Buch: Die Prinzipien des Erfolgs

von Ray Dalio

Ray Dalio ist vielleicht nicht so berühmt wie Warren Buffett, aber vielen, die sich für extrem erfolgreiche Investoren interessieren, dürfte er trotzdem ein Begriff sein. Er hat Bridgewater Associates einen der größten und gleichzeitig erfolgreichsten Anbieter von Hedgefonds der Welt gegründet und aufgebaut.

Wenn man den Titel und den Autor liest, wird man wahrscheinlich denken, dass es in dem Buch um erfolgreiches investieren geht. Tatsächlich geht es aber um Erfolg im Leben und den Erfolg von Unternehmen. Ungewöhnliche Themen für einen Investment Guru, aber welche zu denen Ray Dalio durchaus was interessantes zu sagen hat.

Teil I: Ray Dalio Autobiographie

Ray Dalio wurde 1949 geboren und hat sich schon als Teenager für die Kapitalmärkte interessiert. Nach einem Harvard MBA und nur zwei Jahren als Angestellter bei einem Broker gründete er 1975 Bridgewater Associates. Anfänglich war Bridgewater eine Research und Consulting Firma. Die Verwaltung von Kapital für institutionelle Investoren begann erst ungefähr 10 Jahre später und die Weltbank war der erste Kunde. Heute verwaltet Bridgewater nach eigenen Angaben rund 160 Mrd. USD für ca. 350 institutionelle Investoren und Ray Dalio ist mit einem geschätzten Vermögen von 16 bis 18 Mrd. USD einer der reichsten Menschen der Welt.

Den Werdegang von Ray Dalio und Bridgewater kann man auch in dem Buch nachlesen. Teil I des Buch umfasst eine rund 150-seitige Autobiographie. Ich fand diesen Teil spannend, auch wenn er nicht so Detailreich ist, wie eine „pure“ Biographie, die dann üblicherweise auch ein mehrfaches an Seiten hätte.

Teil II: Prinzipien für das Leben

Ebenfalls rund 150 Seiten umfasst der Teil II des Buchs, in dem es um Prinzipien für ein erfolgreiches Leben geht. Erfolgreich kann dabei jeder für sich selber definieren, denn die Ziele sind so allgemein formuliert, dass sie nicht monetär sein müssen. Ein, wie ich finde, richtiges und wichtiges, Prinzip ist z.B. der Wahrheit ins Gesicht zu sehen oder wie Ray schreibt „Die Realität anerkennen und mit ihr arbeiten“. Wenn man sich seiner Ziele bewusst ist und die Realität akzeptiert wie sie ist und sich nicht in Wunschträumen verliert, kann man auch seine Ziele angehen. Ray Dalio empfiehlt dafür einen 5-Schritte Prozess:

1) Klare Ziele haben

2) Probleme, die dem Erreichen dieser Ziele im Weg stehen, identifizieren und nicht tolerieren.

3) Die Probleme präzise diagnostizieren, um ihre Ursachen zu erkennen.

4) Pläne entwerfen, mit denen sie sich überwinden lassen.

5. Tun was nötig ist, um mit diesen Plänen zu Ergebnissen zu kommen.

Auf jeden dieser Schritte geht er dann im zweiten Teil noch weiter ein. Dieser Teil endet mit sehr interessanten Kapiteln darüber wie Menschen nachdenken und wie das Gehirn funktioniert. Es geht außerdem darum, dass unterschiedliche Menschen unterschiedlich „ticken“ und wie man damit positiv und konstruktiv umgeht.

Teil III: Prinzipien für die Arbeit

Mit rund 300 Seiten nimmt der dritte und letzte Teil des Buchs ungefähr die Hälfte aller Seiten ein. Die Prinzipien für die Arbeit bauen dabei teilweise auf den Prinzipien für das Leben auf. Um z.B. die richtigen Mitarbeiter auszuwählen, helfen wieder die Erkenntnisse darüber das unterschiedliche Menschen unterschiedlich ticken. Tatsächlich scheint Bridgewater eine der Firmen zu sein, die eine datenbasierte Mitarbeiterauswahl und -führung bisher am weitesten getrieben haben. Dazu gehören psychologische Tests wie der Myers-Briggs Test und die kontinuierliche Erfassung von Erfolgen und Misserfolgen jedes einzelnen Mitarbeiters. Die Vielzahl der Daten erlaubt es einzelnen Mitarbeitern zu verschiedenen Themen jeweils individuelle Glaubwürdigkeiten zu geben. Diese werden wiederum genutzt, um Entscheidungen nicht hierarchisch von oben herab und auch nicht basisdemokratisch nach Köpfen sondern nach Glaubwürdigkeit gewichtet zu treffen. Idealerweise versucht man trotzdem nach allen drei Möglichkeiten zum selben Ergebnis zu kommen. Ray Dalio nennt das Ideen Meritokratie.

Bedenkenswert finde ich auch das Menschen nach Dalio folgendes mitbringen:

1) Werte

2) Kompetenzen

3) Fähigkeiten

Werte sind grundlegende Überzeugungen für die sich Menschen wahrscheinlich einsetzen werden, aber die sie auch nicht leicht ablegen werden. Werte oder, wie ich vielleicht sagen würde Eigenschaften, wie Loyalität oder Egoismus sollten deshalb bei der Auswahl von Mitarbeitern eine grundlegende Rolle spielen.

Unter Kompetenzen versteht Dalio Dinge wie logisches Denkvermögen, schnelle Auffassungsgabe und Kreativität. Kompetenzen sind tendenziell gegeben und lassen sich durch Trainings nur schwer bis gar nicht verändern. Ich denke, dass kann wahrscheinlich jeder für sich selber bestätigen. Ich bin z.B. eher ein 80/20 Mensch und musste für den Job mühsam lernen für bestimmte Kalkulationen und Verträge 100% penibel zu sein. Heute kann ich das, aber ich muss mich dafür immer noch sehr konzentrieren. Neben den richtigen Werten sind die Kompetenzen deshalb das zweitwichtigste Kriterium für die Auswahl von Mitarbeitern.

Unter Fähigkeiten fallen z.B. Kenntnisse in bestimmten Softwarelösungen, Sprachkenntnisse, gefeilte Rhetorik usw. Solche Fähigkeiten kann man lernen, trotzdem sind es häufig die notwendigen Fähigkeiten, die einem zuerst einfallen, wenn man eine Stellenbeschreibung erstellt. Natürlich ist es auch richtig Kandidaten zu suchen, die die notwendigen Fähigkeiten bereits mitbringen. Man sollte nur darüber die Werte und Kompetenzen nicht vergessen.

FAZIT

Das Buch, insbesondere der dritte Teil, enthält noch viele weitere Beispiele der Zusammenarbeit wie sie bei Bridgewater praktiziert und über die Jahre verfeinert wurde. Teilweise liest sich das aus der deutschen, von den Daten- und Kündigungsschutz geprägten, Brille etwas krass. Aber für mich sind das trotzdem interessante Denkanstöße, die man ja nicht zu 100% übernehmen muss.

Ich kann das jedem Buch jedem empfehlen, der ein Unternehmen führt, in leitender Position tätig ist oder sich einfach für Unternehmensführung interessiert.

10 Gedanken zu „Buch: Die Prinzipien des Erfolgs

  1. Lasse

    Hallo Herr Brünjes,

    vielen Dank für die Empfehlung – ich habe mir das Buch gekauft und es ist in der tat sehr gut zu lesen.
    Durch das Buch bin ich auf Artikel zu dem Allweather Portfolio gestoßen, welches sich ja wie folgt zusammensetzt:
    55% Anleihen
    30% Aktien
    15% Rohstoffe

    Meine Frage lautet nun wie diese Verteilung bei Ihnen aussieht und ob Sie sich da auch an bestimmte Richtlinien halten.

    Beste Grüße

    Lasse

    Antworten
    1. Value Mario Beitragsautor

      Es freut mich, dass dir das Buch gefallen hat. Man könnte vielleicht sagen, dass ich sowas ähnliches wie das Allweather Portfolio verfolge, allerdings ohne im Portfolio feste Anteile festzulegen. Ich versuche mich auf Dinge zu konzentrieren, die ich verstehe und lasse mich dann im Einzelfall davon leiten, in welchem Instrument ich das bessere Chance / Risiko Verhältnis sehe. Das sind dann innerhalb der gleichen Branche manchmal Aktien und manchmal Anleihen. So bin ich z.B. innerhalb des Flugzeugleasing bei Aercap in Aktien und bei Air Lease in Anleihen investiert.

      Weil das trotzdem eine ganz spannende Frage ist, die ich so nicht beantworten konnte, habe ich schnell mal geschaut wie es aktuell bei mir aussieht:

      Aktien 42%
      Anleihen 38%
      Vorzugsaktien und Nachranganleihen 14%
      Gold 6%

      Mein Anteil an Anleihen ist also etwas niedriger als im Allweather Portfolio von Bridgewater und selbst dieser hohe Anteil ergibt sich auch dadurch, dass ich mich durch die höhere Sicherheit bei Anleihen auch wohler fühle größere Positionen einzugehen. Teilweise, wie z.B. bei der Stena Anleihe werden diese auch nur in großen Stückelungen gehandelt. Wenn ich mehr Aktien, die ich verstehe, zu attraktiven Bewertungen finde würde, hätte ich eine höhere Aktienquote und weniger Anleihen wie die von Stena oder die indexierte Bundesanleihe. Die Gold Position verstehe ich tatsächlich im Sinne eines Allweather Portfolio. Das Gold halte ich als Versicherung für ganz schlechte Zeiten und hoffe, dass ich diese Versicherung nie brauche…

      Gruß
      Mario

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  2. Lasse

    Würdest du einen ETF auf US Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen für eine Anleihenquote von sagen wir 15-30 Prozent empfehlen?

    Antworten
    1. Value Mario Beitragsautor

      Ich persönlich würde nicht alle Anleihen außerhalb des Euro halten, auch wenn ich bei den festverzinslichen derzeit auch den Dollar bevorzuge. Da hat man wenigstens noch die Chance positive reale Zinsen zu finden, allerdings hat man dann auch das Währungsrisiko.

      Ein ETF auf Staatsanleihen würde ich für mich nicht kaufen, denn die kann man sich ja ganz simpel selber ins Depot legen. Auf Unternehmensanleihen ist ein ETF schon sinnvoller. Empfehlen kann ich allerdings keinen, da ich es bevorzuge direkt in Anleihen zu investieren, die ich auch selber analysiert habe. Dazu gehört immer auch den Verkaufsprospekt zu lesen. Ich habe schon oft Bedingungen gefunden, die mich von einer ansonsten interessanten Anleihe abgehalten haben. Breit gestreut bin ich bei den Anleihen nur in dem aktiv gemanagten Nordix Fonds investiert, den ich hier auch schon mal vorgestellt habe:

      https://value-shares.de/2013/10/25/nordix-renten-plus-interessanter-kleiner-rentenfonds/

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  3. Lasse

    Laut Comdirect ist das Fondsvolumen mittlerweile von € 8,5 Mio. auf knapp € 60 Mio gestiegen. Würdest du heute trotzdem auf das selbe Fazit kommen?

    Antworten
    1. Value Mario Beitragsautor

      Ich sehe die 60 Mio. Euro sogar als positiv. 8,5 Mio. waren eigentlich so wenig, dass man die hohen administrativen Kosten eines offenen Fonds damit kaum stemmen kann. 60 Mio. sind immer noch wenig und erlauben meiner Meinung nach immer noch Investitionen in der Nische. Große Rentenfonds sind ja eher im Milliardenbereich angesiedelt.

      Beim Volumen sehe ich also kein Problem. Allerdings habe ich mich mit dem im Fonds enthaltenen Anleihen schon lange nicht mehr im Detail beschäftigt. Für mich ist er bisher eindeutig besser als Cash und deshalb beschäftige ich mich damit erst wieder, wenn ich voll investiert bin und abwägen muss, um was Neues zu kaufen. Vor einem eigenen Investment bitte, wie bei allen meinen Artikeln und Kommentaren, immer selber auch die Hausaufgaben machen und im Detail reinschauen!

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  4. Malte

    A propos Anleihen, was hälst du von dieser Neuemission?
    – 5,25%-Anleihe der Deutsche Rohstoff AG (WKN A2YN3Q)

    Grüße Malte

    Antworten
    1. Value Mario Beitragsautor

      Ich habe nach wie vor keine fundierte Meinung zur Deutsche Rohstoff AG, aber meine oberflächliche negative Meinung bleibt bestehen, weil ich die Nische von der Deutsche Rohstoff nicht verstehen kann. Meiner Meinung nach ist das Unternehmen mit einer Börsenkapitalisierung knapp 68 Mio. Euro viel zu klein für dieses Geschäft. Was können die außerdem aus Mannheim heraus besser als die Nordamerikaner vor Ort? Eine 100 Mio. Anleihe ist außerdem in Relation zur Börsenkapitalisierung ziemlich viel. Der Leverage bei den Großen liegt, wenn ich mich jetzt nicht total irre, bei allen unter 50%.

      Wenn überhaupt kann diese Anleihe nur Sinn machen, weil sie für die offensichtlichen Risiken auch eine ziemlich hohe Rendite verspricht. Ich denke aber, dass ich an dem Versuch die Rückzahlungswahrscheinlichkeit einzuschätzen scheitern würde, deshalb versuche ich es gar nicht erst.

      Gruß
      Mario

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  5. Lasse

    Hallo Mario,

    wie ist deine Meinung zu Inflation-linked Bonds?
    In letzter Zeit ließt man ja vermehrt, dass auch berühmte Investoren (wie beispielsweise Ray Dalio oder Charlie Munger) davon ausgehen, dass es in naher Zukunft zu einer erhöhten Inflation kommen wird. Wenn ich das richtig verstehe, werden die Gründe hierfür in der Kombination aus hohen Staatsschulden, den hohen Pensionsverpflichtungen und niedrigen Zinsen gesehen. In Folge bleibt gar nichts anderes übrig als Geld zu drucken um den Verpflichtungen nachzukommen…

    Würdest du aufgrund dieser Argumentation in Inflation-linked Bonds investieren und falls ja, bevorzugst du hierbei amerikanische oder europäische Anleihen?

    Wie immer vielen Dank und beste Grüße

    Lasse

    Antworten
    1. Value Mario Beitragsautor

      Hallo Lasse,

      ich habe schon seit 2016 einen Inflation linked bond im Depot. In dem dazugehörigen Artikel kannst du einiges zu meiner Meinung zu dem Thema lesen. Lies auch die Kommentare gerade bei dem Artikel gab es auch wertvolle Hinweise in den Kommentaren.

      https://value-shares.de/2016/07/15/bundesanleihe-mit-inflationsschutz/

      Seither habe ich mich nicht mehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, auch weil ich nicht behaupten kann, dass das Investment für mich bisher super gelaufen wäre. Der leichte Kursverlust seit meinem Kauf ist immer noch größer als die mickrigen Zinsen. Wie du lesen kannst, ging es da ja aber von Anfang mehr darum, im idealen Fall wenigstens das Geld real zu halten. Da die „Rendite“ überwiegend aus der Inflationsanpassung des Rückzahlungsbetrags kommt, kann das mit dem realen Gelderhalt immer noch klappen über die Laufzeit.

      Ob es nun früher später zu der großen Inflation kommt oder nicht, kann ich letztlich auch nicht beurteilen. Einerseits ist das schon seit der Finanzkrise mein Gefühl und andererseits zeigt Japan wie lange Zinsen und Inflation bei alternder und sinkender Bevölkerung unten bleiben können. Man darf auch nicht völlig unterschätzen, dass der Staat am Ende immer noch andere Möglichkeiten hat. Die Inflation kann anders berechnet werden, Pensionskassen etc. können verpflichtet werden Staatsanleihen zu kaufen (die Risikogewichtung bei Banken und Versicherungen drängt die da heute schon hin…)

      Mangels Alternativen halte ich die Bundesanleihe erstmal weiter, suche aber gerade nicht nach weiteren Möglichkeiten. Ich konzentriere mich auf der festverzinslichen Seite eher auf Laufzeiten von 2 bis 3 Jahren oder Papiere die danach auf Floating umgestellt werden. So hat man zwar keine Chancen, aber die Risiken sind begrenzt, wenn die Inflation und die Zinsen irgendwann wieder steigen.

      Gruß
      Mario

      Antworten

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