crowdinvesting

 

26.1.2012 von admin.

Ich bin in der Wirtschaftswoche auf die Seite www.seedmatch.de aufmerksam geworden. Es geht dabei um crowdinvesting für venture capital. Die Idee beim crowdinvesting ist es Intermediäre wie Banken und Fonds auszuschalten und einen direkten Weg von vielen Privatinvestoren zum Kapitalsuchenden zu ermöglichen. Dieses Konzept gibt es bereits als Plattformen für die Kreditgewährung z.B. www.smava.de und nun z.B. bei seedmatch auch für Venture Capital. Grundsätzlich finde ich die Idee interessant, da es die Chance bietet direkt Investitionen zu tätigen, die normalerweise nur indirekt mit den damit verbundenen höheren Kosten möglich sind. Interessant ist es natürlich nur für den, der sich in der Lage sieht den Business Plan eines start-ups zu prüfen und zu bewerten und der die höheren Risiken die mit Wagniskapital verbunden sind tragen kann.

Die ganze Idee des crowdinvesting ist noch relativ neu und auch seedmatch scheint sich noch im Aufbau zu befinden. Deshalb muss sich erst noch zeigen, ob sich das Konzept bei den wirklich vielversprechenden Ideen gegen die traditionellen Venture Capital Kapitalgeber durchsetzen kann oder ob sich hier nur die Firmen tummeln werden, die kein klassisches Wagniskapital bekommen konnten. Anschauen konnte ich mir bisher noch keine möglichen Investments, da es aktuell auf der Seite kein Angebot gibt und man sich außerdem anmelden muss, was ich (noch) nicht getan habe.

Wenn ich die Informationen auf der Seite von seedmatch richtig verstanden habe, beteiligt man sich als typisch stiller Gesellschafter an den start-ups. Dies hat den Vorteil, dass die Formalien der Beteiligung und der laufenden Betreuung deutlich geringer sind, als bei Beteiligungen als „richtiger“ Gesellschafter. Ein Nachteil ist zwar, dass man als Investor keine Stimmrechte hat, aber damit könnte ich leben. Ein anderer Weg scheint auch schwer machbar, denn ein start-up würde, von dem Aufwand eine Vielzahl von Gesellschaftern mit Stimmrechten zu betreuen, sicherlich erdrückt werden. Deshalb ist der Ansatz für mich nachvollziehbar.

Eine Frage stellt sich mir allerdings trotzdem. Ein typisch stiller Gesellschafter ist dadurch definiert, dass er am laufenden Gewinn (und je nach Reglung auch Verlust) teilnimmt jedoch nicht an den stillen Reserven des Unternehmens. Ein typisch stiller Gesellschafter erhält am Ende seiner Beteiligung den Buchwert seiner Einlage zurück. Bei start-ups ist die Steigerung des Unternehmenswerts nun aber der Hauptgrund zu investieren und nach den Erläuterungen bei seedmatch soll das auch so sein. Sollten die Verträge, die ich (noch) nicht kenne, dies so vorsehen, wäre die Beteiligung aus meiner Sicht eher als atypisch stille Beteiligung zu sehen, was steuerlich aber dazu führen würde, dass die Gewinne aus dieser Beteiligung nicht der Abgeltungssteuer unterliegen sondern mit dem eigenen persönlichen Steuersatz versteuert werden müssten. Laut seedmatch erfolgt die Besteuerung jedoch mit der Abgeltungssteuer. Wenn man einen hohen persönlichen Steuersatz hat, geht so eine Menge der zusätzlichen Rendite, die man mit höherem Risiko erkauft hat an den Staat verloren. Dies zeigt folgendes vereinfachendes Beispiel:

Unterstellt mit börsennotierten Aktien könnte man 5% verdienen, so sind es nach 25% Abgeltungssteuer zzgl. Soli noch 3,7%. Verdient man hingegen mit Venture Capital 10% sind es nach 42% Steuersatz zzgl. Soli noch 5,6%. Während die Rendite vor Steuern also doppelt so hoch war ist die Rendite nach Steuern nur noch rund 50% höher. Wenn man glaubt, die Risiken ausreichend im Griff zu haben, kann das immer noch Sinn machen, aber die Entscheidung dafür fällt schwerer als bei gleicher Besteuerung.

Ich konnte diesen Widerspruch nicht auflösen, was durchaus nicht bedeutet, dass man ihn nicht auflösen kann. Deshalb habe ich seedmatch vor einigen Wochen eine e-mail geschrieben und um weitere Erläuterungen gebeten. Trotz einer weiteren Nachfrage, habe ich bisher leider überhaupt keine Antwort erhalten. So lange eine überzeugende Antwort ausbleibt, bleibt es damit für mich bei der interessanten Idee, aber anmelden werde ich mich dort so lange nicht.

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