France Telecom – Zahlen für das Geschäftsjahr 2012

aktueller Kurs: 7,30 EUR

Ich habe noch einen kleinen Bestand von France Telecom Aktien, die ich vor der Abgeltungssteuer gekauft habe. Deshalb werfe ich immer mal wieder einen Blick auf die Entwicklung der Aktie und des Unternehmens. Wenn man die Kennzahlen für 2013 anschaut, wäre ich früher direkt geneigt gewesen, mal wieder nachzukaufen.

KGV 6,9

KCV 2,0

Dividendenrendite 10,6%

Zum Glück habe ich jetzt den blog und schaue genauer hin, bevor ich mich zum kaufen oder verkaufen entscheide. Deshalb habe ich die 2012’er Zahlen abgewartet, die gestern vorgestellt wurden.

Ergebnisse 2012

France Telecom befindet sich weiter in einem Schrumpfungsprozess. Der Umsatz ging 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 4% zurück. Wenig überraschend war, dass Afrika und der mittlere Osten durchaus Wachstum zeigten (+5,3%), während Polen und der Heimatmarkt zurückgingen. Der Rückgang im Heimatmarkt ist wegen seiner absoluten Größe besonders schmerzlich. Tatsächlich überrascht hat mich, dass der Umsatz in Spanien um 3,6% gesteigert werden konnte.

Der Operating Profit ist nicht nur leicht zurückgegangen, sondern hat sich sogar fast halbiert. Das ist im Wesentlich auf Abschreibungen auf Goodwill und stark gestiegene Personalkosten zurückzuführen. Letztere haben aber langfristig auch etwas Gutes, denn hier handelt es sich Kosten für Vorruhestandsregelungen, um den Personalbestand schneller abzubauen.

Kennzahlen

KGV

Das optisch günstige 2013’er KGV relativiert sich sehr, wenn man das 2012’er KGV betrachtet. Das beläuft sich nämlich auf über 23! Erst wenn man die Goodwill Abschreibungen herausrechnet, kommt man auf überschaubare 7,5. Das Unternehmen hat aber immer noch Goodwill in Höhe von 25,8 Mrd. Euro in der Bilanz. Wie wahrscheinlich ist es also, dass die kommenden Jahre nicht wieder durch solche Abschreibungen belastet werden? Andererseits sind Goodwill Abschreibungen nicht liquiditätswirksam, das Geld dafür ist ohnehin schon weg. Bei meinem üblichen Ansatz den Goodwill auf Kosten des Eigenkapitals aus der Bilanz herauszurechnen, bleibt auch nicht viel Eigenkapital übrig. Die EK Quote wäre dann nur noch 1%. Die Substanz ist also kein Grund die Aktie zu kaufen. Trotzdem wird das Unternehmen meiner Meinung nach in den kommenden Jahren kräftig Cash Flow generieren.

KCV

Das KCV sieht ja auch mit 2 sehr günstig aus. Aber auch diese günstige Kennzahl hat in meinen Augen einen erheblichen Haken, denn sie berücksichtigt nicht, dass der Cash Flow auch die Verbindlichkeiten bedienen muss. Um dafür ein besseres Gefühl zu bekommen, habe ich sämtliche Verbindlichkeiten um das Umlaufvermögen reduziert und diese netto Verbindlichkeiten dem operativen cash flow gegenübergestellt. Das Ergebnis ist 5,9. Wenn ich nur die reine Liquidität abgezogen hätte, würde die Zahl noch schlechter aussehen. Die Börsenbewertung wird also nicht schnell durch den cash flow gedeckt, sondern müsste erstmal einige Jahre für die Verbindlichkeiten verwendet werden. Wenn er denn überhaupt so lange in der Höhe erreicht werden kann. In den letzten Jahren ist er von Jahr zu Jahr gesunken und auch für 2013 geht das Unternehmen davon aus, dass er noch mal um ca. 12% sinken wird.

Dividendenrendite

Für hohe Dividenden habe grundsätzlich erstmal was übrig, es sei denn das Management hat wie bei Diana Shipping gute Gründe den vorhandenen Cash nicht auszuschütten. Allerdings ist eine hohe Dividendenrendite für mich kein Kriterium mehr, das für oder gegen die Aktie spricht. Ich habe schon zu oft erlebt, wie schnell die Dividende gekürzt oder gestrichen werden kann.

Bewertung der Aktie

Trotz meiner Bedenken habe ich noch etwas rumgerechnet, wie der faire Wert denn aussehen könnte. Als Startpunkt habe ich den 2013’er Analysten Konsens genommen. Für 2014 bin ich von einer nochmaligen Reduzierung von 12% ausgegangen. Für jedes Folgejahr habe ich ein um 2% geringeres Schrumpfen unterstellt. So ist 2020 ein Nullwachstum erreicht und ab 2021 gehe ich wieder von einem Wachstum von 2% p.a. aus. Ich verfolge das Unternehmen schon ein paar Jahre und glaube leider nicht mehr daran, dass es schnell die Kosten wesentlich senken oder Umsätze kostenneutral steigern kann. Das ist alles nicht fundiert recherchiert, sondern dient mir nur zur Plausibilisierung der Frage wie negativ die Annahmen schon sind, die in der Bewertung der Aktie stecken.

Mit dieser oberflächlichen und eher pessimistischen Betrachtung wäre das Unternehmen in meinen Augen bei etwa 6,50 fair bewertet, aber eine margin of safety zum nachkaufen, gäbe es erst wesentlich darunter. Im Vergleich zu den Analysten bin ich damit sehr pessimistisch. Die meisten sehen den Kurs eher zwischen 7 und 9, einige sogar (deutlich) darüber.

FAZIT

Ich kann für mich derzeit bei France Telecom keine überzeugenden Gründe finden Aktien nachzukaufen. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass meine Annahmen vielleicht zu pessimistisch sind, fehlen mir die überzeugenden Argumente warum ich optimistischer sein sollte. Da ich nur noch wenige Aktien habe, erlaube ich mir die weiter zu halten und auf mein Bauchgefühl zu hoffen. Nachkaufen werde ich jedenfalls bis auf Weiteres nicht.

4 Gedanken zu „France Telecom – Zahlen für das Geschäftsjahr 2012

  1. Pingback: Kleine Presseschau vom 22. Februar 2013 | Die Börsenblogger

  2. benny_m

    Die Polen-Tochter TPSA ( WKN 917448) ist von den Bewertungen deutlich interessanter. Weniger Goodwill und Schulden. KBV tang. = 1,5 und EBITDA/NetDebt= 1

    Antworten
  3. Pingback: Kleine Presseschau vom 22. Februar 2013 – NEW marktEINBLICKE

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