von Guy Spier
Bei dem Buch, das ich heute kurz vorstellen möchte, handelt sich nicht um eine von den vielen Anleitungen um Value Investor zu werden, sondern um die Autobiographie eines Value Investors mit eigenem Value Hedge Fonds (Aquamarine Fund). Ich habe die Chance für ein Rezensionsexemplar gerade deshalb ergriffen, weil ich von dem Autor noch nie was gehört habe. Die Superstars sind zwar faszinierend, aber momentan finde auch die Frage spannend, wie die „normalen“ Hedgefondsmanager zu ihren Fonds kamen.
Der Autor:
Guy Spier ist 49 und hat in Oxford und Harvard studiert. Danach landete er als Möchtegern Gordon Gecko an der Wall Street. Über Umwege und Rückschläge ist er dann beim Value Investing angekommen und verwaltet seinen eigenen Hedge Fonds.
1. Teil Autobiographie
Das Buch ist in den ersten 9 von 13 Kapiteln überwiegend eine Autobiographie. Vor dem Lesen war ich gespannt darauf zu erfahren, wie er es geschafft hat, seinen eigenen Fonds zu gründen. Wer keinen reichen Vater hat, bekommt hierzu allerdings in diesem Buch leider keine Ratschläge, denn der war es, der es ihm ermöglicht hat mit dem eigenen Fonds zu starten.
Sein großes Vorbild ist Warren Buffett. Das geht vielen Value Investoren so, aber er ist so erfolgreich, dass er sich zusammen mit Mohnish Pabrai einem anderen Superstar Value Investor eines der jährlich versteigerten Mittagessen mit Warren Buffett leisten konnte. 2007 war das noch für den Schäppchenpreis von $ 650.000 zu haben. Allen, die das wie ich noch nicht erreicht haben, aber gerne erreichen würden, muss ich leider berichten, dass der Preis im Jahr 2015 schon auf $ 2,3 Mio. gestiegen ist.
2. Teil Value Investing Ratschläge
Im hinteren Teil des Buchs geht es dann etwas mehr um das Value Investing an sich. Dabei aber auch nicht um die unschlagbare Kennzahl oder die Technik eine Bilanz richtig zu interpretieren, sondern um praktische Regeln, die sich für ihn in seiner täglichen Arbeit als sinvoll herausgestellt haben. Was ich richtig gut finde, ist, dass er betont, dass jeder seine eigenen Regeln finden muss, die zu seiner Mentalität und seinen Schwächen passen. Eine seiner Regeln ist z.B. „Wenn eine Aktie fällt, nachdem Sie sie gekauft haben, verkaufen Sie sie zwei Jahre lang nicht“. Das ist sicherlich eine gute Regel, wenn man temporäre Verluste nicht gut aushalten kann und dazu neigt zu schnell wieder zu verkaufen. In der Anfangsphase meiner Investments freue ich persönlich mich sogar manchmal über weiter fallende Kurse, denn dann bekomme ich noch mehr Aktien zu einem noch günstigeren Preis. Meine Regel für fallende Kurse ist deshalb eher vor jedem Nachkauf zu überprüfen, ob die eigene Theorie noch plausibel ist (siehe meine aktuelle Verunsicherung im Ölmarkt). Der Aufruf eigene Regeln und Checklisten zu entwickeln, ist für den Leser natürlich nicht so bequem, aber am Ende potentiell nützlicher.
FAZIT
Guy Spier ist ein paar Jahre älter als ich und so ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass ich immer wieder Parallelen zwischen ihm und mir festgestellt habe. Bei ihm allerdings immer auf höherem Niveau. Ich fand Gorden Gecko im Studium cool und er ist als Möchtegern Gecko an der Wall Street gelandet. Wir haben beide in relativ jungen Jahren das Value Investing für uns entdeckt und verehren Warren Buffett. Ich allerdings aus der Ferne, während er ihn persönlich kennt. Er hat mit Hilfe seiner Familie einen eigenen Hedge Fonds gegründet, während ich nur mein eigenes Portfolio verwalte und hier blogge. Er hat in der Finanzkrise 2008 die Nerven behalten und seine Aktien gehalten. Ich war noch extremer und bin von 50% Cash Reserve kommend Ende 2008 zu 100% in Aktien investiert gewesen. Danach habe ich sogar sehnsüchtig jeden Monat auf das Gehalt gewartet, um meine Sparquote sofort wieder zu noch günstigeren Kursen zu investieren.
Das Buch an sich liest sich ganz gut und wenn ich selber noch am Anfang meiner Value-Investoren „Karriere“ stehen würde, hätte es mich sicherlich motiviert mit Elan in diese Richtung weiterzugehen.