Buch: Die Berechnung der Zukunft

von Nate Silver

Ich habe schon etwas länger kein Buch mehr vorgestellt weil ich in letzter Zeit eher Bücher gelesen habe, die mit Wirtschaft und Investments nichts zu tun hatten. Das Buch das ich heute vorstellen möchte, hat auch nicht direkt was mit Geldanlage zu tun, aber ich fand es auch für diesen Zweck und darüber hinaus interessant. Es geht darum wie man gute Prognosen aufstellt und warum es in manchen Bereichen Fortschritte gibt und in anderen nicht.

Der Autor: Nate Silver

Nate Silver ist ein 1978 geborener Amerikaner der mit seinen erfolgreichen Prognosen zur Entwicklung von Baseballspielern und zum Ausgang von Präsidentschaftswahlen auf sich aufmerksam machte. Laut Wikipedia wurde er 2009 vom Time Magazine zu einem der 100 einflussreichsten Menschen der Welt gekürt. 2012 wurde dann dieses Buch über Prognosen veröffentlicht.

The Signal and the Noise

Ich finde, dass der englische Titel schon ganz gut rüber bringt, worum es in dem Buch geht, nämlich das Signal mit der werthaltigen Information von dem Grundrauschen zu unterscheiden. Ganz sicher ist das meistens nicht möglich und deshalb ist das Buch ein Aufruf mehr in Wahrscheinlichkeiten zu denken, was dem Menschen von Natur aus eher nicht gegeben ist. Stattdessen neigen wir dazu zu sehr zu vereinfachen, Extremfälle, die etwas länger nicht vorgekommen sind, auszublenden und Bestätigungen für unsere Bereits vorhandenen Meinungen zu suchen. Erläutert werden gute und schlechte Prognosen dabei im Kapiteln zu einzelnen Prognosegebieten:

  1. Ökonomie

  2. Wahlvorhersagen

  3. Baseball

  4. Wetter

  5. Erdbeben

  6. Poker

  7. Schach Mensch vs. Computer

  8. Klima

  9. Terroranschläge

In manchen Gebieten wie Wettervorhersagen und Computer-Schach hat die Entwicklung der Computer dazu beigetragen, dass die Prognosen in den letzten Jahrzehnten immer besser geworden sind. In anderen Bereichen wie der Erdbebenvorhersage und der Konjunkturvorhersage sind hingegen keine Fortschritte zu verzeichnen und werden vielleicht auch nie wirkliche Fortschritte erreicht werden. Das liegt unter anderem einfach daran, dass wir kein ausreichend genaues Bild von der Ausgangslage haben um danach mit den Prognosemodellen richtig weiter zu rechnen, außerdem stehen teilweise nur sehr geringe Fallzahlen zur Verfügung, die eine statistische Auswertung schwer machen.

Ich habe mich schon immer darüber geärgert, dass Wachstumsprognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute in der Öffentlichkeit auf eine Stelle nach dem Komma angegeben werden, wo doch eigentlich jedem klar sein muss, dass die so sowieso nie eintreten. Fast schon schockiert war ich allerdings von einer Studie, die im Buch erwähnt wird. Forscher haben bis 1968 zurück Konjunkturprognosen untersucht und festgestellt, dass die Prognosen in über der Hälfte der Fälle außerhalb des Korridors gelandet sind, den die Forscher mit einer 90% Wahrscheinlichkeit angegeben hatten. Statt in 9 von 10 Fällen lagen die Ergebnisse also in weniger als 5 Fällen in der angegeben Spanne. Die tatsächliche Abweichung der Prognosen des Wirtschaftswachstums betrug +/- 3,2%. Wurde also ein moderates 1%’iges Wachstum vorhergesagt, lag das tatsächliche Ergebnis mit einer 90%’igen Wahrscheinlichkeit bei einer deutlichen Rezession mit -2,2% oder bei einem Boom mit 4,2% oder irgendwo dazwischen. Damit kann man wenig anfangen und ich werden solche Prognosen in der Zukunft bei meinen Anlageentscheidungen noch vorsichtiger betrachten als sowieso schon.

 

Auf die Prognosen im allgemeinen zukommend, erläutert Nate Silver in den einzelnen Kapiteln immer wieder spezielle Gefahren bei der Erstellung von Prognosen. Eine ist z.B. das sogenannte overfitting. Dabei wird das Prognosemodell zu genau auf die Vergangenheitsdaten angepasst. Gerade wenn man eigentlich zu wenige Datenpunkte hat, läuft man dann Gefahr, dass das Modell retrospektiv die Vergangenheit toll vorhergesagt hätte aber für die Zukunft nichts taugt.

FAZIT

Ich fand das Buch sehr interessant und kann es nur weiterempfehlen. Allerdings ist es nicht unbedingt was für Praktiker, als bitte keine Bedienungsanleitung „wie prognostiziere ich richtig“ erwarten. Das eine oder andere Kapital fand ich außerdem etwas lang, aber das kann man ja, wenn man will überblättern.

 

Ein Gedanke zu „Buch: Die Berechnung der Zukunft

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