aktueller Kurs 2017 Anleihe:87,5%
Transocean hat letzte Woche den Geschäftsbericht 2015 vorgelegt. Während 2014 durch Sonderabschreibungen in Höhe von USD 4 Mrd. ein Verlust von USD 1,9 Mrd. berichtet werden musste, konnte 2015 wieder ein Gewinn in Höhe von USD 0,8 Mrd. ausgewiesen werden. Das hat natürlich mehrere Gründe, 2 sind mir aber im Jahresvergleich besonders ins Auge gefallen:
- Es fielen zwar weitere Sonderabschreibungen an, aber „nur“ noch in Höhe von USD 1,9 Mrd.
- Einige Verträge wurden durch Kunden vorzeitig gekündigt, was mit einer Ausnahme nur mit erheblichen Kompensationszahlungen möglich war. Dies hat den Gewinn um einige hundert Millionen erhöht, die dafür natürlich in den kommenden Jahren fehlen werden.
Der operating Cash Flow erreichte USD 3,4 und lag damit um rund USD 1,3 Mrd. über dem Jahr 2014. Der zusätzliche Cash Flow und noch etwas mehr wurden genutzt, um die Finanzverbindlichkeiten um rund USD 1,5 Mrd. zu reduzieren. Sie stehen nun bei USD 8,5 Mrd. Rund USD 0,5 Mrd. der Reduzierung wurde dabei durch Anleiherückkäufe unter Nennwert erreicht. Dabei hat man sich zu über 80% auf Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu 5 Jahren konzentriert. Die Abschläge bei den langen Laufzeiten sind zwar viel größer, aber im Conference Call hat das Management noch mal deutlich betont, dass die mittelfristige Liquidität höchste Priorität genießt. Als Inhaber der 2017’er Anleihe gefällt mir das natürlich.
Liquiditätsplanung bis 2017
Ich habe in dem letzten Transocean Artikel schon auf die Liquiditätsplanung des Managements verwiesen. Im Conference Call letzte Woche hat das Management die erwartete Liquidität Ende 2017 noch mal mit USD 4 bis 5 Mrd. bestätigt. Darin enthalten ist die vorhandene revolvierende Kreditlinie über USD 3 Mrd. mit einer Laufzeit bis 2019. Da die Kreditlinie noch aus guten Zeiten stammt, ist die einzige einzuhaltende Bilanz-Bedingung, dass die Finanzverbindlichkeiten ein Verhältnis von 0,6 zu den Sachwerten in der Bilanz nicht übersteigen dürfen. Diese Kennzahl liegt derzeit bei unter 0,4. Ceteris paribus könnten die 2015’er Sonderabschreibungen von etwa USD 2 Mrd. auch noch in den Jahren 2016 und 2017 fortgsetzt werden, ohne die Inanspruchnahmemöglichkeit zu gefährden. Sonderabschreibungen auf dem Niveau von 2014 hingegen schon. Insofern sieht die Kreditlinie zwar gut aus, unterliegt aber Risiken. Ich habe außerdem bisher noch nicht gelesen, von wem die Kreditlinie stammt, es scheint allerdings ein Konsortium zu sein. Was passiert, wenn ein Mitglied des Konsortiums ausfällt ist mir nicht klar. Hier ist zumindest ein gewisses Restrisiko, dass der Vertrag nicht erfüllt wird, auch wenn Transocean eigentlich alle Bedingungen einhält. Einen neuen Vertrag mit ähnlichen Bedingungen könnte Transocean heute sicherlich nicht wieder abschließen.
Laut Planung bliebe aber auch ohne die Kreditlinie eine Liquidität von USD 1 bis 2 Mrd. nach Rückzahlung der 2017 fälligen Verbindlichkeiten. Die Liquiditätslage wird sich vermutlich außerdem noch verbessern, wenn 2017 / 2018 zwei Neubauten ausgeliefert werden. Sie sind langfristig an Shell verchartert und deshalb gehe ich trotz aller schlechten Umstände davon aus, dass es möglich sein wird, darauf eine relativ günstige Finanzierung zu bekommen. Da die Schlusszahlungen schon in der Liquiditätsplanung enthalten sind, würde sich die Liquidtätslage mit Blick auf die nächsten 2 Jahre verbessern.
Marktausblick
Transocean hat im Jahr 2015 für USD 0,8 Mrd. neue Verträge abgeschlossen, davon USD 0,4 Mrd. im letzten Quartal. Das Orderbuch stand damit im Februar bei USD 15,5 Mrd. Nach Ansicht des Managements ist das der höchste Wert der gesamten Branche. Obwohl immerhin überhaupt einige Verträge abgeschlossen werden konnten, sinkt das Orderbuch insgesamt trotzdem und eine nachhaltige Profitabilität ist nicht in Sicht. Das Management geht davon aus, dass bis 2017 alle neuen Verträge zu Raten abgeschlossen werden müssen, die in etwa den cash Kosten des Betriebs entsprechen.
Bezüglich der Marktaussichten fand ich besonders interessant, dass Transocean das feed-back bekommen hat, dass die Kunden, also die Ölkonzerne, gar nicht so sehr auf ein bestimmtes Ölpreisniveau warten, sondern in aller erster Linie auf eine Stabilisierung. Es wurde ein Projekt in Norwegen angesprochen, das mit Kostensenkungen realistisch schon bei $35 Sinn machen könnte. Auch wenn Brent aktuell auf diesem Niveau liegt, wartet man erstmal ab, weil die aktuelle Volatilität einfach zu hoch ist. Das nicht nur Fracking sondern auch Offshore Projekte nach drastischen Kostensenkungsprogrammen nun zu deutlich niedrigeren Preisen profitabel sein können, gibt Hoffnung für eine mittelfristige Erholung der Nachfrage. Allerdings dürfte ein ordentlicher Teil der Kostensenkungen aus den massiv reduzierten Tagesraten stammen. Eine verstärkte Nachfrage auf diesem niedrigen Niveau würde also erstmal nur helfen die Kosten zu decken und Insolvenzen zu vermeiden. Für 2016 rechnet aber selbst damit niemand so richtig.
FAZIT
Ich sehe meine Investmentthese für die 2017’er Anleihe nach Vorlage des Geschäftsberichts als bestätigt an. Nach meinem letzten Kauf ist der Kurs der Anleihe auf bis zu 80% gesunken. Diesen Kurs habe ich verpasst, nachdem ich erst den Geschäftsbericht abwarten wollte. Mittlerweile steht der Kurs praktisch wieder auf dem Niveau, auf dem ich schon gekauft habe. Deshalb habe ich erstmal auf einen Nachkauf verzichtet. Ich hatte kurz auch überlegt zusätzlich in die 2018’er Anleihe oder noch längere Laufzeiten zu gehen. Die Unsicherheiten steigen für mich ab 2018 aber überpropotional an, so dass ich in der 2017’er Anleihe immer noch das beste Chancen / Risiko Profil sehe.
P.S. Ich habe mir auch die Zahlen von Transocean Partners angeschaut, aber da gab es aus meiner Sicht nichts berichtenswertes Neues.