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> Was haltet ihr von meinen Regeln?
Grundsätzlich gefallen sie mir, ein paar Anmerkungen hätte ich dennoch:
> 1) eigene Meinung
>
> Ich investiere nur in Unternehmen, die ich verstehe. Durch meine berufliche
> Erfahrung liegt mein Schwerpunkt daher bei Sachwertunternehmen wie
> Bestandshalter von Immobilien, Flugzeugen und Schiffen.
Ich persönlich sehe es weniger streng. Aber gerade deine Schwerpunktsetzung finde ich sehr gut. Den Bereich der langfristigen Investitionsgüter mit hochgradig zyklischen Aktienkursen finde ich spannend, aber auch schwer einzuschätzen. Es gibt in deutscher Sprache kaum etwas mit deinem Blog vergleichbares, was die Einschätzung von Tankerflotten oder Service-Unternehmen für Tiefsee-Ölförderung angeht. Da versuche ich gerne zu lernen!
4) Nachkaufen: „Meine Regel ist daher nur günstiger nachzukaufen als der letzte Kauf in letzter Zeit.“
Einwand: Wenn sich aus verschiedenen Gründen (Unternehmensentwicklung, neue Einblicke meinerseits …) die fundamentale Bewertung eines Unternehmens verbessert hat bzw. gut bleibt, stocke ich auch bei steigenden Kursen gerne auf. Habe damit auch bessere Erfahrungen als mit dem Verbilligen gemacht.
Meine Faustformel bleibt, dass ich ein absehbares Kurspotential von 50% sehen will – damit ist gewissermaßen auch meine Sicherheit benannt.
5) Verkaufen
– Der Wert nähert sich einem Niveau, auf dem ich nicht mehr kaufen würde.
Widerspruch:
1. Ich würde kaufen, wenn ich 50% Potential sehe. Bei 20% Unterbewertung kaufe ich nicht, aber ich verkaufe auch ungerne. Dieser Bereich von 50% bis 0% Unterbewertung läuft bei mir unter „fundamental begründetes Halten“.
2. Wenn mein fundamentales Kursziel erreicht wurde, muss das ja noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein. Andere Marktteilnehmer können ja auch deutlich optimistischer sein und den Kurs wesentlich höher treiben. Daher versuche ich mich nach Erreichen des fundamental begründeten Kursziels mittlerweile immer stärker im chartorientierten Vorgehen: Ich stelle die Position mental von „fundamental begründetes Halten“ auf „chartbegründetes Halten“ und schaue, ob und wie weit die Charttechnik den Kurs noch nach oben begleitet. Wenn jetzt auch der Chart bricht, wird verkauft.
Danke für das bei 1) enthaltene Kompliment. Durch die Spezialisierung wird der blog zwar wahrscheinlich nie aus einer ganz kleinen Nische rauskommen, aber es geht ja um meine Investments und ich fühle mich halt in dieser Nische wohl und kann dadurch gut schlafen.
Die Kommentare zu 4) und 5) kann ich durchaus nachvollziehen.
Insbesondere 4) nachkaufen bei verbesserter Lage kann ich teilen. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass mir das schon mal passiert ist.
Bei 5) sind wir denke ich auch nich weit voneinander entfernt. Ich arbeite nur nicht gerne mit Prozenten, weil meine Berechnungen keinen Anspruch auf eine so große Genauigkeit erheben. Ich bleibe da bewusst schwammiger, um nicht einer Scheingenauigkeit meiner Bewertung aufzusitzen. Auch wenn ich wahrscheinlich Rendite liegen lassen, nehme ich gerne schon mal Einsatz vom Tisch, ohne dass meine Bewertung schon erreicht wurde. Den Trend für den Rest laufen lassen sehe ich trotzdem ähnlich, allerdings arbeite ich nicht wirklich mit Charts, außer dass ich mir die gelegentlich mal anschaue.
Zu 1: Es ist ja gar nicht verkehrt, in seinem „Circle of competence“ zu bleiben, wo man stark ist.
Gerade der Bereich der kapitalintensiven, langfristigen Investitionsgüter mit seinem sehr stark zyklischen Charakter eröffnet damit ja Chancen wie wenige andere Bereiche – hält aber auch für den Unwissenden sehr große Risiken bereit. Und auch hier gilt ja: Wenn eine Branche aufsteigt, ist eine andere oftmals wieder auf dem absteigenden Ast…
Wenn du im Rahmen deines Strategie-Folders mal Lust und Muße hast, halbwegs systematisch ein paar Basics, „Analysewerkzeuge“ oder auch Hinweise für Fallen in diesem Bereich aufzuzeigen, fände ich das toll!
Und vielleicht entstehen dadurch auch Hinweise oder Diskussionen, die dir auch weiterhelfen – das ist ja sicherlich ein Grund des Blogs. :-)
Wie machst du es eigentlich mit der Bewertung (= du erwartest 50% Abschlag), wenn du es beim circle of competence nicht so eng siehst wie ich? Nimmst du dann als Grundlage die Analystenschätzungen oder durchschnittliche historische Zahlen?
Über das Stichwort Analysewerkzeuge muss ich mal nachdenken. Habe zwar kein bestimmtes Schema, aber bei näherer Betrachtung kann ich bestimmt Dinge finden, die ich bei einer Analyse immer mache.
Und ja, natürlich ist ein Austausch mit den Lesern auch ein Grund für den blog und ich freue mich über jeden Kommentar. Gerade weil diese hier häufig sehr qualifiziert sind. In dem letzten Kommentar bezog ich mich auf die Quantität. Ich werde nicht über andere Themen schreiben, nur um die Besucherzahlen zu erhöhen und oder größere Diskussionen zu erzeugen. Z.B. zur Frage wo steht der DAX Ende 2014 kann ich nichts hochwertiges beitragen, auch wenn so ein Artikel vielleicht häufig gelesen und trefflich diskutiert werden würde.
Hmm, Fangfrage. :-)
Ich bin neugierig und versuche, dazuzulernen, meinen „Circle of Competence“ zu erweitern. Wohl wissend, dass man dabei auch immer mal wieder Lehrgeld zahlen muss.
Gerade bei starken Zyklikern arbeite ich sehr gerne mit historischen Zahlen, die allerdings mindestens einen ganzen Konjunkturzyklus umfassen sollten. Wie stark schwankte beispielsweise die Netto-Umsatzmarge des Unternehmens zwischen Konjunkturhoch und Konjunkturtief – und was spricht alles dagegen, dass sich solche Zeiten nicht wiederholen. Sofern ich belastbare Zahlen habe und ich den Eindruck gewinne, dass sich das gleiche im nächsten, bevorstehenden Konjunkturzyklus wiederholen können sollte, wäre die aus obigen Zahlen berechnete mittlere Umsatzmarge zusammen mit dem erwarteten Umsatz meine Orientierung für einen mittleren Gewinn. Multipliziert mit einem angemessenen KGV erhalte ich mein Kursziel, zu dem ich mindestens 33% Sicherheit (=50% Aufwärtspotential) suche.
Analysteneinschätzungen wie auch andere Berichte und Diskussionen über das Unternehmen ziehe ich natürlich auch gerne in die Beobachtung ein.
Stellen sich doch bei Zyklikern immer gewisse zentrale Fragen:
– Was hat sich seit dem letzten Zyklus grundlegend geändert und wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich jener (nicht?) wiederholen lässt?
– Ist das Geschäftsmodell noch intakt oder nicht mehr?
– Was spricht dafür, dass wir den Zyklusboden erreicht haben und die Verbesserung absehbar ist?
Dazu kommt ein Blick auf den Buchwert: Die Marktkapitalisierung sollte beim Kauf nach Möglichkeit nicht deutlich über dem Buchwert liegen – und jener sollte nach Möglichkeit belastbar sein.
Bei Reedereien kommt erschwerend dazu, dass diese in aller Regel mit hohen Schulden gehebelt werden. So lange ihre Assets, die Schiffe (oder Häuser…), fair oder gar mit Luft bewertet sind (was ich kaum solide abschätzen kann), ist das OK. Aber wenn sich hier unerfreuliche Überraschungen ergeben, kann das schnell übel enden.
Ansonsten stellt sich natürlich immer noch die Frage, auf welche Besonderheiten man in der jeweiligen Branche achten sollte. So richtet sich z.B. bei Ölexplorern einer meiner ersten Blicke gerne auf die Reserven – wie hoch sind diese, wie belastbar erscheinen sie und wie gut ist die „Auffüllrate“.
Grundsätzlich stimme ich mit dieser Strategie überein.
Durch meine Situation unterscheidet sich mein Ansatz etwas.
Besondere Kompetenz für einzelne Unternehmen oder Branchen besitze ich nicht. Meine Informationen beziehe ich aus allgemein zugänglichen Quellen wie Geschäftsberichte, Wirtschaftsnachrichten etc., wobei ich die Genauigkeit dieser Informationen kritisch sehe.
Als privater Kleinanleger unterliege ich keinem Druck, in bestimmten Zeiträumen Vergleichsindices zu schlagen und kann weltweit in Wertpapiere auch mit geringer Liquidität investieren.
Kauf
Ein Wertpapier, welches ich kaufe, sollte erheblich (mindestens 25%) unter meinem vorsichtigen Wertansatz notieren. Wegen fehlender besonderer Kompetenz schätze ich den Wert aufgrund von historischen Kennzahlen sowie meiner Meinung von dem Unternehmen, der Branche und dem Management. Dabei lege ich besonderen Wert auf Argumente gegen den Kauf und liste zuerst auf, was gegen dieses Wertpapier spricht.
Da ich keine spezielle Kompetenz besitze, wäre ideal, beim Kauf je Wertpapier 1% meines Anlagekapitals einzusetzen. Das verhindern jedoch Transaktionskosten und Zeitaufwand. Mehr als 3,33% vom Anlagekapital sollte ein Wertpapier beim Kauf nicht ausmachen.
Verkauf
Beim Kauf schreibe ich den Verkaufspreis und die Gründe dafür auf. Dies überprüfe ich regelmäßig und aktualisiere den Wert gegebenenfalls.
Eine Position sollte nicht mehr als 10% des Anlagekapitals ausmachen; beim Überschreiten dieser Grenze sollte ein Teil der Position verkauft werden, auch wenn der Verkaufspreis noch nicht erreicht ist.
post mortem
Nach dem Verkauf analysiere ich, welche Fehler ich begangen habe, z.B. ob ein positives Ergebnis auf Glück beruhte oder warum ich Informationen falsch interpretierte.