OMV – eine kurze und eine lange Anleihe

ISIN: XS1917590876 (Anleihe 2023)

ISIN: XS2154348424

aktuelle Rendite: 2,95% (Anleihe 2023)

aktuelle Rendite: 3,5% (Anleihe 2032)

In meinem kleinen Jahresrückblick hatte ich schon angedeutet, dass für mich aktuell ein Fokus darauf liegt mir mehr verzinsliches Einkommen zu sichern.

Während ich mir die Präsentation der 2022‘er Ergebnisse von OMV angesehen habe, ist mir aufgefallen, dass OMV zum Ende letzten Jahres nur noch eine netto Verschuldung inklusive Leasing von 2,2 Mrd. Euro hatte, bei einem Jahresgewinn nach Steuern im Jahr 2022 von 5,2 Mrd.

Nachdem die Nachranganleihe aus meinem Depot im Jahr 2021 freiwillig zurückgezahlt wurde, hat mich das zusammen mit dem gestiegenen Zinsniveau auf die Idee gebracht, mal wieder zu schauen, welche Anleihen es von OMV so gibt, die für mich in Frage kommen könnten.

OMV – welche Anleihe soll es sein?

Die Auswahl eines konkreten Papiers war dieses Mal ein ziemlich iterativer Prozess bei dem ich meine Meinung während des Schreibens mehrmals geändert habe. Neben den beiden hier erwähnten, habe ich auch noch die 2025 erstmals kündbare Nachranganleihe in der Auswahl gehabt.

Ausgangspunkt der Idee war ja Verhältnis von niedriger netto Verschuldung im Vergleich zu den aktuellen Gewinnen. Das ist eindeutig ein kurzfristiges Argument, gerade in so einer zyklischen Branche, die zumindest langfristig auch noch vor großen strukturellen Veränderungen steht. Die nur noch bis Dezember diesen Jahres laufende Anleihe bringt eine Rendite von nicht ganz 3% p.a. Das ist besser als 1-Jahres Festgeld, bei für mich auf den ersten Blick vergleichbarem Risiko.

Bei der weiteren Recherche und mit dem Bauchgefühl, dass die kurze Laufzeit nett ist, aber es aber doch auch schön wäre für etwas längere Zeit Kapital zu investieren, habe ich mir auch noch die längeren Laufzeiten angeschaut.

Die bis 2032 laufende Rendite kann man aktuell mit einer Rendite von rund 3,5% kaufen. Eigentlich suche ich im längerfristigen Bereich nach Renditen von über 4%, aber andererseits bin ich mir nicht sicher, ob die längerfristigen Zinsen nicht bald schon wieder sinken, falls die Märkte einpreisen, dass die Inflation eingedämmt werden kann.

OMV – Rückzahlungsfähigkeit / Geschäftsmodell

Wie erwähnt war der Auslöser für mein Interesse das Verhältnis von hohen laufenden Gewinnen im Vergleich zu einer zunehmend gegen Null gehenden netto Verschuldung. Für die nur noch dieses Jahr laufende Anleihe ist das Risiko deshalb aus meiner Sicht sehr gering. Ich glaube weder, dass die Öl- und Gaspreise kurzfristig dramatisch einbrechen, noch dass es bei OMV einen Bilanzfälschungsskandal oder eine kurzfristig katastrophale geschäftliche Geschäftsentscheidung geben wird. Irgendetwas in der Art müsste aber eintreten, damit die Anleihe nicht bedient werden könnte.

Bei der erst 2032 fälligen Anleihe sieht das Ganze schon etwas anders aus. OMV ist der erste Ölkonzern bei dem es mir bewusst so sehr aufgefallen ist, dass das Öl- und Gasgeschäft aktiv sukzessive reduziert werden soll. Alle anderen Ölkonzerne investieren zwar mehr oder weniger viel in alternative Geschäftsmodelle ohne aber kurzfristig das traditionelle Geschäft zu reduzieren. Sie versuchen nur nicht so stark zu wachsen, wie sie es vielleicht früher getan hätten. OMV hingegen will laut Capital Markets Day 2022 die Produktion von 490 Tausend Barrel Öl und Gas Äquivalenten bereits 2025 auf 450 Tausend und bis 2030 auf unter 400 kboe/d sinken lassen.

Die Quelle für die aktuell so hohen Gewinne soll also aufgegeben werden, um dem Kampf gegen den Klimawandel gerecht zu werden. Grundsätzlich richtig und wichtig, aber wird OMV dann künftig auch noch genug verdienen?

Die Schwerpunkte sollen künftig im Bereich Chemikalien / Kunststoffe und Bio Kraftstoffen liegen. Auch Geothermie und die Speicherung von CO2 sollen eine Rolle spielen. Mit Blick auf die Aktie würde mir eine Bewertung extrem schwer fallen. Für die 2032 fällige Anleihe geht das etwas einfacher (hoffentlich denke ich nicht zu einfach). Die brutto Finanzverbindlichkeiten inklusive Leasing lagen zum Ende 2022 bei rund 10,3 Mrd. Euro. und im Geschäftsbereich Chemicals & Materials wurden von von 2017 bis 2022 im Durchschnitt operative Gewinne von rund 1,5 Mrd. Euro pro Jahr erwirtschaftet. Es gab zwar mit nur 0,15 Mrd. einen Ausreißer im Jahr 2020 aber trotzdem sollte grundsätzlich nur das bestehende Geschäft dieses Geschäftsbereichs ausreichen, um die bestehenden Verbindlichkeiten abzudecken.

Mit der vorhandenen Liquidität (8,1 Mrd.) und den immer noch zu erwartenden Gewinnen aus der Öl- und Gasförderung habe ich dann bis 2032 einen ziemlichen großen Puffer für Fehlschläge des Managements auf dem Weg zu einem nachhaltig profitablen Geschäftsmodells außerhalb der Förderung von Öl und Gas.

FAZIT

Für diesen Artikel habe ich natürlich auch noch mal meinen alten Artikel zu OMV gelesen. Daraus stammt dieses Zitat: „…ich mit diesem Artikel auch nicht so zufrieden, wie mit manch anderem. Vieles bleibt im Bereich der Einschätzung und am Ende des Tages des Bauchgefühls.“ und genauso geht es mir dieses Mal wieder. Selten bin über mehr als eine Woche so zwischen den verschiedenen Möglichkeiten hin und her geschwankt.

Am Ende bleibt wieder eine etwas schwache oder zumindest nicht sehr tiefgründige Analyse und gleichzeitig ein sehr gutes Bauchgefühl. Ich vertraue auf letzteres aber ersteres hat mich dazu gebracht den Einsatz etwa zu halbieren. Für die andere Hälfte habe mich mich stattdessen für den Kurzläufer entschieden, da ich für den die Risiken für vernachlässigbar halte.

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