aktueller Kurs: 20,56 EUR
Ich habe mich in letzter Zeit öfter gefragt, warum ich die Aktie der Börse Madrid eigentlich noch im Depot habe, denn bei einem 2013’er KGV von über 12 ist die Aktie optisch nicht mehr unbedingt im günstigen Bereich. Um nicht willkürlich zu handeln habe, ich die Vorlage der 2012’er Zahlen abgewartet. Das ist letzten Freitag passiert und ich habe sie mir heute angeschaut.
Stabilität
Was mir an dem Geschäftsmodell von BME immer noch sehr gut gefällt ist die Stabilität. Selbst wenn überhaupt keine Wertpapiere gehandelt werden würden, würde Bolsas Y Mercados immer noch einen kleinen Gewinn erwirtschaften, da die nicht vom Handelsvolumen abhängigen Einnahmen höher sind als die Kosten. Die Bilanz ist auch grundsolide. Finanzschulden hat das Unternehmen keine. Die kurzfristigen Forderungen und Verbindlichkeiten sind zwar bezogen auf das Eigenkapital extrem hoch, aber das ist der Tätigkeit als Clearingstelle geschuldet und dürfte nicht allzu riskant sein.
Entwicklung
In den Jahren 2009 bis 2011 lag der Gewinn immer im Bereich zwischen 150 Mio. und 160 Mio. Euro. 2012 konnte dieses Niveau allerdings nicht mehr gehalten werden und sank um rund 13% auf 135,5 Mio. Euro. Hauptauslöser für diese Verschlechterung war der Aktienhandel. In dem wichtigsten Segment von BME ging der Umsatz um 18,5% und das EBITDA sogar um 24,2% zurück. Das ebenfalls wichtige Clearing Geschäft verlief im Wesentlichen unverändert. Kleinere Bereiche wie Derivate und Rentenhandel konnten beim EBITDA sogar um 15% bzw. 18,6% zulegen. Wie das Gesamtergebnis zeigt, reichte das allerdings nicht aus, um die Verluste im Aktienhandel zu kompensieren.
Negativ beeinfluss wurde der Aktienhandel durch das Verbot von Leerverkäufen, das von November 2012 bis Ende Januar 2013 bestand. Da es inzwischen ausgelaufen ist, gibt es hier also Erholungspotential. Einschränkend könnte ich mir allerdings vorstellen, dass es auch schnell wieder eingeführt wird, wenn die Krise/Panik zurückkehrt und genau dann würden ja die hohen Umsätze gemacht werden.
Bewertung
Auf Basis des 2012’er Gewinns liegt das KGV bei 12,6. Die 2013’er Schätzungen der Analysten gehen von einem leichten Gewinnwachstum aus, so dass das 2013’er KGV mit 12,1 etwas günstiger ist.
Die Dividendenrendite lag lange Zeit über 10%, aber die 2013’er Dividendenrendite wird „nur“ noch mit 7,8% erwartet. Zum einen ist der Kurs in den letzten 3 Monaten relativ deutlich gestiegen und zum anderen wird die Dividende 2013 wohl nach den gesunkenen Gewinnen niedriger ausfallen.
Für eine eigene Prognose der künftigen Entwicklung von Spanien und der Börse Madrid fehlt es mir an know-how und Informationen. Ohne eine echte eigene Bewertung komme ich für mich zu dem Schluss, dass die aktuelle Marktbewertung nach einem deutlich negativen Jahr und nur moderaten Wachstumsprognosen für die beiden kommenden Jahre wahrscheinlich fair, jedenfalls nicht übermäßig günstig ist.
Dividendenbesteuerung
Grundsätzlich mag ich hohe Dividendenrenditen. Bei spanischen Unternehmen sind sie allerdings für deutsche Investoren weniger günstig. Dies liegt an der 19%’igen Quellensteuer, die der spanische Staat erhebt. Diese kann man sich zwar theoretisch erstatten lassen, sofern die Dividenden nicht höher als 1.500 Euro pro Jahr ausfallen, aber in der Praxis ist mir das nicht gelungen. Vielleicht habe ich irgendwas falsch ausgefüllt, aufwendig genug ist der Prozess dafür nämlich. Auf jeden Fall ist mein Versuch schon Monate her und ich habe nie was von den spanischen Behörden gehört und auch nie Geld überwiesen bekommen.
Der deutsche Fiskus macht es sich trotzdem einfach und rechnet die spanische Quellensteuer bei der Abgeltungssteuer nicht an, da man sich die spanische Steuer erstatten lassen kann. Praktisch führt das dann zu einer erheblichen Doppelbesteuerung, die dagegen spricht in spanische Aktien mit hoher Dividendenrendite zu investieren.
FAZIT
Grundsätzlich gefallen mir das stabile Geschäftsmodell und die konservative Bilanzstruktur von Bolsas Y Mercados. Bei einem KGV von über 12 fehlen mir aber die Gründe um davon auszugehen, dass diese Bewertung noch immer niedrig ist. Ich werde meine Aktien deshalb verkaufen und die Aktie in meine Watchlist überführen. Wenn die Aktie mal wieder zu einem KGV von 7 oder 8 zu haben ist, steige ich wahrscheinlich trotz Doppelbesteuerung wieder ein.