Buch: Poor Economics

von: Abhijit V. Banerjee und Esther Duflo

Ich war lange nicht mehr so angetan von einem Sachbuch, wie von „Poor Economics“ (so heißt auch die deutschen Ausgabe). Es beschäftigt sich mit der Frage, wie man die Armut auf der Welt effektiv bekämpfen kann. Man könnte also streiten, ob das thematisch hier rein passt, aber da ich mir vorstellen kann, dass einige meiner Leser, wie ich, gerne mal etwas über den Börsen-Tellerrand hinausschauen, möchte ich es trotzdem kurz vorstellen.

Das Buch ist bereits 2011 erschienen und wurde im selben Jahr zum Financial Times and Goldman Sachs Business Book of the Year Award gekürt. Das das Buch inzwischen schon 10 Jahre alt ist, tut ihm in meinen Augen keinen Abbruch. Natürlich sind die zitierten Studien und Statistiken schon etwas älter, aber ich denke nicht, dass sich an den grundlegenden Erkenntnissen irgendwas geändert hat.

Die Autoren

Die beiden Autoren sind verheiratet, beide Professoren am MIT und haben 2019 zusammen den Nobelpreis für Wirtschaft bekommen.

Das Buch

Thematische Schwerpunkte bilden unter anderem:

– Bildung

– Gesundheitsversorgung (Vorsorge und Behandlungen)

– Finanzen (Verfügbarkeit von Darlehen und Konten)

– unternehmerische Risiken mangels Alternativen

– Politik und Gesellschaft (z.B. Korruption und die Rolle der Frauen)

Begeistert hat mich dabei der empirische von den Betroffenen kommende Betrachtungsansatz. Damit meine ich, dass die beiden Autoren nicht Makro-Ökonomische Überzeugungen in Handlungsanweisungen übertragen und sich dann wundern, warum es am Ende nicht funktioniert hat.

Stattdessen werden sowohl Angebots- als auch Nachfrage betonende Ansätze beleuchtet und ganz konkret im Detail hinterfragt. Für mehr Bildung hilft es z.B. wenig auf staatlicher Ebene für mehr Geld für Schulen zu sorgen, wenn von einem Dollar mehr Budget am Ende im Durchschnitt nur 13 Cent bei den Schulen ankommen. Bei manchen Schulen in Uganda, um die es in diesem Fall ging, kam auch gar nichts an. Um für bessere Ausstattungen zu sorgen, brauchte es also nicht noch mehr Geld, sondern einen Weg das „versickern“ zu verhindern. In dem Fall hat man wohl gute Erfahrungen gemacht, in dem vorab unter anderem in der Presse im Detail bis zur einzelnen Schule veröffentlicht wurde, wie viel Geld auf den Weg gebracht wird. Auch korrupte Politiker und Beamte halten sich offensichtlich zurück, wenn sie befürchten müssen, sich rechtfertigen zu müssen.

Das Buch enthält sehr viele konkrete Beispiele, die meines Erachtens sehr gut und vorurteilsfrei erläutern, wie die Umstände sind, aber auch warum sich die Armen verhalten, wie sie sich verhalten. Denn tatsächlich sind es nicht ausschließlich die äußeren Umstände, die häufig verhindern, dass eine nachhaltige Verbesserung eintritt.

FAZIT

Ich will gar nicht weitere Beispiele aufzählen, die mich persönlich beeindruckt haben. Wer sich ansatzweise für das Thema interessiert, sollte das Buch meiner Meinung nach auf jeden Fall selber lesen.

Ich weiß allerdings nach der Lektüre nicht, ob ich jetzt für die Bekämpfung der absoluten Armut positiver gestimmt sein soll oder nicht. Einerseits sind es häufig nur einfache Kleinigkeiten, die einen positiven Unterschied machen und andererseits sind es im Detail so viele Dinge, die schief gehen können, dass daran jede groß angelegte Maßnahme scheitern kann.

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