Venture Capital und IPOs sind normalerweise nicht so meine Welt. Trotzdem geht von den hohen Bewertungen erfolgreicher Börsengänge eine Faszination aus. Keine Angst, ich habe nicht vor Zalando oder Rocket Internet Aktien zu kaufen, aber das Angebot des Finanzbuchverlags das Buch „Die Paten des Internets“ zu besprechen, habe ich gerne angenommen.
Autor: Joel Kaczmarek
Der Autor ist Herausgeber des Online Magazins „Gründerszene“ und hat die Samwer Brüder so schon lange aus einem journalistischem Blickwinkel beobachtet. Gleichzeitig berichtet er nicht nur über start ups, sondern engagiert er sich auch selber in Projekten.
Die Samwer Brüder
Spätestens seit den beiden Börsengängen dürften die Samwers den meisten bekannt sein. Gehört hatte ich auch schon Jahre davor von ihnen, aber im Detail hatte ich mich nie mit ihnen beschäftigt. Was ich wusste, war, dass sie im Ruf stehen erfolgreiche Ideen aus den USA in Deutschland zu kopieren, bevor das Original hier Fuß fassen kann. Das war schon beim ersten Erfolg dem ebay Clon Alando so und das hat sich im Laufe der Zeit auch mehrfach wiederholt. Trotzdem wird man den 3 Brüdern so nicht gerecht.
Das Buch bietet eine differenziertere Betrachtung. Man erfährt von der sehr hohen Intelligenz der Brüder und von ihrer scheinbar unerschöpflichen Energie. Beides sind wichtige Faktoren des Erfolgs, der häufig darauf beruhte ein eben nicht selbst erfundenes Konzept in beeindruckender Konsequenz und Geschwindigkeit in Deutschland und später vielen anderen Ländern umzusetzen. Soweit finde ich das noch beeindruckend und nicht verwerflich, auch wenn irgendwo ein Geschmäckle bleibt. Grenzwertig wird es dann allerdings beim sonstigen Geschäftsgebaren, das im Buch beschrieben wird. Gordon Gekko, aus dem Film Wall Street, würde es wohl als clever bezeichnen, aber ich kann nach der Lektüre des Buchs nur jedem der mit den Samwers Geschäfte machen oder sich anstellen lassen will, empfehlen gut aufzupassen. Für sich selbst haben die 3 finanziell auf jeden Fall alles richtig gemacht. Laut Wikipedia wird ihr gemeinsames Vermögen auf Basis der Bewertungen der Börsengänge auf ca. 3 Mrd. Euro geschätzt. Nicht schlecht für 3, die zwar aus gutem Hause stammen, aber alles ohne ererbtes Familienunternehmen oder Vermögen aufgebaut haben.
FAZIT
Aus manchen Finanz-Biographien kann man auch etwas für die eigene Vorgehensweise lernen. Das war bei diesem Buch für mich nicht der Fall, denn ich habe weder die Energie, den Ehrgeiz noch die Skrupellosigkeit der 3 Brüder. Das Buch kann ich trotzdem empfehlen. Es ist interessant und unterhaltsam geschrieben.