Macquarie Rohtstoff Bericht

Die australische Bank Macquarie hat mich auf den Presseverteiler für einen umfangreichen Bericht über die Rohstoffmärkte genommen. Fundierte Informationen und Meinungen sind bei mir immer willkommen und das besonders zum Thema Rohstoffe. Die interessieren mich ohnehin und außerdem haben sie direkte Auswirkungen auf die Schifffahrt, die Offshore Öl Exploration und landwirtschaftliche Flächen. Drei weitere Branchen mit denen ich mich seit Jahren beschäftige.

Macquarie

Macquarie ist die größte australische Investment Bank mit einer Bilanzsumme von umgerechnet rund EUR 135 Mrd. Durch den Heimatmarkt Australien ist die Expertise in Rohstoffen natürlich kein Wunder. Australien ist aber bei weitem nicht der einzige Standort von Macquarie. Insgesamt verfügt die Bank über Standorte in 28 Ländern, darunter auch Deutschland. Mir persönlich ist sie in den frühen 2000’er Jahren erstmals über den Weg gelaufen als sie anfing Infrastrukturfonds für deutsche Privatanleger anzubieten.

Rohstoff Bericht

Der Rohstoff Bericht von Macquarie ist ziemich umfassend und enthält auch Kapitel über speziellere Rohstoffe wie z.B. Uran und Milch. Ich werde mich in meiner kleinen Zusammenfassung aber auf die beschränken, die ich für meine Kern-Themen für relevant halte.




Kohle

Vor dem Hintergrund der offiziellen Klimaziele, des Ausbaus erneuerbarer Energien und der gesunkenen Preise für Öl- und Gas ist es leicht zu denken, dass Kohle auf dem absteigenden Ast ist. Längerfristig ist sie das vielleicht auch, aber überrascht habe ich im Macquarie Bericht gelesen, dass der Preis von Kraftwerkskohle im bisherigen Jahr um 36% gestiegen ist. Der Preis von Kokskohle für die Herstellung von Stahl sogar um 171%. Wenn man kurz darüber nachdenkt, kommt man schnell auf die Erklärung. Die eigene Erfahrungswelt aus Europa, hier ist die Kohlenachfrage in diesem Jahr tatsächlich um 4% zurückgegangen, ist für den weltweiten Kohlemarkt nicht entscheident. Den Auschlag gibt China.

In China wird mit weitem Abstand weltweit die meiste Kohle gefördert und auch verbraucht. (laut Wikipedia 2014 mehr als die Hälfte der weltweiten Steinkohle Produktion). Dadurch ist die chinesische Regierung alleine in der Lage die Kohlepreise zu beeinflussen. Der jüngste Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass chinesischen Minen vorgeschrieben wurde, die Produktion einzustellen bzw. zu reduzieren. Dementsprechend ist das Importvolumen erstmals seit zwei Jahren gestiegen.
china-kohle-importe-2012-bis-2016

Macquarie erwartet aber nicht, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, denn es sind schon wieder Lockerungen erfolgt, weil man in Peking wohl nicht mit so starken Preisanstiegen gerade bei der Kokskohle gerechnet hat. Man wird die Preise wohl aber auch nicht auf das Ausgangsniveau zurückfallen lassen.

Der chinesiche Kohlemarkt ist 3x so groß ist wie die weltweit per Schifff transportierte Menge und nur schon diesjährigen chinesischen Produktionskürzungen entsprechen der Hälfte der weltweit per Schiff transportierten Kohle. Die Preise mussten daher steigen und bei dieser Menge ist es auch kein Wunder, dass auch die Transportkosten gestiegen sind, obwohl derzeit so viele Schiffe bereit stehen. Entgegen meiner Befürchtungen hat sich der Baltic Dry Index, der die Frachtraten für Schüttgutfrachter abbildet, von unter 300 im Februar 2016 auf über 900 mehr als verdreifacht.

Eisenerz

Bezüglich Eisenerz hatte ich hauptsächlich im Kopf, dass es ein weltweites Überangebot an Stahl gibt, was zu sinkender Nachfrage nach Eisenerz führen müsste. Gleichzeitig ist das Angebot stark gestiegen, weil die großen Player wie Vale neue Minen in Betrieb genommen haben. Trotzdem haben sich die Preise in diesem Jahr etwas erholt, mal wieder weil die Nachfrage in China größer war als erwartet.

eisenerz-preise-2012-bis-2016

Allerdings prognostiziert Macquarie, dass diese Erholung nicht von langer dauer sein wird. Für die kommenden Jahre prognostiziert man sogar, dass die Nachfrage sinken und das Angebot gleichzeitigig steigen wird. Keine guten Aussichten für die Eisenerzpreise und eine sinkende Nachfrage ist auch keine gute Aussicht für Bulker.

eisenerz-angebot-und-nachrage-yoy-2013-bis-2021f

Öl

Bezüglich Öl geht Macquarie davon aus, dass es erstmal bei der aktuellen Preisspanne zwischen USD 40 und USD 50 pro barrel bleiben wird. Dafür spielen eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle, z.B.

  • die OPEC diskutiert zumindest darüber weniger zu produzieren, um die Preise zu erhöhen
  • Russland hat angekündigt sich der OPEC anzuschließen
  • Iran, Irak, Lybien und Nigeria könnten andererseits ihre Produktion wieder hochfahren

Letztlich ist ein entscheidender Faktor aber die US Fracking Industrie, die unter USD 40 mit wenigen Ausnahmen Mühe hat profitabel zu arbeiten und die bei über USD 50 für deutliche Produktionssteigerungen sorgen wird. Der weltweite Swing Producer ist nicht mehr alleine Saudi Aramco sondern auch die Gesamtheit der amerikanischen Fracking Produzenten.

Gold

Gold korreliert in letzter Zeit in erster Linie mit den Zinserwartungen in Amerika. Das ist per se erst mal keine positive Aussicht für Gold, denn der US Chefvolkswirt von Macquarie sieht eine 75%’ige Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung um 0,25%-Punkte im Dezember.

goldpreis-vs-fed-erwartung-2015-bis-2016

Einen wesentlichen Rückgang des Goldpreises erwarten die Researcher von Macquarie trotzdem nicht. Zum einen sind nur real steigende Zinsen ein Problem für den Goldpreis. Wenn also die Zinsen parallel zur Inflation steigen, ändert sich im Vergleich zu heute nichts und außerdem gibt es außerhalb der USA also z.B. in Japan und der Euro Zone wenig Anlass von steigenden Zinsen auszugehen.

Macquarie erwartet für 2017 das der Goldpreis auf knapp USD 1.400 steigen wird, vorallem getrieben durch Schmucknachfrage aus Indien und eine höhere Nachfrage von Notenbanken (die waren dieses Jahr sehr niedrig, weil Venezuela wohl verkaufen musste).

Getreide

Die Preise für Agrarprodukte haben sich in diesem Jahr sehr unterschiedlich entwickelt. Während Weizen um mehr als 20% gefallen ist, ist der Zuckerpreis sogar um mehr als 30% gestiegen.

agrarprodukte-preisentwicklung-2016

Laut Macquarie wird es wetterbedingt dieses Jahr weltweit betrachtet zum vierten Mal in Folge nahezu perfekte Getreideernten geben. Entsprechend hoch sind die Lagerbestände und der Druck auf die Preise. Macquarie geht davon aus, dass trotz niedriger Zinsen, deshalb mehr Farmer in den USA in die Insolvenz gehen werden, was kurzfristig zu einer Verringerung der Anbauflächen führen könnte. Ähnliches wird für Südamerika erwartet.

Bezüglich US Agrarland sehe ich mich deshalb bestätigt, dass es besser ist noch abzuwarten, da die Landpreise auf diesen Druck eigentlich noch mehr reagieren müssten.

FAZIT

Ich habe Respekt vor dem Aufwand, dem know-how und dem Mut zu konkreten Prognosen, die Macquarie mit dem Bericht bewiesen hat. Gleichzeitig bleibe ich bei meiner Meinung auf konkrete zahlenmäßige Prognosen nicht viel zu geben. Deshalb habe ich mich auch auf die qualitativen, tendenziellen Aussagen konzentriert.

Der Abschnitte über Kohle und Eisenerz haben mir mal wieder vor Augen geführt, dass es für die Bulker Schifffahrt nicht ausreicht sich mit dem Angebot zu beschäftigen. Die Nachfrage ist genauso entscheidend und viel schwieriger einzuschätzen, besonders wenn man dabei Entscheidungen der chinesichen Regierung antizipieren soll. Mich bestärkt das in meiner Tendenz im Bulker Markt erstmal vorsichtig zu agieren.

Der Abschnitt über Öl hat meine Meinung ebenfalls bestätigt. In letzter Zeit habe ich großen Wert darauf gelegt bezüglich des Ölpreises agnostisch zu agieren, also gar keine Annahme darüber zu treffen wohin sich die Ölpreise entwickeln werden. Künftig werde ich mich auch mal nach Investments umschauen, die auf Basis der aktuellen Preisspanne Sinn machen.

Farmland bleibt für mich interessant, aber der auch von Macquarie erwartete Druck auf die Farmer müsste noch zu sinkenden Preisen und günstigeren Einstiegsmöglichkeiten führen. Deshalb gilt es auch hier Geduld zu bewahren.

7 Gedanken zu „Macquarie Rohtstoff Bericht

    1. Value Mario Beitragsautor

      Danke für das positive feed-back. Ich frage mich bei solchen Markt Artikeln immer mal wieder, ob das noch interessant ist oder schon viel zu oberflächlich und willkürlich ausgewählt.

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      1. TomB

        Naja, ich weiß halt, dass Rohstoffe Einfluss auf eigentlich alles haben, wenn auch oft nur indirekt als Inputfaktoren. Ich beschäftige mich nicht wirklich mit dem Sektor, bin zu faul so einen Bericht selbst zu lesen, und genieße deshalb, dass ich bei dir mitlesen kann: und das auch noch in sehr kompakter Form.

        Ich kann natürlich nicht für andere sprechen, aber mir jedenfalls taugen diese gelegentlichen Berichte ;-)

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    1. Value Mario Beitragsautor

      Schau nächste Woche noch mal rein. Ich kann auch noch zu Kupfer und Silber was zusammenfassen. Je nach dem wie viel es wird, entweder hier als Kommentar oder als neuer kleiner Artikel.

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