Der texanische Ökonom und Analyst John Maulding entwickelt sich langsam aber sicher zu einem meiner Lieblingsautoren für Wirtschaftsbücher. Eigentlich wollte ich heute zwei Bücher von ihm vorstellen, aber als ich gerade bei amazon geschaut habe, ob es die Bücher vielleicht auch in deutsch gibt, ist mir aufgefallen, dass ich noch ein drittes Buch von ihm besitze, das nun auch noch aufnehme.
Die Bücher sind:
1) Just one Thing – herausragende Investoren schreiben darüber was aus ihrer Sicht für den Erfolg wichtig ist
2) Endgame – Analyse der Staatsfinanzkrise in den USA und Europa aus dem Jahr 2011
3) little Book of Bulls Eye Investing – aktualisierte Kurzfassung seines Investment Bestsellers von 2004
Just one Thing
Dieses Buch hatte ich aus zweierlei Gründen nicht als ein John Mauldin Buch auf dem Schirm. Zum einen habe ich es Jahre vor den anderen beiden gelesen, es ist aus 2006, und zum anderen ist John Mauldin hier nur Herausgeber und hat nur ein Kapitel selber geschrieben. Die anderen 11 Kapitel wurden von 11 verschiedenen Investoren geschrieben. Die Inhalte der Kapitel sind sehr unterschiedlich und gehen von konkreten Trading Regeln, über behavorial finance bis hin zu Chance Risiko Abwägungen bei der Strategie. Wie bei so vielen Autoren nicht anders zu erwarten, fand ich einige Kapitel interessanter als andere. Insgesamt hat es meine Art zu investieren nicht unbedingt tiefgreifend verändert, aber ich würde es trotzdem wieder lesen, weil es eine kurzweilige Lektüre ist. Ich finde es immer interessant und inspirierend von und über sehr erfolgreiche Investoren zu lesen.
Endgame
Endgame ist das Buch mit dem mir John Mauldin als Autor aufgefallen ist. In dem 2011 erschienen Buch analysiert Mauldin zusammen mit dem Co-Autor Jonathan Tepper die Finanzkrise der Staaten in den USA, der Euro Zone, UK, Australien und Japan. Der Untertitel lautet: „The end of the debt supercycle and how it changes everything“, übersetzt also etwa „Das Ende des Verschuldungs-Superzyklus und wie es alles ändern wird“. Das Buch beschreibt z.B. wie über Jahrzehnte in den USA Rezessionen immer wieder mit einer Politik des billigen Geldes bekämpft wurde und so die Verschuldung immer weiter anstieg. Allerdings hat die Verschuldung irgendwann Grenzen. Wenn die Steigerung nicht aufhört, wird ganz im Sinne eines schwarzen Schwans das Vertrauen der Geldgeber irgendwann recht plötzlich verschwinden. Die Auswirkungen für Wirtschaft und Staat sind dann sehr gravierend. Die Kernnachricht ist, dass es bei dem in den meisten Ländern vorhandenen Verschuldungsniveau keine bequemen Auswegen mehr gibt. Der Ausweg jetzt ist schmerzhaft, ein Aussitzen der Probleme führt später zu noch größeren Problemen.
2011 als das Buch erschien wurde häufig die Frage diskutiert, ob wir eine Deflation oder doch eher eine hohe Inflation bekommen werden. Eindeutig kann John Mauldin das auch nicht beantworten, er meint im Zweifel vielleicht sogar beides. Erst eine Deflation während Staaten noch versuchen durch Sparbemühungen aus der Krise zu kommen (siehe Griechenland) und wenn die Widerstände dagegen zu groß werden, doch noch Gelddrucken und hohe Inflation als einziger anderer Ausweg um den Schuldenberg abzubauen.
Das Buch hat zwei Teile. Der erste Teil beschäftigt sich mit historischen Beispielen wie der Depression der 30’er Jahre und beschreibt wie es zu Hyperinflation und Deflation kommt und welche Auswirkungen sie haben. Im zweiten Teil wird die Situation einzelner Länder besprochen, inbesondere USA, Euro Mittelmeerländer, Japan, UK und Australien. Auch die Auswirkungen auf die wenig verschuldeten Emerging Markets Länder wie Brasilien werden beleuchtet.
In seinem wöchentlichen und kostenlosen Newsletter „Thoughts from the frontline“ setzt John Mauldin seine Überlegungen zu makroökonomischen Themen fort. Auch wenn der Newsletter etwas USA lastig ist, kann ich ihn sehr empfehlen:
http://www.mauldineconomics.com/subscribe
Little Book of Bullseye Investing
Bullseye Investing ist ein Bestseller, der bereits 2004 veröffentlicht wurde und in den USA gibt es eine Serie „Little Books – Big Profits“ in der Investmentbuch Klassiker zusammengefasst und aktualisiet noch mal herausgegeben werden. Bullseye Investing von John Mauldin kam 2012 zu dieser „little books of“ Serie hinzu. Die neue Fassung hat nur wenig über 100 Seiten, ist also wirklich little, inhaltlich aber trotzdem interessant.
Damals wie 2012 argumentiert Mauldin, dass der lange Bullen Markt der 80’er und 90’er Jahre vorbei ist und sich die US Märkte in einem langfristigen Bärenmarkt befinden. Obwohl solche langen Bärenmärkte durchaus längere Phasen ansteigender Kurse aufweisen, empfielt es sich seiner Meinung nach in solchen Phasen nicht einfach nur breitgestreut auf die Entwicklung des Marktes zu setzen. Hier widerspricht Mauldin explizit den Empfehlungen der Wall Street Firmen, die empfehlen möglichst kontinuierlich breit gestreut zu investieren, da dies gut für ihr Geschäft ist. Sehr langfristig sind diese Empfehlungen natürlich richtig, aber wie hat schon Keynes gesagt: „Langfristig sind wir alle tot.“.
Im vorderen Teil des Buch legt Mauldin auf Basis von Gesamtmarktbewertungen dar, wie er zu seiner Einschätzung kommt. In den hinteren Kapiteln geht es dann eher darum, was das für den Privatinvestor heißt. Letztlich empfiehlt er hier einen Value Investment Ansatz, da bereits günstige, gute Unternehmen weniger dem Risiko ausgesetzt sind, dass die Aktien Bewertungen zu ihrem langfristigen Durchschnitt zurückkehren werden bzw. diesen in der Abwärtsbewegung in der Regel sogar deutlich unterschreiten.
Ich fand an diesem Buch den Ansatz interessant nicht nur bottom up nach Einzelwerten zu suchen oder sich auf einer Makro Ebene mit der Wirtschaft zu beschäftigen, sondern sich auch noch das längerfristige Marktumfeld anzuschauen. In steigenden Märkten lässt die Flut alle Bote steigen, in diesen Marktphasen sollte ich vielleicht mehr auf Index ETFs setzen. Die Vorgehensweise in einem Bärenmarkt nicht so sehr breit zu streuen, sondern gezielt günstig bewertete Aktien von guten Unternehmen zu kaufen, verfolge ich sowieso schon immer und verpasse damit vielleicht in ausgeprägten Bullenmärkten unnötig Performance
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Ein informativer Artikel – Vielen Dank für. Ich finde diesen Blog und seine Buchkritik sehr interessant und werde Ihn wieder besuchen.
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