Prosafe – 36% Abschlag auf Buchwert

aktueller Kurs: 19,35 NOK

Zuletzt habe ich hier https://value-shares.de/2014/09/21/prosafe-bewertungsupdate-2014-09/ im September über den fallenden Kurs bei Prosafe geschrieben. Seitdem hat sich der Kurs fast halbiert und meiner Meinung nach ist die Zeit gekommen, um mit dem nachkäufen zu beginnen.

Seitdem ich auf Prosafe gestoßen bin, finde ich das Unternehmen interessant, auch wenn die Bewertung der Plattformen für mich extrem schwer ist. In meinem ersten Artikel über Prosafe im Mai 2013 https://value-shares.de/2013/05/12/prosafe-se-unterkuenfte-auf-hoher-see/ habe ich das KBV von 8,3 (nach meinen Bilanzkorrekturen) als astronomisch bezeichnet. Allerdings hatte das Unternehmen über viele Jahre extrem hohe Renditen erwirtschaftet und so bin ich der Hoffnung aufgesessen, dass die Nische des Unternehmens vielleicht so klein ist, dass diese Renditen tatsächlich nachhaltig sind. Es kam wie es kommen musste, andere Gesellschaften und Prosafe selbst haben weitere Plattformen bestellt, so dass nach den fetten Jahren nun plötzlich ein Überangebot befürchtet wird. Für mich war das eine Lehre bei Asset basierten Gesellschaften nicht mehr zu investieren, wenn sich der Kurs zu sehr vom Buch- / Wiederbeschaffungswert entfernt.

Inzwischen kommt jetzt noch hinzu, dass der Ölpreis von um die 100 USD pro Barrel im September auf unter 70 USD abgestürzt ist. Ob und wie lange die OPEC und insbesondere Saudi Arabien einen Preiskrieg anzettelt kann ich nicht sagen, aber da dieses Preisniveau sowohl für Offshore Öl als auch für Fracking grenzwertig ist, kann es m.E. nicht dauerhaft Bestand haben. Kurzfristig dürfte Prosafe nicht dramatisch betroffen sein. Auf der einen Seite laufen die Finanzierungen noch bis mindestens 2017 und zum anderen verfügt man über ein hohes Auftragsvolumen von USD 1,4 Mrd. (Stand 30.09).

Ein weiterer Faktor ist aus meiner Sicht, dass die Plattformen von Prosafe nicht nur beim Bohren neuer Löcher gebraucht werden, sondern z.B. auch bei der Außerbetriebnahme von alten Förderplattformen.

Noch im September kam ich zum Ergebnis das die Aktie nach meinem rudimentären Bewertungsversuchen um 40% überbewertet ist. Deshalb habe ich erstmal abgewartet. Heute ist sie nach dem selben Berechnungsschema um 36% unterbewertet. Natürlich hat sich am Ölmarkt einiges verschlechtert, aber diese Plattformen haben eine Lebensdauer von Jahrzehnten und ich sehe kein Szenario mit so niedrigen Ölpreisen, dass diese dauerhaft beschäftigungslos bleiben könnten.

FAZIT

Erstmals seit ich den Wert verfolge gibt es zumindest rechnerisch eine Margin of Safety. Meine Analyse ist und bleibt allerdings rudimentär. Für detaillierte Berechnungen und Prognosen habe ich einfach weder das know-how noch die Daten noch die Zeit. Deshalb bin ich mit der Detailtiefe meines Artikels hier auch nicht so richtig glücklich. Ich fühle mich aber nichts desto trotz wohl genug mit meiner Einschätzung, um jetzt nachzukaufen. In der näheren Zukunft bleiben Prosafe und das Offshore Drilling Segment ganz oben auf meiner Prioritätenliste. Wenn ich die Zeit finde, werde ich auch noch was zu Anbietern von Bohrplattformen und Bohrschiffen wie Seadrill, Ensco und Transocean schreiben. Deren Kurse sind ähnlich massiv gefallen und dort vermute ich ebenfalls Schnäppchen.

8 Gedanken zu „Prosafe – 36% Abschlag auf Buchwert

  1. Pingback: Aus anderen Finanzblogs – KW 50/2014 u.a. mit Commerzbank, Prosafe, Fresenius Medical Care, Gazprom, Bilfinger Berger, DAX, Dow | Kapitalmarktexperten.de

  2. Roger

    Ich stimme dir zu bei der Unterbewertung.
    Ich habe aber noch hier wie auch bei anderen Offshore-Drillern eine Frage:
    – Wie gut sind die Unternehmen kapitalisiert, ab welcher Dauer niedriger Ölpreise gehen sie in die Knie?

    Mein Liebling unter Offshore-Drillern ist im Übrigen Songa Offshore. Die sehr lange laufenden Verträge mit Statoil für die neu gebauten Cats bieten hier ungewöhnlich gute Sicherheiten.

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    1. Value Mario Beitragsautor

      Die Frage nach der Finanzierung ist natürlich eine wichtige. Bei Prosafe werden bis 2017 keine Finanzierungen fällig. Finanzbedarf besteht nur für die bestellten Neubauten. Die Pipeline an Aufträgen ist außerdem gut gefüllt. Ich gehe deshalb davon aus, dass 2 oder 3 Jahre niedrige Ölpreise keine existenziellen Probleme verursachen würden. Darüber hinaus habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, weil ich derzeit nicht davon ausgehe, dass wir so lange so niedrige Ölpreise haben werden. Wie ich in dem Artikel schon geschrieben habe, würde ich eigentlich auch gerne mal Szenario Rechnungen aufmachen, um ein Gefühl zu bekommen wie tief die Raten und die Auslastung sinken dürfen, bevor es kritisch wird. Bisher habe ich dazu nicht die Zeit gefunden und mich deshalb damit zufrieden gegeben, dass zumindest unmittelbar keine Probleme bestehen sollten.

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  3. Roger

    Hallo Mario,

    Beim Überfliegen des HV-Berichts von Prosafe (http://www.prosafe.com/news-room/notice-of-annual-general-meeting-article2610-11.html, siehe Anhang) ist mir ein Detail ins Auge gefallen: „In the current situation, the Board of Directors considers the existing long-term incentive scheme inefficient. Therefore the Board of Directors proposes a new long-term incentive scheme ( the “New Scheme”) to replace the existing scheme, implemented in 2011.“

    Interessierte Frage: Wie schätzt du das ein? Ganz normaler Vorgang oder dreiste Selbstbedienung des Managements („Wenn die alten Ziele unerreichbar sind, senken wir halt den Anspruch, um an unsere Boni zu kommen“)?
    Normal in der Branche oder Tabubruch?

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    1. Value Mario Beitragsautor

      Interessante Frage und sorry für die späte Antwort. Was speziell in der Branche normal ist, weiß ich auch nicht. Meine persönliche Meinung ist etwas ambivalent. Das Prosafe Kursniveau lag 2011 die meiste Zeit über 40 NOK. Heute sind es 25 NOK. Hätte das Management das mitzuverantworten, dann wäre es sicherlich schlecht, die dafür auch noch mit einem neuen Incentive Programm zu belohnen. Wie viel von der heutigen Marktentwicklung hätten die schon vor Jahren kommen sehen müssen? Extrem schwer zu beantworten. Ich schätze es aber so ein, dass den Ölpreisverfall in diesem Ausmaß nur ganz wenige kommen sahen. Wenn das Management von Prosafe dazu gehören würde, wäre es als Hedge Fonds Manager wahrscheinlich besser aufgehoben.

      Wenn man, wie ich, dann auch noch später und weit günstiger gekauft hat und der Meinung ist, dass das Management jetzt einen ordentlichen Job macht, kann man nicht wollen, dass die sich einen neuen Job suchen. Natürlich wäre es das Beste, wenn die bleiben und nicht nach einer angepassten Vergütung verlangen. Das passiert aber wohl nur bei Managern die auch erhebliche Anteile halten oder bei extrem ehrenvollen Menschen. Mehrheitlich schauen die Menschen hingegen auch wo sie selber bleiben und deshalb ist für mich ein neues Incentive Programm kein no go. Vorallem, weil es bei Prosafe, wenn ich mich richtig erinnere, keine Ausmaße hat, die einen wesentlichen Faktor darstellen. Dieses Thema ist für mich eher eins, warum ich z.B. nie Goldman Sachs kaufen würde. Die Gewinne werden großzuügig an die Mitarbeiter verteilt und die Verluste tragen die Aktionäre (oder der Staat).

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  4. Michael W.

    Nun hat sich prosafe von dem oben dargestellten Kurs nochmal wesentlich verbilligt. Haben sich die Gewichte am Markt durch den Ölpreisverfall tatsächlich so kräftig verschoben, dass prosafe effektiv Verlust schreibt oder trotz Kapitalerhöhung Liquiditätsprobleme bekommt? Denn anders kann ich mir einen Abschlag auf den Buchwert von mittlerweile über 50% eigentlich nicht erklären. Und wie verhält man sich nun als Investor? Kaufen diejenigen, die investiert sind nun nach oder retten was zu retten ist?

    Entschuldigt die vielen laienhaften Fragen, ich versuche in erster Linie zu lernen und hoffe Ihr habt Lust mir da ein wenig auf die Sprünge zu helfen.

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    1. Value Mario Beitragsautor

      Ich habe den Kursverfall bei Prosafe auf dem Schirm. Allerdings ist gerade an den Öl- und Schiffsmärkten gerade so viel los, dass ich nicht nachkomme mir alle Kandidaten für Nachkäufe anzuschauen.

      Ich habe mich zuerst mit Transocean Partners beschäftigt, weil die kein Fremdkapital haben. Das ist bei Prosafe nicht so, daher ist das Risiko da höher. Andererseits war für mich ein Argument für Prosafe, dass die Accomodation Rigs nicht nur in der Bohrphase sondern auch in der Förderphase und gerade auch beim Beenden einer Förderung gebraucht werden. Auch wenn die Ölkonzerne momentan die Investitionen radikal zusammenstreichen, müssten laufende Föderungen noch am ehesten weitergeführt werden, was zu einer gewissen Nachfrage für Prosafe führen könnte. Ich bin schon gespannt darauf, das nächste Reporting von Prosafe zu lesen.

      Wirklich begründet, kann ich momentan aber leider auch keine Antworten liefern.

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