Bestellt aber nicht abgeholt

Fast alle Schiffsmärkte leiden seit Jahren unter einem Überangebot an Schiffen, was leider nicht unbedingt dazu geführt hat, dass wesentlich weniger neu bestellt worden wäre. Laut www.VesselsValue.com wurden insgesamt 2.440 Schiffe zu Auslieferung im Jahr 2017 bestellt. Allerdings wurde bis Ende Oktober erst die Hälfte tatsächlich ausgeliefert. Das wird auch nicht mehr aufgeholt werden, denn zum Ende des Jahres werden normalerweise deutlich unterdurchschnittlich viele Schiffe ausgeliefert. Der Grund dafür ist, dass der Eigner durch ein paar Wochen Wartezeit ein Schiff mit dem „Baujahr“ 2018 bekommt, was optisch jünger wirkt und später auf dem Gebrauchtmarkt zu einem etwas höheren Wert beitragen kann.

Die 50% Auslieferungsquote ist natürlich nur ein Durchschnitt. Die folgende Grafik von www.VesselsValue.com zeigt anschaulich, wie es für verschiedene Segmente aussieht.

Die 3 linken Säulen betreffen alle die Offshore Öl- und Gasindustrie. Insofern ist es kein Wunder, dass hier mehr als zwei Drittel der Auslieferungen verschoben wurden.

Das bei den Bulkern und LPG Tankern mit mehr als zwei Dritteln, die meisten Schiffe pünktlich ausgeliefert wurden, kann auch nicht wirklich überraschen. Gerade große Bulker erfreuen sich dank der hohen Nachfrage aus China für Eisenerz und Kohle erholter Charterraten und LPG Tanker sind regelmäßig vorzeitig über mehrere Jahre ab Auslieferung verchartert.

Der Tanker Bereich interessiert mich natürlich besonders, weil das, abgesehen von den Offshore Anleihen, der einzige Bereich ist in dem ich derzeit mit DHT und Euronav investiert bin. Es war schon Anfang des Jahres absehbar, dass die vielen Auslieferungen zu deutlich niedrigeren Charterraten als im letzten Jahr kommen würde, deshalb hatte ich gehofft, dass es zu mehr Verschiebungen kommen würde als tatsächlich eingetreten ist. Bewahrheitet haben sich hingegen die Prognosen deutlich niedrigerer Tanker Charterraten:

Bei Bulkern (Import) und Containerschiffen (Export) spielt China schon lange eine extrem wichtige Rolle. Diese wird nun auch bei Tankern wichtiger. Bimco meldete gestern, dass die gestiegene Nachfrage aus China 45 VLCCs zusätzlich beschäftigt. Die Ölimporte sind dabei zum einen deutlich gestiegen und zum anderen werden sie über längere Distanzen transportiert. Angola hat dabei Saudi Arabien als Öllieferant Nummer 1 für China überholt. Leider hat das wohl nur ein noch größeres Desaster vermieden, abernicht zu einem Anstieg der Charterraten geführt. Kurzfristig werden die Charterraten wohl in den kommenden Monaten steigen, denn es ist Hochsaison, aber daruber hinaus betrachtet wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis die erhöhten Öllagerbestände wieder abgebaut wurden, die sich zu den extrem niedrigen Preisen 2014 und 2015 aufgebaut haben und bis endlich weniger neue Tanker bestellt und ausgeliefert werden.

Trotz aller schlechten Entwicklung auf dem Tanker Markt waren meine beiden Käufe aus diesem Jahr übrigens ok. Der letzte DHT Nachkauf liegt ungefähr bei Plus/Minus Null und Euronav sogar hoch einstellig im Plus. Ich plane allerdings ohnehin mittelfristig drin zu bleiben und würde mich auch von Kursrückschlägen nicht abschrecken lassen.

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