Gewinnmitnahmen: Microsoft und Indus Holding

Microsoft Kurs: USD 110,84

Indus Holding Kurs: 52,40

Ich habe gestern darüber geschrieben, dass ich in bei Corridor Resources Aktien nachgekauft habe. Auch wenn ein Gesamtmarkt-Timing schwierig bis unmöglich ist, möchte ich mein Gesamtengagement in Aktien momentan aber eher etwas reduzieren als steigern. Eine konkrete hieb- und stichfeste Begründung kann ich dafür natürlich nicht liefern, eher Anekdoten, die mich zweifeln lassen.

Der nächste Crash kommt bestimmt

In den USA befinden wir uns mittlerweile in der am längsten laufenden Hausse der Geschichte. Natürlich könnte es trotzdem noch Jahre nach oben gehen, aber am Ende wird es auch dieses Mal nicht anders sein. Auch diese Hausse wird irgendwann ein Ende finden und im Zweifel in einem Crash enden. In den USA werden die Zinsen erhöht und Herr Trump erhöht das Risiko von Verwerfungen. Dazu kommt, dass sowohl in den USA als auch in Europa die Inflation nun doch zu steigen beginnt, nach dem man sich fast an den Gedanken gewöhnt hatte, dass die Nullzinspolitik und die Anleihekäufe der Notenbanken tatsächlich keine Inflation auslösen.

Eine weitere Anekdote, die mich skeptisch werden lässt, habe ich heute gelesen, und zwar plant die Allianz ihre Aktienquote in den kommenden Jahren von 10% auf 13% bis 18% zu erhöhen. Nichts gegen die Profis von der Allianz, aber ich nehme das Verhalten von konservativen Anlegern, zu denen ich neben der breiten Masse der Privatanleger auch die Versicherungen und Pensionskassen zähle als Kontraindikator. Ich habe zwar auf die schnelle keine Quelle zum zitieren gefunden, meine mich aber zu erinnern, dass viele Versicherungen auch in den Jahren vor der Finanzkrise beschlossen haben, die Aktienquoten zu erhöhen um höhere Renditen zu erreichen.

Aus diesem Gefühl heraus habe ich geschaut, bei welchen Positionen eine Gewinnmitnahme sinnvoll sein könnte.

Microsoft

Microsoft habe ich hier im April 2011 als Value Investment vorgestellt und ich muss sagen, dass man auch mal mit einem Mega Cap richtig gut liegen kann.

Quelle: comdirect

Natürlich ist Microsoft schon länger kein Value Investment im eigentlichen Sinne mehr, aber das Unternehmen und der Kurs laufen einfach sehr gut. Bei USD 53,47 habe ich im Jahr 2015 das letzte Mal Gewinne mitgenommen unter anderem weil das KGV damals bei 20 angekommen war. Mittlerweile liegt das erwartete KGV für 2018 laut comdirect bei knapp 28. Die gestiegenen Gewinne pro Aktie haben also einen Großteil des Kursanstiegs gerechtfertigt, aber der Multiplikator ist auch noch mal hoch gegangen. Ich bin froh, dass ich es mal 3 Jahre geschafft habe, massive Gewinne laufen zu lassen, aber irgendwann muss man Gewinne auch mal realisieren. Deshalb habe ich jetzt noch mal ein Viertel meiner Aktien verkauft.

Indus Holding

Indus Holding war eines der ersten Unternehmen, über die ich hier 2011 geschrieben habe https://value-shares.de/2013/01/15/indus-holding/ , als dieser blog noch ganz neu war. Die Aktie von Indus halte ich schon viel länger. Meine ersten Aktien habe ich Ende 2003 gekauft und dann noch mal massiv 2008 und Anfang 2009.

Quelle: comdirect

Man erkennt leicht, dass auch Indus eines meiner besseren Engagements war. In diesem Jahr ist die Kursentwicklung allerdings nicht so erfreulich und es gibt ein inhaltliches Thema, das mich schon länger stört. Indus steuert seine Beteiligungen nach eigenen Angaben über die Zielgröße EBIT Marge, die bei mehr als 10% liegen soll. Ich bestreite nicht, dass die EBIT Marge wesentlich sein kann, um die Entwicklung des operativen Geschäfts zu verstehen und zu steuern. ABER:

1) Meiner Meinung nach sollte eine Beteiligungsgesellschaft auch darauf bedacht sein, das verfügbare Kapital sinnvoll zu verzinsen. Was helfen hohe operative Margen in der Medizintechnik, wenn man für die Beteiligungen horrende Preise zahlen muss? Ob letzteres bei Indus der Fall ist, weiß ich nicht, weil Indus dazu keine Angaben macht. Das man zu einzelnen Beteiligungen keine Angaben zu Kaufpreisen macht, ist einleuchtend, aber zu ganzen Segmenten wäre das in meinen Augen wirklich wichtig, um diese als Investment beurteilen zu können.

2) Wenn man schon die Größe EBIT Marge wählt, verstehe ich nicht, warum man so lange an dem umsatzmäßig durchaus signifikanten Segment „Fahrzeugtechnik“ festhält, denn dieses Segment verfehlt die selber gesetzte Zielgröße seit Jahren kontinuierlich. Stets werden Maßnahmen berichtet und wahrscheinlich auch unternommen, wie man das Problem in den Griff bekommen möchte. Tatsächlich scheinen aber immer wieder neue Probleme aufzutauchen, denn die EBIT Marge blieb stets deutlich hinter den anderen Segmenten zurück.

Diese beiden Punkte habe ich im August und auch schon Mal im Jahr 2012 bei der Investor Relations Abteilung von Indus angesprochen. Die Antworten waren in beiden Fällen ähnlich und haben mich nicht überzeugt. Zusätzlich stört mich, dass man angefangen hat eine um Akquisitionskosten bereinigte EBIT Marge zu berichten. Akquisitionen gehören zum Kern der Geschäftstätigkeit der Indus Holding und deshalb halte ich es für falsch diese einfach herauszurechnen. Es lässt mich befürchten, dass man sich tendenziell darauf verlegt positiver zu berichten, statt positivere Ergebnisse zu erzielen.

Bevor der Ton zu negativ wird, möchte ich trotzdem betonen, dass ich Indus immer noch für vergleichsweise konservativ geführt und ein potentiell gutes langfristiges Investment halte. Wenn ich allerdings überlege, wo ich eine Position verkleinern könnte, komme ich halt zuerst auf Werte hinter denen ich nicht mehr so stehe, wie noch vor Jahren.

 

 

9 Gedanken zu „Gewinnmitnahmen: Microsoft und Indus Holding

  1. Malte

    Hallo Mario,
    ich kann deine Gedanken und die Gewinnmaßnahmen zu einem großen Teil nachvollziehen. Was mir aber nicht klar ist, ist dein Argument mit der Inflation: ist es nicht gerade bei inflationären Tendenzen wichtig in Sachwerte zu investieren? Da sind Aktien doch ein deutlich besserer Schutz als Cash. Oder schichtest du dein Cash in Immobilien/Gold oder ähnliches um?
    Grüße Malte

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    1. Value Mario Beitragsautor

      Direkt bezogen auf die Inflation hast du längerfristig durchaus Recht mit Aktien vs. Cash. Meine Sorge ist eher auf ein oder zwei Jahre bezogen folgende: steigende Inflation => steigende Zinsen => Bewertungsfaktoren kommen runter.

      Insgesamt habe ich aber einfach das Gefühl, dass es so stabil und ruhig nicht auf Dauer weitergehen wird. Inflation ist da ein Faktor, der für Unruhe sorgen kann. Unruhe verträgt das aktuelle allgemeine Bewertungsniveau aber meiner unbedeutenden Meinung nach nicht. Ich will mich also mit Cash nicht gegen die steigende Inflation schützen, sondern nur gegen die von mir befürchteten deutlichen Kursrückgänge. Mit dann mehr trockenem Pulver kann und werde ich dann auch wieder in Aktien investieren.

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    1. Value Mario Beitragsautor

      Ja, die Nachrichten die da immer mal wieder reintröpfeln stimmen mich auch eher skeptisch, aber so lange die Aktie vom Handel ausgesetzt bleibt, können wir ja eh nicht viel machen.

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  4. benny

    Die Allianz-Nachricht gab es auch 2015:

    https://www.versicherungsbote.de/id/4829897/Allianz-Lebensversicherer-will-mehr-in-Aktien-investieren/

    Dazu finde ich nicht, dass wir breit in einer Hausse stecken. Beim DAX wäre ohne die hohe SAP-Gewichtung und 3-4 weiterer stabilerer Top-Werte wie Henkel, FMC, Fresenius … schon lange Crash-Stimmung. Eigentlich retten die Werte die 12000 Punkte, die USA-Niveau haben. Vieles in Europa liegt am Boden. Telekom-Werte (außer DTE und FTE) vollkommen unten. GB-Immos sehr weit unten. Neben deiner British Land, auch z.B. Land Sec und v.a. Hammerson. Hier hat man sogar ein knapp kalkuliertes Übernahme-Angebot als Richtpreis. Ich sehe im breiten Markt überhaupt keine Hausse. Und was nicht liefert wird auch abgestraft ohne Ende. Siehe Bayer.

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