Microsoft 420,59 USD
Vopak 41,66 EUR
Banken ETF 13,96 EUR
Ich versuche meine Anlageentscheidungen vor mir selbst zu begründen. Das ist ein wichtiger Grund warum ich diese blog schreibe. Manchmal habe ich aber auch das ganz drängende Bauchgefühl unbedingt kaufen zu müssen und dann suche ich eher nach Gründen, warum zumindest eine kleine Position gerechtfertigt ist. Umgekehrt geht es mir manchmal ähnlich. Die historische Evidenz legt nahe dauerhaft investiert zu bleiben und ich persönlich bin die letzten Jahre auch sehr gut damit gefahren meine Investitionsquote immer weiter zu steigern. Trotzdem konnte ich heute nicht anders als wenigstens kleinere Positionen zu verkaufen.
Microsoft
Bei Microsoft habe ich immer mal wieder überlegt, ob ich verkaufen sollte, aber bisher bin ich sehr gut damit gefahren, Schwankungen auszuhalten und seit 2019 keine weiteren Aktien zu verkaufen.
Verkauft habe ich bisher nicht, weil die Bewertung mit einem KGV von inzwischen deutlich über 30 zwar für meine Verhältnisse extrem hoch ist, aber Quartal für Quartal auch ein entsprechendes Wachstum abgeliefert wurde. Erschreckt hat mich heute die Reaktion der Märkte auf die Quartalszahlen. Wenn ein Umsatzwachstum um die 20% dafür ausreicht die Märkte so sehr zu enttäuschen, dass der Kurs um zeitweise 8% einbrechen zu lassen, scheint mir die Lage doch sehr wackelig. Ohne die Marktreaktion hätte ich die Quartalsergebnisse als im Rahmen des üblichen abgehakt. Deshalb will ich jetzt auch nicht panisch alles verkaufen, aber das Risiko eines massiven Stimmungsumbruchs scheint mir doch gegeben.
Ich habe deshalb knapp 10% meiner Aktien aus gefühltem Markttiming verkauft, wohl wissend, dass ich darin nicht gut bin. Ich betrachte es eher als ein emotionales Absicherungsgeschäft. Sollten die Kurse der magnificent 7 von denen ich nur Microsoft halte, nach einem schon irgendwie blasenartigen Anstieg richtig abstürzen, würde ich mich freuen, wenigsten einen Teil gesichert zu haben. Weitere spektakuläre Gewinne auf diesen Teil zu verpassen, würde mich emotional weniger belasten.
Vopak
Vopak konnte ich erst 2022 kaufen, obwohl ich sie schon seit Februar 2020 auf der Watchlist hatte. Hindernis war eine meiner Grundregeln keine kapitalintensiven Unternehmen zu einem KBV von über 2 bei gleichzeitig niedrigen KGV zu kaufen. Meiner Meinung nach ist dann der Anreiz für andere Unternehmen zu groß selber in das Geschäft zu investieren. Häufig sind bei kapitalintensiven Unternehmen auch keine so großen Burggräben möglich, wie sie z.B. Microsoft besitzt.
Wie man auf dem Chart sieht, hat der Kurs jetzt wieder ein ähnliches Niveau erreicht. Konsequent wäre es jetzt eigentlich komplett auszusteigen und auf die nächste Gelegenheit zu warten, aber andererseits weiß ich nicht, wie lange das dauern kann. Ich halte Vopak auch immer noch für ein gutes Unternehmen und Standorte wie im Rotterdamer Hafen lassen sich auch mit viel Geld nicht beliebig vervielfältigen. Deshalb habe ich mich entschlossen nur 20% meiner Aktien zu verkaufen. Zusammen mit den schon erhaltenen Dividenden habe ich somit immerhin schon mehr als die Hälfte meines Einsatzes heraus und die Wahrscheinlichkeit, dass aus einem richtig guten Investment noch ein schlechtes wird, sinkt damit beträchtlich.
Banken ETF
Mein Kauf eines Banken ETF im Jahr 2022 war so eine oben angesprochene Entscheidung nach einem drängenden Bauchgefühl. Aufgrund der Inflation hat die EZB die Nullzinspolitik endlich beendet und die Banken verdienen im Allgemeinen wieder mehr Geld. Auch wenn ich hoffe, dass die Nullzinspolitik nie wieder kommen wird, spekuliert man ja am Markt ständig darüber wann es mit wie vielen Schritten mit den Zinsen wieder nach unten geht.
Da für mich eine normalisierte Zinswelt ein Grund war die Banken breit gestreut zu kaufen, widerspricht diese allgemeine Erwartung meiner These. Auch bei diesem ETF war ich (noch) nicht bereit alles zu verkaufen, aber auch hier erhöht sich durch den Verkauf von etwas mehr als 20% meiner Anteile bei einem bisher aufgelaufenen Gewinn von etwa 40% die Wahrscheinlichkeit, dass das hier am Ende ein ordentliches Investment gewesen sein wird.
FAZIT
Ich habe mal wieder keine Ahnung, ob sich mein Timing als gut herausstellen wird oder auch nicht. Letztlich wäre es für mich sogar gut, ein schlechtes Timing zu haben, da ich ja nur wenig verkauft habe. Für mich fühlt sich der Verkauf trotzdem gut und richtig an.
Die Erlöse werde ich wahrscheinlich in eine kurz laufende Investment Grade Anleihe investieren, um wenigstens etwas zu verdienen und gleichzeitig trockenes Pulver zu halten, bis sich mal wieder bauchmäßig unvermeidbare Gelegenheiten ergeben.
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