ISIN: US893830AY53
aktuelle Rendite: 6,5%
Heute werde ich meine kleine Serie zu mittelfristigen Offshore Drilling Anleihen fortsetzen. Die 2017 fällige Transocean Anleihe hat inzwischen eine Restlaufzeit von weniger als einem Jahr und Transocean kann etwas weiter in die Zukunft schauen. Für mich war es daher naheliegend mir mal die 2018 fällige Anleihe anzuschauen. Dabei bin im Grunde zu einem positiven Ergebnis gekommen, allerdings liegt die Rendite momentan nur noch bei etwas über 4% und damit nur rund 3% über der für entsprechende Staatsanleihen. Das war mir absolut gesehen etwas zu wenig. Ich habe mir deshalb die nächste Fälligkeit 2020 auch noch angeschaut.
Transocean Liquiditätsprognose
Transocean macht es einem mit der kurzfristigen Liquiditätsprognose einfacher als die anderen Offshore Driller. Bei Transocean muss man zumindest für den berichteten Zeitraum keine Annahmen über den freien Cash Flow aus dem Auftragsbuch machen, denn das Unternehmen bietet in seinen Präsentationen direkt eine entsprechende Liquiditätsprognose an. Beim West Coast Investor Day am 13.12.16 wurde diese hier präsentiert:
Wie vergleicht sich das mit den vorherigen Prognosen? Um diese Frage zu beantworten, habe ich die kleine Tabelle ergänzt, die ich dafür mal erstellt habe:
Die aktuell bereits verfügbare Liquidität ist im Vergleich zum Ende letzten Jahres um beeindruckende USD 1,3 Mrd. gestiegen. Allerdings nicht aus dem laufenden Geschäft heraus oder durch eine Eigenkapital Erhöhung, sondern wie ich hier schon geschrieben habe, durch zwei mit Neubauten und langen Shell Verträgen besicherte Anleihen. Diese Anleihen werden teilweise laufend bedient, haben aber grundsätzlich eine lange Laufzeit, so dass sie die kurzfristige Liquiditätsprognose trotzdem verbessern. Die beiden Anleihen haben zusammen knapp USD 1,1 Mrd. in die Kasse gespült und erklären den Großteil der gesteigerten Liquidität. Der Rest stammt aus dem freien operativen Cash Flow während der ersten neun Monate. Da die Thalassa und die Proteus inzwischen ausgeliefert wurden, haben sich die Investitionsverpflichtungen fast halbiert. Der bis Ende 2018 erwartete Operative Cash Flow hat sich allerdings ebenso fast halbiert, weil sukzessive alte Verträge mit hohen Tagesraten auslaufen. Transocean hat zwar in diesem Jahr ein paar Aufträge gewonnen, aber diese neuen Aufträge beinhalten so schlechte Konditionen, dass sie keine nennenswerten Überschüsse erzielen werden. Da ein zusätzliches Jahr in der Prognose enthalten ist, steigen die zu berücksichtigenden Fremdkapitalzahlungen auf USD 2,7 Mrd. Wahrscheinlich zufällig, bleibt die erwartete Mindestliquidität damit unverändert bei USD 3,9 Mrd.
Auf die revolvierende Kreditlinie in Höhe von USD 3 Mrd. würde ich mich schon für die 2018 fällige Anleihe nicht verlassen wollen und für die 2020 fällige Anleihe ist sie auf jeden Fall irrelevant, denn sie läuft nach derzeitiger Vertragslage nur bis 2019. Ohne die Kreditlinie verbleibt zum Ende des Jahres 2018 eine hochgerechnete Liquidität in Höhe von mindestens USD 0,9 Mrd.
Für die Jahre 2019 und 2020 hat Transocean derzeit Aufträge im Wert von insgesamt USD 2,3 Mrd. Eine Annahme darüber wie viel Liquidität daraus zur Bedienung der 2020 fälligen Anleihe zur Verfügung stehen wird, ist aber gar nicht nötig. Denn das ursprüngliche Volumen von USD 900 Mio. ist durch Rückkäufe zum Stand 30.09.2016 auf USD 525 Mio. gesunken. Die derzeit für Ende 2018 prognostizierte Liquidität reicht also aus auch die 2020 fällige Anleihe zu bedienen, wenn man davon ausgeht, dass die USD 2,3 Mrd. Auftragsvolumen ausreichen, um die laufenden Zahlungen in 2019 und 2020 zu leisten.
Anleihebedingungen
nominaler Zinssatz: 6,5%
Zinszahlung: halbjährlich im Mai und November
Laufzeit: 15.11.2020
vorzeitige Kündigung: Eine vorzeitige Kündigung ist jederzeit möglich. Die Rückzahlung erfolgt in diesem Fall aber nicht zu 100% sondern in diesem Fall muss ein Aufschlag in Höhe des Barwerts der entgangenen Zinsen gezahlt werden. Zur Abzinsung wird die zur verbleibenden Restlaufzeit passende US Treasury Rendite zzgl. 50 Basispunkten genommen.
Stückelung: USD 1.000
Rang: senior unsecured, d.h. die Anleihe wird grundsätzlich gleichrangig mit den meisten anderen Anleihen bedient, Anleihen auf der Ebene der Tochtergesellschaften z.B. die beiden neuen zur Finanzierung der Thalassa und der Proteus sind effektiv vorrangig.
geltendes Recht: Staat New York, USA
Risiken
Unfälle
Unfälle mit Umweltschäden sind beim Offshore Drilling immer ein Risiko, das hat gerade im Falle von Transocean das Desaster mit der Deepwater Horizon im Jahr 2010 leider sehr deutlich gezeigt. Der Kunde BP musste zwar den größten Teil des Schadens tragen, aber auch an Transocean ging das Desaster nicht spurlos vorüber. In der damaligen guten Marktlage konnte Transocean das verkraften, in der heutigen schwierigen Lage, wäre das nicht zwangsläufig noch mal der Fall.
Marktlage
Aus meiner Sicht spricht einiges dafür, dass sich Ölpreis und Offshore Kosten so einpendeln werden, dass neue Offshore Projekte wieder eine wesentliche Rolle in der weltweiten Öl- und Gasexploration übernehmen werden. Letztlich habe ich darüber aber nicht genügend Kenntnisse. Es könnte auch sein, dass die US Fracker, die OPEC Staaten und Russland die Produktion auf einem Niveau halten, das Offshore Entwicklungen unattraktiv macht. Meine These ist ja, dass es für die 2020 Anleihe egal ist, ob Transocean noch weitere Aufträge erhält oder nicht. Es besteht allerdings das Risiko, dass Transocean in so einem Szenario vor 2020 versucht seine gesamte Finanzierungsstruktur unter der Androhung einer Insolvenz zu restrukturieren.
vorzeitige Kündigungen von Rigs
Laut Angaben von Transocean gibt es keine Verträge (mehr), die Kunden ohne Kompensationszahlungen vorzeitig beenden können. Es kann aber sein, dass vorzeitige Kündigungen dazu führen, dass die Marge geringer ausfällt, als sie gewesen wäre, wenn der Vertrag erfüllt wird. Da ich nur bis 2020 schaue, wären vorzeitigen Kündigungen mit Kompensationszahlungen allerdings in der Regel positiv, da sie zu einem unerwarteten, vorzeitigen Zufluss von Liquidität führen.
Es besteht allerdings das Risiko, dass Kunden nach jeder Möglichkeit suchen, ohne Zahlungen Verträge vorzeitig zu beenden. Gründe dafür können von Transocean zu verantworten sein oder auch durch Dritte / höhere Gewalt. Um so höher die Tagesrate ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde nach einem Ausweg sucht und umso höher ist der Schaden sollte das wirklich eintreten. Für eine einzelne Plattform könnte der Schaden leicht USD 300 Mio. übersteigen und damit den Liquiditäts-Puffer schmerzlich reduzieren.
USD Wechselkurs
Der USD liegt derzeit im Bereich von 1,04 pro Euro, während der Kurs im Laufe des Jahres noch die meiste Zeit bei über 1,10 lag. Einige Prozentpunkte rauf oder runter machen bei einer Anleihe mit wenig Restlaufzeit einiges aus und so gesehen ist das Währungsrisiko gestiegen. Andererseits lag der Kurs auch schon mal deutlich unter der Parität.
FAZIT
Die 2017‘er Anleihe habe ich ursprünglich mit einer ähnlichen Rendite gekauft, wie man sie derzeit für die 2020‘er Anleihe bekommt. Die Ausgangslage ist auch wieder ähnlich, allerdings ist die Restlaufzeit länger und damit ist mehr Zeit, in der etwas schief gehen kann. Trotzdem halte ich das Chance Risiko Profil dieser Anleihe für sehr gut. Natürlich habe ich mehrere Risiken aufgelistet, die man auch ernst nehmen muss, aber andererseits gibt es auch Chancen. Sollte Transocean zum Beispiel die letzten noch ausstehenden Neubauten wieder mit eigenen Anleihen refinanzieren, stünde so viel Liquidität zur Verfügung, dass es vielleicht ein attraktives Rückkaufangebot gibt. Das würde zu einer besseren Rendite über einen kürzeren Zeitraum führen. Ebenso könnte zusätzliches Kapital oder zusätzliche Aufträge zu einer geänderten Risiko Wahrnehmung am Markt führen. Eine reduzierte Rendite würde zu etwas steigenden Kursen führen, so dass ich es für möglich halte, dass man innerhalb der Laufzeit mit einer knapp zweistelligen Rendite aussteigen kann. So lange ich allerdings so viele Schwierigkeiten habe, attraktive Investments zu finden, kann ich aber auch mit den 6,5% über die volle Laufzeit leben. Insofern habe ich heute in die 2020 Transocean Anleihe investiert.
Hast Du Dir auch die 2021 Anleihe (US893830BB42) angeschaut? Die bietet noch ein wenig mehr Rendite und mE nur überschaubar mehr Risiko.
Nein, ich bin nur bis zu der 2020 Anleihe gegangen. Die 2021 ist sicherlich auch kein abwegiger Gedanke, aber umso weiter man raus geht, um so mehr Annahmen muss man treffen, um die Rückzahlung einzuschätzen. Ich kann mit den 6,5% leben und habe mir deshalb keine späteren Laufzeiten angeschaut. Mit Ausnahme der 2024, über die ich einen eigenen Artikel geschrieben habe, aber für die hatte ich einen anderen Ansatz, der nicht gepasst hat.
Danke für Deine Einschätzung. Du hast natürlich Recht, 6,5% sind in Ordnung. Manchmal neige ich dazu in die „Gier frisst Rendite“-Falle zu tappen.