Bayer Anleihe oder sogar die Aktie?

Anleihe ISIN: XS2630111982

aktuelle Rendite: 3,6%

Bayer verfolge ich oberflächlich, weil es durch die vielen Probleme auch viele Artikel in der Wirtschaftspresse gibt. Da ich weder die Pharmapipeline noch die Monsanto Klagen beurteilen kann, war ich bisher aber nie in Versuchung in Bayer zu investieren, auch wenn die Aktie mit einem KGV von 5,1 (laut comdirect) optisch sehr günstig aussieht.

Eine Pressemitteilung der St. Galler Kantonalbank hat mich dann aber doch neugierig gemacht, denn sie hat mich auf etwas bei Bayer aufmerksam gemacht, was ich sonst vermutlich gar nicht mitbekommen hätte. Ende Februar hat Bayer angekündigt seine Dividende auf ein Minimum zu reduzieren. Die Dividendenrendite liegt laut comdirect nur noch bei 0,4%. Davor war Bayer in meiner Wahrnehmung immer ein Wert mit relativ hoher Dividende. Soweit war das ja nur eine Bestätigung der schwierigen Lage, in der sich Bayer befindet, mein Interesse wurde aber dadurch geweckt, dass der Kurs der Aktie auf diese Horrormeldung kaum reagiert hat. Könnte der Boden erreicht sein?

Außerdem verwies die Pressemitteilungen auf Anleiherenditen von über 6%. Das wäre natürlich voll in meinem Zielkorridor.

Diese Idee schlummerte etwa 4 Wochen auf meiner to-do Liste und inzwischen ist der Kurs von Bayer doch noch mal rund 10% gesunken, auch weil der Markt nach meinem Verständnis den capital markets day Anfang März nicht besonders überzeugend fand.

Selbst auf Basis von diesem gefühlten Momentum Ansatz ist es also schwierig zu sagen, ob der Boden erreicht ist. Fundamental kann ich die Aktie auch weiterhin nicht einschätzen. Damit bleibt mir noch die Möglichkeit, die ich bei Unternehmen in der Krise schon ein paar Mal (u.a. Nokia, BP und VW) recht erfolgreich angewendet habe, nämlich zu schauen, welche Rendite Anleihen mit einer überschaubaren, relativ kurzen Laufzeit bringen.

Die Anzahl der Anleihen mit einer niedrigen Mindeststückelung ist überschaubar, aber immerhin gibt es von Bayer noch welche. Interessiert hat mich vor allem, die oben genannte mit einer Laufzeit bis August 2026. Die kurze Laufzeit würde ich bevorzugen, weil ich mich einfach mit der Einschätzung der Pharma Pipeline und vor allem mit den Monsanto Klagen in den USA unsicher fühle. Bei letzteren wäre dann meine These, dass Bayer über so einen kurzen Zeitraum zumindest taktisch Zeit gewinnen könnte und aktuell auch genug verdient, um erst mal irgendwie Zeit zu gewinnen.

Wenn ich mir allerdings die Rendite dieses Kurzläufers mit 3,6% anschaue, ist das zwar mehr als eine Bundesanleihe vergleichbarer Laufzeit, die nur 2,7% bringt, aber trotzdem stellt sich mir die Frage, ob weniger als ein Prozent zusätzliche Rendite das Risiko und die Mühe der Beobachtung wert sind. Eher in der Größenordnung, wie ich es erwartet hatte, ist der spread bei einer Laufzeit bis 2030. Da rentiert die Bayer Anleihe mit 4,3% vs. 2,4% vom Bund. Anders als bei BASF, VW und OMV, die ich aktuell im Portfolio habe, fühle ich mich mit Bayer aber bei einer Laufzeit bis 2030 nicht auf Anhieb wohl und bei dieser Laufzeit sind es dann wieder „nur“ ungefähr 1%-Punkt mehr Rendite als bei diesen Anleihen, die ich schon im Portfolio habe.Am Kapitalmarkt ist 1%-Punkt natürlich eine Menge, die Auswirkung auf mein jährliches Einkommen wäre hingegen eher marginal.

Die mehr als 6% Anleiherendite, die in der Pressemitteilung meine Aufmerksamkeit erregt haben, gibt es auch. Allerdings nur mit Anleihen mit einer Restlaufzeit von über 50 Jahren und einer Mindeststückelung von 100.000 Euro.

FAZIT

Die kurz- bis mittelfristigen Bayer Anleihen bieten schon einen Risikoaufschlag gegenüber Bundesanleihen und auch gegenüber anderen deutschen und europäischen Konzernen. Da es außerdem bei Bayer noch die immer seltener werdenden Anleihen mit einer Stückelung unter 100.000 Euro gibt, könnte das vielleicht für den einen oder andere eine Beimischung sein.

Mein Bauchgefühl sagt sogar, dass ein spekulativer Kauf der Aktie auf dem aktuellen Niveau um die 26 Euro lohnenswert sein könnte. „Spekulativer Kauf“ beinhaltet aber auch schon, warum ich für mich nicht kaufen werde. Eine Analyse ist unter den besten Umständen schon schwierig genug, aber ich versuche es wenigstens. Einfach nur spekulieren möchte ich nicht.

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