Archiv für den Monat: November 2024

Eigenkapitalforum 2024

Diese Woche fand wieder das jährliche Eigenkapitalforum der Deutsche Börse statt. Da es letztes Jahr online so gut geklappt hat, habe ich mich dieses Jahr entschieden komplett nur online teilzunehmen und auf die Fahrt zum Frankfurter Flughafen zu verzichten. Ich bin mit meinem Artikel etwas später dran als normal, da es dieses Jahr leider einige technische Probleme gab. Mit der Möglichkeit die Präsentationen auch noch nachträglich zu sehen, konnte ich bis heute einige noch sehen, während ich andere verpasst habe. Zu letzteren zählte auch die Wüstenroth & Würtembergische, deren Präsentation ich gerne gesehen hätte, weil ich auf diese Position in meinem Portfolio bei der EKF 2022 gekommen bin und die Zahlen zuletzt doch sehr schlecht waren.

Dieses Jahr waren auch einige große Konzerne wie DHL und Deutsche Telekom vertreten, aber ich habe mich auf kleinere Unternehmen konzentriert, die zu meinem circle of competence gehören oder für die ich mich einfach interessiere. Ungewöhnlich war für mich, dass ich dieses Jahr in unmittelbaren Zusammenhang mit den Präsentation Aktien von zwei Unternehmen für mich gekauft habe. Über die beiden schreibe ich natürlich etwas und danach auch noch über ein paar andere Unternehmen, die ich interessant fand. Andere Präsentationen wie z.B. PNE, ABO Energy und Indus habe ich zwar angeschaut, habe aber aus meiner Sicht nichts wesentliches zu kommentieren.

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ENAV – Nachkauf

aktueller Kurs: 3,88 Euro

Ich habe vor etwas über einem Jahr eine Einstiegsposition in ENAV, der italienischen Flugsicherung gekauft. Eigentlich war zu der Zeit die Idee mehr über das Unternehmen zu lernen und nach einem Kursrücksetzer mehr zu kaufen.

So einen Rücksetzer auf weniger als 3 Euro gab es für kurze Zeit im Oktober 2023 aber da habe ich die Gelegenheit zu einem Nachkauf verpasst. Wahrscheinlich habe ich auf das Quartalsreporting gewartet und bis das raus war, hatte sich der Kurs schon wieder erholt. Längere Zeit hätte ich mit etwa 10% Abschlag nachkaufen können, aber das war nicht genug, um mich über den Preis zu motivieren. Stattdessen habe ich heute zum gleichen Kurs wie 2023 nachgekauft. Der Anlass dafür war aber nicht der Preis sondern die Tatsache, dass ich wenigstens einen Teil meiner Rückflüsse aus dem Aercap Verkauf letzte Woche sofort wieder anlegen wollte und zwar mit einem reduzierten Risikoprofil.

Der absolute Preis von Enav war also nicht der Auslöser für meinem Nachkauf, aber relativ gesehen, ist die Aktie jetzt trotzdem etwas günstiger. 2023 habe ich mit einem erwarteten KGV 21,3 und einer Dividendenrendite von 5% gekauft. Durch gestiegene Gewinne hat sich das KGV inzwischen auf 16,8 reduziert und die Dividendenrendite ist auf 6,2% gestiegen. Die leidige Doppelbesteuerung der Dividende ist immer noch ein Thema, aber auch mit der 11%-Punkte zu hohen Besteuerung ist dieses Niveau für mich attraktiv.

FAZIT

Enav ist in meinen Augen ein positiv langweiliges Investment. Die Chance auf einen etwas günstigeren Einstieg habe ich zwar verpasst, aber auch auf dem aktuellen Niveau halte ich die Aktie in diesem Sinne für attraktiv. Durch den Nachkauf ist die Position bei mir jetzt im unteren normalen Bereich und nicht mehr bewusst klein. Weitere Nachkäufe in der Zukunft kann ich mir auch vorstellen. Mal sehen, ob ich vielleicht doch noch mal mit einem größeren Abschlag kaufen kann, aber eigentlich wünsche ich mir, dass es so positiv langweilig weitergeht, wie die letzten 1,5 Jahre.

Aercap – Gewinnmitnahme nach 10 Jahren

aktueller Kurs: 95 USD

Das Flugzeugleasing Unternehmen Aercap ist eine meiner liebsten, längsten und bisher mit Abstand die größte Position in meinem Portfolio. Aus 3 Gründen, die ich gleich schildern werde, habe ich mich heute entschieden, dass erste mal seit 10 Jahren Gewinne mitzunehmen und damit meinen ursprünglichen Einstand aus dem Risiko zu nehmen.

1) Dividendenbesteuerung

Historisch hat Aercap nie Dividenden gezahlt. Die vorhandene Liquidität wurde entweder für die beeindruckende Expansion oder für Aktienrückkäufe unterhalb des Buchwerts verwendet. Wie der Kurs zeigt, war das eine sehr erfolgreiche Herangehensweise (in dem Corona Tal habe ich zum Glück auch noch mal gekauft):

Erst dieses Jahr hat Aercap begonnen eine Dividende zu zahlen. Noch ist sie mit einer Dividendenrendite von rund 1% sehr gering. Mir erscheint das sowohl vom Grundsatz als auch von der Höhe mal wieder eine sehr gute Entscheidung durch das Management zu sein. Das Unternehmen öffnet sich dadurch für Aktionäre die auf laufende Dividenden Wert legen und die niedrige Höhe erlaubt den Einstieg in eine lange Reihe von jährlich steigenden Dividenden, was dann in ein paar Jahren als Argument für die Attraktivität der Aktie herangezogen werden kann.

Für deutsche Privatanleger hat das Ganze leider mal wieder einen Haken. Da sich aufgrund der Konzernstruktur Irland und die Niederlande nicht einig sind, wer zum Abzug von Quellensteuern berechtigt ist, tun sie es einfach beide. Dadurch wird die Dividende mit 40% Quellensteuer belastet und für den deutschen Fiskus werden davon nur 15% angerechnet. Deutsche Steuer zahlt man also auch noch, so dass sich eine Gesamtsteuer von rund 60% ergibt. Darauf angesprochen, teilte mir ein Investor Relations Manager von Aercap mit, dass meine Bank nur fristgerecht melden müsste, dass ich in Deutschland sitze. Das sehen meine beiden Banken, die ich dazu befragt habe anders. Vorab scheint es gar keine Möglichkeit zu geben die 3-fach Besteuerung zu vermeiden und eine nachträgliche Erstattung ist entweder auch nicht möglich oder prohibitiv teuer.

Noch sind die Dividenden so gering, dass sich der Schaden in Grenzen hält, aber meine Sympathie für die Aktie ist dadurch definitiv gesunken. Spontan hatte ich deshalb sogar im September schon mal überlegt einen großen Teil der Aktien zu verkaufen. Da die Dividende noch so niedrig ist, habe ich mich dann aber doch entschieden erst mal abzuwarten.

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