Rickmers Holding – Geschäftsbericht 2015

aktueller Kurs: 51%

Die Rickmers Holding hatte bereits am 14.03 in einer Pressemitteilung ihre wesentlichen Zahlen für das Geschäftsjahr 2015 veröffentlicht. Bereits am 10. Dezember 2015 und noch mal am 29. Januar sah sich das Management veranlasst vorab die Prognosen für das Geschäftsjahr zu bestätigen. Das erfolgte in Reaktion auf einen Kurssturz der Anleihe und negative Presse Artikel. Ende November lag der Kurs noch fast bei 100%. Am 10. Dezember dann nur noch bei 81% und am 29. Januar nur noch bei 56%. Den oder die relevanten Presseartikel habe ich leider nicht gefunden, aber ich habe irgendwo gelesen, dass darin wohl die These aufgestellt wurde, dass noch viel höhere Wertberichtigungen notwendig wären, als vom Unternehmen bereits vorgenommen wurden. Eine neuerliche Insolvenz der Mittelstandsanleihen (German Pellets) hat sich auch zum Kurssturz beigetragen. Da das eine Sippenhaft wäre, die nicht wirklich Sinn macht, war für mich die Frage, ob das aktuelle Kursniveau leider berechtigt oder übertrieben niedrig ist. Vorgestern kam dann der vollständige Geschäftsbericht heraus, denn ich mir direkt mit Interesse angeschaut habe.

Geschäftszahlen 2015

Das Jahr 2015 ist für Rickmers auf den ersten Blick gar nicht so schlecht gelaufen. Der Umsatz konnte um 8% auf EUR 587 Mio. gesteigert werden. Das EBITDA stieg sogar um 21% auf EUR 253 Mio. erhöht werden. Leider beruhen diese Verbesserungen nicht auf einer Verbesserung am Containerschiffsmarkt. Die EBITDA Steigerung geht vielmehr insbesondere auf eine günstige USD/EUR Wechselkursentwicklung zurück. Vor Wertberichtigungen ist das Konzernergebnis von EUR 4 Mio. im Vorjahr auf EUR 1,3 Mio. gesunken. Ein starker Rückgang aber immerhin noch ein positives Ergebnis. Das große ABER sind aber die Wertberichtigungen in Höhe von EUR 136,8 Mio., die letztlich zu einem Konzernverlust von EUR 135,5 Mio. geführt haben. Das ist ein großer Brocken für einen Konzern der nun zum Ende des Jahres noch ein Eigenkapital von EUR 555 Mio. ausweisen konnte, davon EUR 342 Mio. der Rickmers Holding AG.

Ausblick

Rickmers konnte eine Finanzierungsverlängerung von USD 520 Mio. mit einer wesentlichen Hausbank am 09.03. „im Grundsatz vereinbaren“. Das klingt nicht sehr verbindlich, aber wenn man sich nicht relativ sicher wäre, würde man das wohl nicht veröffentlichen. Sollte das so finalisiert werden, verbessert das die Aussichten des Unternehmens und natürlich besonders die Aussichten der Inhaber der 2018 fällig werdenden Anleihe.

Das Reporting wird künftig als weitere Vorbereitung auf den Kapitalmarkt auf quartalsweise umgestellt. Als Ziel wird ganz klar angegeben, die Ausstattung mit Eigenkapital zu stärken. In Anbetracht der Lage an den Finanzmärkten und noch mehr an den Schiffsmärkten geht man allerdings wohl zu Recht davon aus, dass das 2016 eher unwahrscheinlich ist. Stattdessen sollen unter anderem Schiffe und Unternehmensbeteiligungen verkauft und Darlehen refinanziert werden. Darüber hinaus will man natürlich Kosten reduzieren.

Sukzessive laufen weiter alte hoch dotierte Charterverträge aus, so dass es nicht überraschend ist, dass die Erwartung eines „moderat bis deutlich unter dem Geschäftsjahr 2015 liegendes operatives Ergebnis (EBITDA)“ besteht.

So richtig kritisch wird es dann aber im Risiko und Chancenbericht: „…vier von diesen Risiken sind als „extrem“ mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 50 bis <75 Prozent und einer Auswirkung von <30Mio. klassifiziert.“. Diese 4 als extrem klassifizierten Risiken sind:

1) „Risiken aus niedrigen Schiffswerten“

2) „Risiken aus sinkendem Eigenkapital der Rickmers Holding AG als Konzernmutter“

3) „Risiken durch Überschuldung und durch die Nichteinhaltung kreditvertraglicher Auflagen“

4) „Liquiditätsrisiken“

Der Risikobericht ist für mich ein Beispiel des einerseits verbesserten aber gleichzeitig für mich nicht ausreichend transparenten Reportings. Erst wird sehr anschaulich in einer Risikomatrix von möglichen Schadenshöhen und Eintrittswahrscheinlichkeiten die Klassifizierung der Risiken erklärt, um dann beim Risiko aus niedrigen Schiffswerten folgenden pauschalen Satz rauszuhauen: „Dabei können einzelne Verletzungen von Kreditauflagen durch sogenannte „Cross Default“-Regelungen auch andere Finanzierungen der Gruppe in der Art gefährden, dass auch bei diesen Finanzierungen eine Pflicht zur vorzeitigen Rückzahlung ausgelöst wird.“ Vorher wird erwähnt, dass es Loan to Value Klauseln gibt. Steigt ein Darlehen in Prozent vom Marktwert des Schiffs über eine vereinbarte Grenze kann das Darlehen sofort fällig werden. Aus Sicht der Finanzierer ist das verständlich, denn so besteht noch die Chance das Kapital durch Verwertung der Sicherheit zurückzuerhalten. Auch Cross Default Regelungen machen aus Sicht der Finanzierer Sinn. Erfüllt ein Kreditnehmer einen anderen Vertrag nicht, geht es ihm wahrscheinlich so schlecht, dass man seine eigenen Forderungen auch fällig stellen sollte. Für Rickmers kann ich aus dem Zitat allerdings nur schließen, dass ein sinkender Marktwert eines einzelnen Schiffes schlimmstenfalls eine Kettenreaktion in Gang setzen könnte, die das ganze Unternehmen in den Abgrund reißen kann. Ganz so extrem ist das Risiko in der wirklichen Welt vielleicht nicht, da das Unternehmen ja mit den Finanzierern immer noch verhandeln kann, die auch kein Interesse an einer kompletten Insolvenz haben dürften.

FAZIT

So ganz konnte ich den Kurssturz der Anleihe vor der Lektüre des Geschäftsberichts nicht nachvollziehen. Mir ist die schlechte Marktlage für Containerschiffe natürlich klar, trotzdem schien mir, dass bei der Rickmers Holding ein guter Job gemacht wird und die nicht liquiditätswirksamen Wertberichtigungen und die Insolvenz von German Pellets zu einem von Panik getriebenen Kurs geführt haben.

Nach der Lektüre sehe ich das mit dem guten Job des Managements grundsätzlich immer noch so, allerdings werden im Geschäftsbericht auch einige existenzielle Risiken genannt, die man mangels weiterer Informationen nicht vernünftig einordnen kann.

Sollte die Anleihe vollständig bedient werden, erhält man für eine Laufzeit von etwas über 2 Jahren eine Rendite von 44% p.a. Wenn ich, mangels der Informationen für fundiertere Szenarien simpel annehme, dass die Wahrscheinlichkeiten für eine volle Bedienung und einen Totalausfall jeweils bei 50% liegen, bleibt der Erwartungswert zwar positiv, aber die Rendite sinkt auf rund 6% p.a. Der Markt scheint die Überlebenswahrscheinlichkeit also einiges höher als 50% einzuschätzen. Eine eigene Meinung welches Kursniveau angemessen wäre, kann ich mir mit den gegebenen Informationen nicht fundiert bilden.

Vor diesem Hintergrund kann ich Investoren verstehen, die pauschal aussteigen. Wahrscheinlich ist es der ownership bias, der mich dazu tendieren lässt erstmal zu halten und abzuwarten. Vielleicht ergeben sich aus dem Geschäftsbericht der in Singapur börsennotierten Tochter Rickmers Maritime noch interessante Erkenntnisse. Ich werde ihn mir anschauen, wenn er rauskommt und ggf. berichten.

 

5 Gedanken zu „Rickmers Holding – Geschäftsbericht 2015

  1. am-ph

    Im Februar gab es die Meldung, dass der Vertrag mit dem CFO von Rickmers Holding zum Ende April aufgelöst wird. Am gleichen Tag und dem darauf folgenden kaufte der CEO jeweils Aktienpakete der Gesellschaft.
    Ungewöhnliche Vorgänge, die mich davon abhalten, mich näher über die Firma kundig zu machen.

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    1. Value Mario Beitragsautor

      Hast du dazu zufällig einen Link zu der Meldung? Mir war das bis jetz neu und ich habe es gerade auch nicht geschafft die Meldung zu finden.

      Hat der CEO wirklich Aktien von Herrn Rickmers gekauft? Der hielt bisher 100% der Aktien. Oder geht es um die Anleihe oder Aktien von Rickmers Maritime in Singapur?

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      1. Value Mario Beitragsautor

        Hab jetzt noch mal Rickmers Maritime geschaut und bin dort mit so ähnlichnen Meldungen fündig geworden. Die bekommen einen neuen CEO. Zu den Gründen könnte ich nur spekulieren, aber es kommt einem so bisschen so vor, wie ein Trainerwechsel beim Fußball im Abstiegskampf. Der selbe CEO hat auch noch Aktien gekauft, allerdings nur für ein paar Tausend Euro, so dass ich dem keine große Bedeutung beimesse.

        War es das was du meintest?

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        1. am-ph

          Hier sind die Meldungen, auf die ich mich bezog. Es geht um zwei verschiedene Personen:
          – Der CFO Gerard Low Shao Khang geht.
          – Der CEO Soeren Andersen hat ein paar Aktien gekauft.
          Die Beträge sind nicht ernst. Trainerwechsel im Abstiegskampf ist ein guter Vergleich.

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          1. Value Mario Beitragsautor

            Ok, danke für die Bestätigung, dass ich dann bei der Tochter doch noch die richtigen Meldungen gefunden habe.

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