e.on

13.9.2011 von admin.

ISIN: DE000ENAG999

e.on ist bekanntlich einer der größten Energieversorger Europas.

Der Konzern ist in vier Geschäftsbereiche eingeteilt:

  1. (konventionelle) Erzeugung
  2. erneuerbare Energien
  3. Gas
  4. Handel

Von der e.on zurechenbaren Kraftwerkskapazität per 31.12.2010 machten die deutschen AKWs 37% der deutschen und 12,5% der weltweiten Kapazität (jeweils inklusive erneuerbare Kapazitäten) aus. Diese Kapazität wird nun zum Teil schon 2011 und gemäß Planung bis 2022 komplett wegfallen. Dies stellt das Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen und entsprechend hat der Kurs seit Mai um mehr als 40% nachgegeben.

Gemäß einer Präsentation aus dem August will sich das Unternehmen durch 4 Maßnahmen neu ausrichten, um künftig ohne die AKWs in Deutschland erfolgreich zu sein:

1)     Konzentration auf profitable Geschäftsbereiche
Reglementierte Vermögensgegenstände mit niedrigen Renditen wie Übertragungsnetze werden (auch auf Druck der Behörden / EU) verkauft. Auch eine Beteiligung an Gazprom wurde verkauft.
Durch die bereits erfolgten Verkäufe wurde das Fremdkapital (inkl. Rückstellungen) seit dem ersten Halbjahr 2010 bereits um EUR 14 Mrd. zurückgefahren.

2)     Weltweit wird der Energiebedarf weiter stark ansteigen. Das Unternehmen will daran partizipieren und ab 2015 mindestens 25% des EBITDA außerhalb der EU erwirtschaften.

3)     Das vorhandene know-how soll nicht mehr nur für die eigene Bilanz genutzt werden, z.B. in dem Windparks entwickelt und dann an Investoren verkauft werden. Idealerweise verbleibt der (technische) Betrieb im Unternehmen, so dass ohne oder mit geringer Kapitalbindung auch laufende Erträge erzielt werden.

4)     Bis 2015 sollen die jährlichen Kosten im Konzern unter anderem durch den Abbau von 9.000 bis 11.000 Arbeitsplätzen um EUR 1,5 Mrd. reduziert werden.

Dieselbe Präsentation enthält auch eine neue Finanzplanung. Danach wird für das Jahr 2011 durch die hohen Einmaleffekte des Atomausstiegs nur noch ein Ergebnis je Aktie von 1,10 Euro bis 1,30 Euro erwartet. Bis 2015 soll das Ergebnis je Aktie dann wieder auf 2,0 Euro bis 2,30 Euro je Aktie ansteigen. Zum Vergleich: innerhalb der letzten 5 Jahre war das Jahr 2006 mit einem Gewinn von 2,50 Euro pro Aktie das schlechteste.

Den dauerhaften Produktionsausfall aus den im Jahr 2011 abgestellten AKWs (Isar 1, Unterweser, Brunsbüttel und Krümmel) gibt das Unternehmen mit 23 Terrawattstunden an. Das dürfte in etwa einem geringeren Gewinn je Aktie von 0,20 Euro bis 0,3 Euro entsprechen. Insofern entspricht die Planung für 2015 dem schlechten Jahr 2006 abzüglich des Ergebnisbeitrags der abgeschalteten Reaktoren. Zwei weitere AKWs wären in den Jahren 2015 und 2017 abzustellen und die restlichen 5 in den Jahren 2021 und 2022. Der Gewinn wird durch den kompletten Ausstieg also noch deutlich stärker belastet werden. Überschlägig gerechnet könnte die Gewinnreduzierung m.E. mehr als 1 Euro pro Aktie betragen. Andererseits hat das Unternehmen noch länger Zeit sich auf die Abschaltung einzustellen. Entweder es gelingt in Deutschland genug neue Kapazitäten zu schaffen, dann dürfte e.on auch seinen Anteil daran haben oder es gelingt nicht, was ich durchaus für möglich halte, so dass es doch noch zu einer Verlängerung zumindest einiger Kraftwerke kommen könnte. Deshalb ist es wohl nicht gerechtfertigt den Gewinnbeitrag der AKW für die Zukunft einfach nur abzuziehen. Abgesehen davon, dass ich grundsätzlich von steigenden Energiepreisen ausgehe, sehe ich derzeit keine starken Gründe von einem zukünftig starken Gewinnwachstum bei e.on auszugehen. Ich gehe aber davon aus, dass zumindest das für 2015 prognostizierte Gewinnniveau langfristig gehalten werden kann.

Die Fremdkapitalquote orientiert sich an dem Ziel des Unternehmens ein stabiles A Rating zu bewahren. Dazu soll die Fremdfinanzierung das 3-fache des EBITDA nicht übersteigen. Bei dem trotz des Atomausstiegs letztlich dennoch wenig volatilen Geschäft der Stromerzeugung halte ich diese Fremdfinanzierungsquote für konservativ.

Die Dividende für 2011 soll auf Grund des schlechten Ergebnisses von EUR 1,50 pro Aktie auf 1 Euro reduziert werden. Auf Basis eines Kurses von 14 Euro entspricht dies einer sehr guten Dividendenrendite von rund 7%. Für 2012 stellt das Unternehmen EUR 1,10 und für 2013 eine weitere nicht weiter spezifizierte Steigerung in Aussicht. Damit wurde die grundsätzliche Dividendenpolitik 50% bis 60% des Gewinns auszuschütten nicht geändert. Nur für 2011 wurde davon abgewichen, sonst hätte die Dividendenkürzung noch höher ausfallen müssen. Ich mag zwar hohe und stabile Dividenden, aber in diesem Fall stellt sich mir trotzdem die Frage, ob es sinnvoll ist einen so hohen Betrag auszuschütten. Schließlich muss das Unternehmen investieren, um den Verlust der AKWs zu kompensieren.

Risiken:

AKW Ausstieg teurer

e.on bildet für Rückbau und Endlagerung Rückstellungen. Obwohl diese aus Sicht des Unternehmens ausreichend sein sollten, besteht das aus meiner Sicht realistische Risiko, dass dies nicht der Fall sein wird. Andererseits wird das den Kurs m.E. auf Sicht der nächsten Jahre nicht wesentlich beeinflussen, dass sich erst in vielen Jahren zeigen wird, wie teurer der Ausstieg wirklich ist.

 

neue Strategie kann so nicht umgesetzt werden

Gemäß der neuen Strategie soll künftig ein wesentlich größerer Anteil der Gewinne außerhalb Europas erwirtschaftet werden. Auch sollen mehr added-value Projekte z.B. mit Investoren umgesetzt werden. Mir ist noch nicht klar, ob das Unternehmen dafür richtig aufgestellt ist. Es besteht das Risiko, dass dies nicht gelingt und Deutschland auch nicht genügend Möglichkeiten bietet um die künftig fehlenden Gewinne aus dem AKW Geschäft zu kompensieren.

Fazit:

Die Lage bei e.on ist für einen Außenstehenden unübersichtlich. Ich bin in dem Wert schon seit letztem Jahr über eine Aktienanleihe investiert. Da der Kurs in meinem Urlaub sämtliche Barrieren nach unten gerissen hat, bin ich nun schon direkt der Kursentwicklung der Aktien ausgesetzt. Wenn dies nicht so gewesen wäre, hätte ich mir den Wert wegen der Ungewissheit wahrscheinlich nicht mal angeschaut. Nun bin ich aber zu dem Ergebnis gekommen, dass ich die Rückzahlung der Anleihe wieder in e.on Aktien investieren werde, denn der aktuelle Kurs scheint mir die meisten Risiken schon zu berücksichtigen und bietet so aus meiner Sicht mehr Chancen als Risiken. Ein Kurs zwischen 20 und 23 Euro würde ich eher als fair betrachten.

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