aktueller Kurs Stammaktie: 6,24 USD
aktueller Kurs preferred shares: 20,70 USD
Nach Folli Follie im Mai gibt es aktuell in meinem Anlage Universum schon wieder Betrugsvorwürfe. Dieses Mal allerdings, zum Glück für mich, bei einem Wert, der sich nur auf meiner Watchlist und nicht in meinem Portfolio befindet.
Farmland Partners habe ich hier mal im September 2016 vorgestellt. Ein Jahr später habe ich noch die Neuemission der preferred shares vorgestellt. Auch wenn es hier wenige Artikel gibt, verfolge ich das Unternehmen regelmäßig und aktualisiere auch immer mal wieder meine rudimentäre Bewertung. Das Ergebnis war aber immer, dass mir die Margin of Safety fehlt, insbesondere weil ich fürchte, dass das Management für die sehr schnelle Expansion sehr hohe Preise bezahlt hat. Außerdem ist die laufende Dividende nicht durch den Cash Flow gedeckt.
Schwierige Kennzahlen und aggressive Strategie für mich führte das dazu abzuwarten, auch wenn ich gerne in die Asset Klasse investieren würde. In heutigen Zeiten war aber vielleicht klar, dass da andere Investoren auch mal mit einen Short Interesse reinschauen würden.
Ein Autor auf Seeking Alpha hat Vorgestern erhebliche Vorwürfe gegen Farmland Partners erhoben und den Kurs damit zeitweise um fast 40% zum einstürzen gebracht. Schon nachbörslich und auch gestern hat sich der Kurs dann teilweise wieder etwas erholt. Sollte ich einfach nur froh sein, anders als bei Folli Follie nicht investiert zu sein oder bietet sich jetzt die Chance mit günstigem Einstiegspreis an Farmland zu kommen?
Rota Fortunae
Der Autor auf seeking alpha nennt sich Rota Fortunae und ist anonym. Anders als bei Folli Follie kann man also nicht sagen, ob ein Hedge Fonds oder eine Einzelperson hinter dem Artikel steht. Klar ist nur, dass der Autor eine Short Position aufgebaut hat, bevor er den Artikel veröffentlicht hat.
Letztlich sollte das wohl keine Rolle spielen, aber ein Angriff mit offenem Visier hätte ich für glaubwürdiger gehalten.
Vorwürfe gegen Farmland Partners
Aus meiner Sicht bestehen die Vorwürfe im Wesentlichen aus drei Teilen.
Farmland Partners vergibt Darlehen nahestehende Dritte
Farmland Partners vergibt Darlehen an Farmer, die mit deren Farmen besichert werden. Das ist bekannt, was Farmland Partners nun aber vorgeworfen wird, ist, dass 70% dieser Darlehen an zwei dem Unternehmen bzw. dem CEO nahestehende Personen (eine davon inzwischen insolvent) gegangen sein sollen. Selbst wenn die offiziellen Bindungen, in einem Fall z.B. als offizieller Berater des Unternehmens, möglicherweise nicht mehr bestehen, bin auch ich der Meinung, dass das ein Geschmäckle hat und Farmland Partners besser beraten gewesen wäre darauf zu verzichten oder wenigstens im Kleingedruckten darauf hinzuweisen.
Farmland Partners kauft Farmen um Ausfall von Darlehen zu verhindern und gewährt Darlehen zur Zahlung von (überhöhten) Pachten
Während man den ersten Punkt noch als unschönen Compliance Punkt ohne große Auswirkungen auf die Zahlen betrachten kann, gehen die Vorwürfe auf seeking alpha noch weiter. Farmland Partners soll Farmen kurz vor der Fälligkeit von Darlehen gekauft haben, um einen Ausfall dieser Darlehen zu verhindern. So lange das allerdings zum echten Marktwert erfolgt ist, sehe ich dabei nicht mal ein großes Problem. Vielleicht ist das aber auch nur meine deutsche Sichtweise nach der ein Kreditgeber es ohnehin viel schwerer hat sich an der Verwertung von Sicherheiten über die eigentliche Forderung hinaus zu bereichern. Außerdem bleibt natürlich die Befürchtung, dass problematische Farmen zu überhöhten Preisen gekauft wurden, um schlechte Nachrichten zu vermeiden.
Zusätzlich führt Rota Fortunae an, dass in mindestens einem Fall ein Tag vor der Fälligkeit von Pachten ein Darlehen in quasi gleicher Höhe vergeben wurde. Auch das erzeugt den Anschein, dass hier schlechte Nachrichten durch Darlehen in die fernere Zukunft verlagert werden sollen.
Rota Fortunae geht hier wesentlich mehr ins Detail und konstruiert den Vorwurf, dass durch solche Geschäfte die Ergebnisse der Gesellschaft erheblich nach oben manipuliert worden sind. Im bin da (noch) nicht im Detail selber durchgegangen, allerdings ist auf jeden Fall zu berücksichtigen, dass die vergebenen Darlehen zum Ende des ersten Quartals ein Volumen von rund USD 12 Mio. hatten bei einer Bilanzsumme von rund USD 1,2 Mrd.! Selbst wenn es da Manipulationen gab, müssen sich die Auswirkungen eigentlich in Grenzen halten.
Farmland Partners kauft grundsätzlich zu teuer ein
Den Verdacht, dass Farmland Partners zu hohen Preisen einkauft, hege ich auch schon seit ich das Unternehmen hier vorgestellt habe. Rota Fortunae führt hierzu einige anekdotische Hinweise konkreter Farmen an, die aber m.E. am Ende des Tages auch nichts beweisen, sondern hauptsächlich dazu dienen negative Argumente zu liefern.
Fazit
Mein erster Eindruck ist, dass die Vorwürfe zwar wahrscheinlich korrekt zusammengetragen wurden (schon alleine um eine Haftung zu vermeiden), die daraus gefolgerte Insolvenzgefahr ist aber m.E. von den Short Interessen getrieben und überzogen, da die angeprangerten Sachverhalte im Verhältnis zur Größe des Unternehmens fast schon immateriell sind.
Also, kaufen oder nicht kaufen? Oder vielleicht noch mal versuchen die preferred shares kaufen zu können? Letzteres hat ein anderer Autor auf seeking alpha hier https://seekingalpha.com/article/4186777-farmland-partners-worth ganz gut begründet.
Ich persönlich ringe noch etwas mit mir. Einerseits überlege ich schnell noch tiefer einzusteigen, bevor sich der Kurs möglicherweise noch weiter erholt, um endlich günstig an Farmland zu kommen. Andererseits überwiegt momentan das Gefühl Farmland Partners komplett von meiner Watchlist zu streichen, weil die Vorwürfe meine ohnehin nicht sehr hohe Meinung über das Management von Farmland Partners noch mehr beschädigt hat. Stattdessen würde ich dann den konservativeren Reit Gladstone Land auf meine Watchlist nehmen.
Ich kann jedem, den das Thema interessiert, nur Nahe legen, die Pro und Contra Artikel auf seeking alpha selber zu lesen. Die sind viel detaillierter als meine Zusammenfassung und ich habe sie für mich geschrieben, um beim Schreiben zu merken, ob sich eine eindeutige Tendenz für meine eigene Anlage Entscheidung ergibt. Für mich war das schon öfter so (regelmäßig mit dem gegenteiligen Ergebnis mit dem ich eingestiegen bin) und ist ein Hauptgrund für diesen blog. In diesem Fall bleibe ich allerdings unentschlossen. Beim Schreiben überwogen für mich die Argumente, dass die Vorwürfe übertrieben sind, aber trotzdem tendiere ich momentan eher zu der grundsätzlichen Entscheidung Farmland Partners von meiner Liste zu streichen, weil ich kein Vertrauen zum Management aufbringe.
Warren Buffett: „There’s never just one cockroach in the kitchen.“
Ich persönlich ziehe mich bei sowas immer sofort zurück. Das Management weiter beobachten schadet aber nicht um was zu lernen.
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