von Allec C. Benello, Michael van Biema und Tobias E. Carlisle
Gelegentlich lese ich gerne mal ein Buch über sehr erfolgreiche Investoren. Zum einen kann ich da was lernen und meinen Investmentstil mit deren abgleichen und zum anderen finde ich die Erfolgsgeschichten anderer motivierend, selber auch am Ball zu bleiben. Concentrated Investing ist so ein Buch. Wie der Titel, des leider nicht auf deutsch erhältlichen Buchs, schon sagt, geht es um das Gegenteil der so häufig propagierten breiten Streuung. Die Autoren nehmen sich das Themas an, in dem sie die Erfolgsgeschichte und Vorgehensweise von 8 Investoren porträtieren. Diese sind zum Teil wahrscheinlich jedem bekannt wie Buffett und Munger oder John Maynard Keynes. Vorgestellt werden aber auch weniger bekannte wie Lou Simpson oder Kristian Siem. Sie alle verbindet, dass sie extrem erfolgreiche Investoren mit durchschnittlichen, jährlichen Renditen von 15% bis 20% über mindestens 20 Jahre (gewesen) sind und zwar mit konzentrierten Portfolios.
Die Autoren
Alle 3 Autoren sind selber professionelle Investoren und Buchautoren. Carlisle z.B. das Buch „Deep Value“, das auch noch auf meiner Sachbücher to-do Liste steht.
Was ist konzentriertes investieren?
Die Theorie der effizienten Kapitalmärkte legt nahe breit gestreut zu investieren, weil man, so die Theorie, die allgemeine Marktentwicklung sowieso nicht schlagen kann. Die in dem Buch porträtierten Investoren stimmen hingegen weitgehend in zwei Punkten überein:
1) Die Märkte sind nur meistens effizient und nicht immer.
2) Wenn man von Wirtschaft, Kapitalmarkt und Aktienanalyse keine Ahnung hat, sollte man die Märkte als stets effizient behandeln und breit gestreut investieren.
Ein Portfolio aus 20 oder 30 Aktien würden viele heute wohl schon als konzentriert bezeichnen, dabei hat schon 1977 eine Studie gezeigt, dass man mit einem Portfolio von 20 bis 30 Aktien nahezu die maximale Diversifikation erreicht. Die Effekte weiterer Streuung auf hunderte Aktien, wie sie viele Fonds halten, sind nur noch marginal.
Da die Märkte die meiste Zeit effizient sind, gibt es nur in Nischen oder zu besonderen Zeiten die Chance Schnäppchen zu machen. Da es schwer genug ist, solche zu finden und sicher zu sein, dass es auch solche sind, ist Buffett der Meinung, dass es dann keinen Sinn macht in die zwanzigstbeste Idee zu investieren statt mehr Geld in seine beste Idee zu investieren. Nach seiner Aussage würde bei ihm ein Portfolio von bis zu $ 200 Mio. zu 80% aus 5 Werten bestehen, in dem die größte Position ein Viertel des gesamten Portfolios ausmachen würde. Der norwegische Öl- und Schiffsinvestor Kristian Siem hat im Laufe seiner Karriere sogar mehrfach alles auf eine Karte gesetzt, wenn er ein Asset oder ein Unternehmen für ausreichend unterbewertet hielt.
Solch eine hohe Konzentration muss man aushalten können, denn die Schwankungen eines konzentrierten Portfolios sind zwangsläufig größer als bei einem breit gestreuten am Index orientierten Portfolio. Wenn man den Index schlagen will, muss das aber auch so sein. Die moderne Portfoliotheorie behauptet nun, dass solche Schwankungen dem Risiko gleichzusetzen sind. Konzentriertes investieren, wäre also quasi per Definition risikoreicher. Erfolgreiche Value Investoren definieren Risiko hingegen meiner Meinung nach richtig, als das Risiko dauerhaft ein Vermögensverlust zu erleiden. Fällt ein Kurs nach dem Investment ohne, dass sich die Analyse als falsch herausstellt oder neue Fakten auftreten, ist das kein eingetretenes Risiko sondern eine Chance noch günstiger zu kaufen.
Negative Schwankungen aushalten zu können, bedingt aber neben dem persönlichen Temperament auch über sehr langfristiges oder permanentes Kapital zu verfügen. In meinen Augen ist das ein entscheidender Vorteil, den Privatanleger mit know-how gegenüber Aktienfonds Managern haben. Ein weiterer Vorteil ist, dass man nicht entlassen werden kann, wenn man eine Chance nach der anderen vorbeiziehen lässt und dadurch untätig wirkt.
Für die Frage wie hoch der Portfolioanteil konkret sein sollte, zeigt das Buch noch eine interessante Formel auf, von der ich vorher noch nie gehört hatte, die Kelly Formel. Dabei geht es um die Frage wie hoch der prozentuale Einsatz bei einer gegebenen Erfolgswahrscheinlichkeit und einem gegebenen Gewinnquote sein sollte. Beides ist an der Börse natürlich nicht bekannt, aber es gibt trotzdem Investoren, die sich daran orientieren. Sicher kann man die mit der Kelly Formel geschätzte Quote als Obergrenze verwenden, denn ein noch höherer Einsatz erhöht nur das Risiko aber statistisch nicht die erwartete Rendite.
FAZIT
Das Buch Concentrated Investing ist nicht sehr dick (ca. 220 Seiten) und relativ teuer, aber inhaltlich ist es eines der besten, die ich im letzten Jahr gelesen habe. Es hatte für mich genau die richtige Mischung aus Motivation durch Erfolgsgeschichten und methodischen Informationen, gegen die ich meine eigenen Investments abgleichen kann. Eigentlich bin ich genau der in dem Buch beschriebene Typ Investor, deshalb müsste mein Portfolio eigentlich viel konzentrierter sein. Tatsächlich traue ich mich in der Realität meistens nicht richtig große Positionen einzugehen. Der jüngste Artikel über Bolloré ist ein klassisches Beispiel. Ich weiß nicht genau wie viel Zeit ich in die Recherche und das Schreiben des Artikels gesteckt habe, aber es werden mindestens 20 bis 30 Stunden gewesen sein. Das ist vielleicht nicht total oberflächlich, aber auch nicht genug, um mich total wohl zu fühlen. Mit diesem komplizierten Konzern könnte ich mich wahrscheinlich inklusive Wettbewerbsanalyse in den vielen verschiedenen Geschäftsbereichen ein ganzes Jahr beschäftigen. Andererseits bin ich auch der Meinung, dass man mit zu viel Recherche irgendwann nur noch Scheingenauigkeit und Selbstüberschätzung produziert. Es ist in meinen Augen momentan nicht einfach, weil die Märkte tendenziell effizient bzw. optimistisch sind.
Was heißt das nun für mich? Ich werde auf jeden Fall noch selektiver investieren und versuchen noch geduldiger auf Gelegenheiten warten. Der nächste Crash an der Börse mit irrationalen Kursen wird irgendwann kommen. This time is not different! Dann wird es für mich viel einfacher sein gegen den Strom zu schwimmen und hohe Anteile in wenige Aktien zu investieren.
So lange werde ich das Thema Konzentration mit Augenmaß weiter verfolgen. Im letzten Jahr habe ich ja schon einiges rausgeworfen und das werde ich für dieses Jahr auf dem Zettel behalten, auch wenn für einige kleinere Positionen, die ich heute nicht mehr kaufen würde, die Steuerfreiheit spricht, weil sie schon so alt sind.
Die Kelly Formel ist mir auch vor ein paar Tagen über den Weg gelaufen. Monish Pabrai arbeitet damit. Ein sehr spannender Investor!
Hier noch was dazu: http://latticework.com/the-us-election-and-the-kelly-criterion/
Toll wäre übrigens die Möglichkeit neue Mails zu bekommen, wenn es neue Kommentare gibt.
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Danke für die Buchvorstellung! Ich freue mich immer über neue Buchtipps. Das Buch scheint wirklich sehr interessant zu sein. Ich werde es mir eventuell etwas näher anschauen, wenn eine deutsche Übersetzung erscheint. Auf Englisch werde ich es eher nicht lesen, das ist mir bei so einem umfangreichen Thema ehrlich gesagt zu anstrengend. Leider ist es wirklich sehr teuer, vor allem weil es so dünn ist :D Aber wenn es gut ist, spricht natürlich nichts gegen den Preis.
Hallo, ein konzentriertes Portfolio( das habe ich wohl). Dies setzt aber vorraus, dass ich mir bei den Werten sehr , sehr sicher ist.
Bei mir sind dies zum Beispiel aktuell Finanzwerte weit unter Buchwert. Vor 5 Jahren waren es eher Dinge wie Dr. Pepper.
Denke konzentrierte Portfolios haben einen wesentlichen Vorteil. Man beschäftigt sich sehr genau mit den Werten und hält durch dick und dünn. Mir gehts persönlich so, dass wenn ich nur 1% in irgendnen Wert haue, weil ich s eben doch nicht abschätzen kann. Dann sag ich mir „wenn du mit nur einem Prozent dem Wert traust, dann verkaufst du eh bei Volatilität… lass es sein“.
Bei vielen Finanzwerten habe ich auch das Gefühl, dass die Bewertung sehr günstig sein könnnte. Mein Problem ist nur, dass es für mich wahrscheinlich genau dabei bleiben wird, einem Gefühl. Den Buchwert einer Bank, kann man als Externer meiner Meinung nach nicht wirklich beurteilen. Vergibt eine Bank heute zu aggressiven Konditionen Kredite, werden die vielleicht ein paar Jahre bedient und der Buchwert sieht super aus. Danach kann es anfangen zu bröckeln, die Darlehen werden non performing und schon ist der schöne Buchwert dahin. Ob das bei den Banken in der wirklichen Welt so ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur aus eigener Erfahrung, dass es durchaus Spielräume gibt, ob bei einzelnen Engagements Abschreibungen vorgenommen werden oder nicht. Deshalb versuche ich Finanzwerte im Großen und Ganzen zu meiden.
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