Von mir gibt es hier derzeit nicht viel zu lesen. Das liegt ganz einfach daran, dass ich momentan auch nicht so richtig weiß, wo die Reise hingeht. Sollte man nachkaufen, weil die Notenbanken die Zinsen langfristig unten halten werden und man sich deshalb an höhere Bewertungen gewöhnen muss (zumindest für die nächsten Jahre)? Oder ist dieses Mal wieder nicht alles anders und der nächste Crash steht schon vor der Tür? Ich weiß es leider auch nicht. Wenn ich es wüsste, würde ich auch nicht diesen Blog schreiben, sondern einen Milliarden schweren Hedgefonds führen ;-)
Das bedeutet aber nicht, dass ich mich nicht auch weiterhin mit dem Thema Investieren beschäftige. Ich habe kürzlich einen Klassiker gelesen, den ich heute kurz vorstellen möchte.
Wettbewerbsstrategie von Michael E. Porter wurde schon 1980 veröffentlicht, ist aber in meinen Augen heute genauso aktuell wie damals. Ich habe die englische Fassung von 1998 gelesen, aber auf deutsch gibt es regelmäßig aktualisierte Ausgaben, die letzte aus dem Jahr 2013.
Autor: Michael E. Porter
Porter wurde 1947 geboren und ist Harvard Professor. Er gilt als einer der führenden Managementtheoretiker und ist laut der englischen Ausgabe von Wikipedia der am meisten zitierte Autor in den Wirtschaftswissenschaften.
Wettbewerbsstrategie
Das Buch plädiert für eine systematische Wettbewerbsanalyse sowie eine systematische Analyse der Stärken und Schwächen des eigenen Unternehmens. Daraus kann dann die richtige Strategie für das eigene Unternehmen abgeleitet werden. Porter richtet sich in erster Linie an Führungskräfte der höchsten Ebene, aber auch für Finanzanalysten ist es sehr interessant. Konsequent beachtet, hilft es die Position des analysierten Unternehmens einzuschätzen und sich eine Meinung über die Strategie des Managements zu bilden.
Das Buch ist in 3 Teile unterteilt:
Teil 1 beschäftigt sich mit der Analyse der Industrie, in der sich ein Unternehmen befindet. Nach Porter gibt es 5 Faktoren, die den Wettbewerb bestimmen:
1) mögliche neue Anbieter
2) mögliche Ersatzprodukte
3) Verhandlungsmacht der Lieferanten
4) Verhandlungsmacht der Kunden
5) Intensität des Wettbewerbs der vorhandenen Anbieter
Teil 2 zeigt strategische Optionen für Unternehmen in Märkten in unterschiedlichen Stadien auf z.B. zersplitterte/konzentrierte Konkurrenz und stark wachsender / schrumpfender Markt. Diese Optionen werden z.B. von den Eintrittsbarrieren für neue Wettbewerber aber auch für den Austrittsbarrieren der vorhandenen Wettbewerber bestimmt. Nach Porter kann ein Unternehmen in der Regel nur dann dauerhaft erfolgreich sein, wenn es die Kostenführerschaft erreicht (im gesamten Markt oder einer bestimmten Nische) oder sich mit seinen Produkten qualitativ absetzen und so höhere Preise verlangen kann.
Teil 3 gibt analytische Hinweise für strategische Entscheidungen z.B. über Expansion, vertikale Integration und Diversifikation.
FAZIT
Für mich stand in dem Buch nichts weltbewegend Neues. Dafür sind die Ideen von Porter wahrscheinlich schon längst zu etabliert. Mir kam es eher wie eine Auffrischung aus dem BWL Studium vor. Es ist sehr logisch aufgebaut und grundsätzlich auch gut zu lesen. Da die Gedanken für mich allerdings so einleuchtend waren, hatte ich teilweise etwas Mühe, die Punkte auch zu verinnerlichen und nicht nur drüber zu fliegen.
In einer Welt mit viel Zeit würde ich wahrscheinlich bei jeder neuen Unternehmensanalyse auch noch mal dieses Buch zu Hand nehmen und die relevanten Kapital lesen, um die Gedanken darin mit dem tatsächlichen Handeln des Management abzugleichen. In der wirklichen Welt weiß ich nicht, ob ich so konsequent sein werde, aber schon die eine Auffrischung war das Geld für das Buch mehr als wert. Ich kann es jedem empfehlen, der versucht systematisch Unternehmen zu analysieren.
Mario Brünjes,
Danke für diesen anregenden Artikel. Schwierigkeiten dürfte bereiten, die notwendigen Daten für eine ausreichende Analyse der Wettbewerbssituation zu erlangen. Außerdem gibt es immer das Risiko gravierender, unvorhersehbarer Änderungen – z.B. Konkurrenz von Autos und Flugzeuge zu Eisenbahnen.
Wie es sich auswirkt, daß die Notenbanken seit 2000 versuchen, den natürlichen Zins abzuschaffen und die EZB den nicht funktionierenden EURO erhalten will, weiß ich nicht; ich halte große Schwierigkeiten für wahrscheinlich ohne eine Möglichkeit zu sehen, mich davor zu schützen.
Milud
Klar sind die Informationen das A und O. Das Buch kann nur Anregungen geben, über welche Themen man sich Gedanken machen sollte. Immerhin ist die Informationsbeschaffung im Internetzeitalter wesentlich einfacher als zu der Zeit als das Buch geschrieben worden ist. Für mich ist das auch wieder ein Argument sich bei der Einzeltitel Auswahl auf die Marktsegmente zu beschränken, die man versteht.
2012 erschien auf Forbes ein sehr interessanter Artikel zu den Theorien von Michael Porter.
Es lohnt sich, diesen im Zusammenhang mit diesen Beitrag zu lesen!
http://www.forbes.com/sites/stevedenning/2012/11/20/what-killed-michael-porters-monitor-group-the-one-force-that-really-matters/
Interessanter kritischer Artikel zum Thema. Danke für den Link. Ich halte die Kritik allerdings für überzogen. Allerdings auch, weil ich aus dem Buch nicht solche Versprechungen heraus gelesen habe, wie im Artikel kritisiert werden (dauerhafte Übergewinne unabhängig vom Kundennutzen, wenn die Strategie gut gewählt wird). Dinge wie Eintrittsbarrieren gibt es nun mal trotzdem und in meinen Augen macht es Sinn sich darüber Gedanken zu machen in welchem Wettbewerbsumfeld sich ein Unternehmen bewegt. Wer mit den höchsten Kosten einen Preiskrieg startet wird z.B. jedenfalls kaum dauerhaft erfolgreich sein.
Pingback: Buch: Wettbewerbsstrategie | temp6