Nicaragua und Peru kann ich auf anhieb erstmal wenig anfangen. Vielleicht komme ich wegen der günstigen Bewertung noch mal darauf zurück, wenn ich anderweitig nicht fündig werde. Dann müsste ich aber noch eine ganze Menge Reserach machen oder so konservative Annahmen, dass die Bewertung schnell nicht mehr so günstig aussehen würde. Womit ist z.B. zu rechnen, wenn der Einspeisevertrag in Nicaragua in 10 Jahren ausläuft (schon unterstellt er wird bis dahin erfüllt)?

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  4. benny

    Der Trend bei Neu-Investitionen geht halt nach Südamerika. Ist bei Atlantica (9%) auch so. Was nach zig Jahren Null-Zins in Europa/USA auch nicht verwunderlich ist.

    Bei den Infrastruktur-Fonds ist auch noch Enbridge beliebt, die Pipelines in Kanada betreiben. ABER inzw. auch ein paar Offshore-Windparks in D haben.

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